0152 - Größer als die Sonne
Raketen. Und wir benötigen einige Tausend Tränengasbehälter, die als Handgranaten geworfen werden. Morgen vor Sonnenaufgang erwarte ich eine Meldung, daß eine Reserve von fünftausend Tränengashandgranaten vorhanden ist. Berücksichtigen Sie dabei, daß die Ausfallgruppen noch vorher damit ausgerüstet werden müssen. An weitreichenden Raketen sind rund tausend Stück zu erstellen. Lassen Sie sich etwas einfallen, damit man mit den Lafetten besser zielen kann. Das war's, meine Herren!"
Der Kommandant ließ die Männer allein zurück.
*
In der folgenden Nacht kam Thomas Herzog nicht zur Ruhe.
Läufer aus der Gasfabrikation und vom Pulverraketenbau trafen ständig bei ihm ein. Von Stunde zu Stunde forderten diese Abteilungen weitere Arbeitskräfte an. Wer von den Wissenschaftlern nur etwas handwerkliches Geschick besaß, wurde eingesetzt.
Um die dritte Morgenstunde herum glaubte man zu wissen, daß in etwa zwei Stunden das gestellte Soll das Kommandanten erfüllt werden konnte, als die provisorische Gasabfüllanlage undicht wurde.
„Was ist denn hier los?" rief ein Mann und wischte sich die Tränen fort.
„Gasalarm!" brüllte ein anderer, der die Situation sofort erfaßt hatte. Fluchtartig ließ jeder alles stehen und liegen. Auch Tyll Leyden war unter den fliehenden Männern. Er suchte einen Kampfanzug. Hinter ihm wurden in höchster Eile die Schotte manuell geschlossen. Man wollte nicht Gefahr laufen, das ganze Schiff mit Tränengas zu verseuchen.
Endlich sah Leyden einen Schrank, in dem Kampfanzüge aufbewahrt wurden. Er zog einen davon an, nahm zwei weitere Anzüge über den Arm und ging zurück. Seinen Raumhelm hatte er nach hinten geklappt.
„Was wollen Sie denn damit?" So wurde er empfangen.
„Da 'rein!" erwiderte er kurz.
„Aber die Sauerstoffzufuhr des Anzugs funktioniert doch nicht!
Sie werden unter dem geschlossenen Klarsichthelm ersticken!" warnte man ihn.
„Schon mal etwas von Luftanhalten gehört? Wer geht mit?"
Einer meldete sich, aber er sagte: „Gehen Sie erst einmal allein in die Gaskammer. Ich bleibe für den Fall, daß Sie im Gasraum ersticken, dann kann ich Sie noch herausholen!"
Tyll Leyden sah den Mann merkwürdig an, sagte aber nicht, was er dachte. „Wenn ich den Arm hebe, dann das Schott öffnen! Aber schnell." Er sah an dem Anzug herunter. Kopfschüttelnd wurde er von allen Seiten betrachtet. Er blickte auf. „Ich weiß nicht, was undicht geworden ist und wo ich die Stelle zu suchen habe. Ohne Dichtungsmaterial möchte ich nicht hineingehen. Wer besorgt es mir schnellstens?"
Damit konnte man Leyden dienen. Drei große Tuben flüssigen Plastiks verstaute er in den Taschen seines Anzuges.
Dann gab Tyll Leyden das Zeichen, das Schott zu öffnen.
Er verschwand dahinter.
„Er wird schnell wieder zurück sein", sagte man. „Der Luftvorrat in seinem Kampfanzug reicht ohne Sauerstoffzufuhr nur für ein paar Atemzüge."
„Das ist doch glatter Selbstmord!" behauptete ein anderer.
„Wir hätten ihn nicht allein gehen lassen dürfen. Aus welcher Abteilung ist der Mann?"
Niemand wußte es. Leyden war der einzige aus der Astro- Abteilung gewesen, der sich an der Gasfabrikation beteiligt hatte.
„Ich geh' ihm nach!" sagte der Mann, der versprochen hatte, Leyden aus dem vergasten Raum herauszuholen, falls er darin zusammenbrechen sollte.
„Fünf Minuten!" stellte jemand fest.
„Ich gehe!" sagte der andere entschlossen und ließ den Helm in die Arretierung schnappen. Das Schott wurde geöffnet. Der Mann verschwand. Und dann war in erschreckend kurzer Zeit wieder zurück.
„Ich komme nicht weiter. Der Verrückte hat das nächste Schott hinter sich geschlossen und auf seiner Seite versperrt. Ich bekomme es nicht auf!"
„Dann müssen wir es aufbrechen!"
„Ein Schott aufbrechen?" rief einer aus dem Hintergrund. „Womit denn? Mit Brechstangen vielleicht oder mit unseren blanken Händen?"
Der Frager hatte recht. Nur durch Strahlbeschuß konnten Schotte an terranischen Raumern gewaltsam geöffnet werden; durch kein anderes Mittel.
„Dieser Narr..."
Von der anderen Seite her kamen donnernde Schläge gegen das Schott. Noch nie war es so schnell geöffnet worden wie jetzt.
Tyll Leyden wankte durch den Spalt, den Raumhelm nach hinten geklappt. Tränen rannen unaufhaltsam über seine Wangen.
„Der Anschluß ist wieder dicht. Seht ihr zu, wie ihr das Gas aus den Räumen bekommt!" sagte er und wankte davon. Ein halbes Dutzend Fragen rief man ihm nach. Er
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