0152 - Größer als die Sonne
dieses Verbot verstoßen und werden die Folgen zu tragen haben."
In Tyll Leydens Augen blitzte es nicht einmal auf, als er diese erregt ausgesprochenen Worte hörte. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht. „Damit bin ich ja wohl meiner Aufgabe enthoben, Orff. Ich habe noch zwölf Minuten von meiner Frühstückspause gut."
Orffs Befehl, vor dem Bildschirm zu bleiben, erreichte Tyll Leyden nicht mehr. Er hatte den Interkom in seinem Arbeitsraum abgeschaltet.
Als Orff in das Arbeitszimmer stürmte, fand er es leer. Auf Leydens Schreibtisch lagen, übersichtlich geordnet, die Unterlagen. Orff rief seine erfahrensten Mitarbeiter zusammen. Zu fünft arbeiteten sie sich durch die Unterlagen. Die kleine Positronik wurde ununterbrochen mit Kontrollberechnungen belastet. Die Folien, die sie auswarf, trugen immer wieder dieselben Resultate, die Tyll Leyden als Grundlage gedient hatten.
„Was ist denn das hier?" fragte Orff ärgerlich, als er den dicken Packen Folien sichtete. „Wer von Ihnen hat sich schon einmal mit der faltonschen Theorie beschäftigt?"
Niemand meldete sich. „Ich verstehe auch nichts davon!" gab Gus Orff offen zu. „Wie kommt dieser Bursche zu der Behauptung, in einer Entfernung von genau 3,93 Lichtjahren gäbe es ein Sonnensystem mit Planeten und intelligentem Leben?"
Der Kornmandant trat hinzu. „Ich habe mitgehört, Orff, Ich bin über Leydens Behauptungen unterrichtet. Nun, hat es mit diesem Tasterstrahl, der sogar die Konstruktion unseres Schiffes erkannt haben soll, seine Richtigkeit?"
Gus Orff schaute Herzog vielsagend an. „Es stimmt, Sir! Aus den Ergebnissen muß man zu diesem Schluß kommen. Sehen Sie sich diese Momentdiagramme der Speicherbänke, der Transformer und Kraftstationen an. Hier ... überall der gleiche, winzige Energieabfall. Ich muß schon sagen: Das ist eine Meisterleistung von Leyden. Aber bei der Vorstellung eines Tasterfingers aus irgendeinem Hyperraum kriecht mir das Grauen den Rücken hoch.
Jetzt fehlt nur noch, daß die faltonsche Theorie auch stimmt!"
Erregung sprach aus Orffs Worten. „Ich werde die Untersuchungsergebnisse durch andere Abteilungen nachprüfen lassen. Verschiedenes gehört zu Fachgebieten, die uns allen fremd sind. Sir, ärgern Sie sich auch darüber, daß Leyden gegen ausdrückliches Verbot doch das faltonsche Projekt durchgeführt hat?"
Herzog ging nicht darauf ein. „Wie hat Leyden es fertiggebracht, Kollegen aus anderen Abteilungen für seine Aufgabe und den faltonschen Versuch einzuspannen? Die meisten der Männer waren doch ebenfalls mit der Klärung des Blitzphänomens beschäftigt. Wo steckt Leyden?"
Ein Experte, der gerade eingetreten war, hatte die Frage des Kommandanten gehört. „Mister Leyden sitzt im Nebenraum und erledigt die Arbeiten, die er vor dem Alarm noch nicht zu Ende geführt hatte."
So leise, daß es nur Gus Orff verstehen konnte, sagte Thomas Herzog: „Orff, Ihr Mitarbeiter Tyll Leyden ist vielleicht eine Type."
Und dann stöhnte er und schüttelte den Kopf.
*
Die EXPLORER-2115 flog nicht das System an, das Tyll Leyden durch die Anwendung der faltonschen Theorie als eine Sonne mit Planeten, von denen einer intelligentes Leben tragen sollte, vorausgesagt hatte.
Ziel des Forschungsschiffes war eine weißrot leuchtende Sonne in 2,57 Lichtjahren Entfernung. Der Raumer hatte den größten Teil der Strecke mit Hilfe des Lineartriebwerkes im Zwischenraum zurückgelegt und näherte sich nun auf der Ebene der Rot- Koordinate dem verhältnismäßig kleinen weißroten Stern.
Kasum war die EXPLORER-2155 aus der Librationszone wieder ins normale Kontinuum eingetaucht, als alle Ortungs- und Telegeräte nach dieser Sonne griffen.
Schwerkraftmessungen erfolgten. Das Spektrum wurde zerlegt, das Magnetfeld der Sonne aufgedeckt. Vom fotoelektrischen Effekt über atomare Verbrennungsprozesse bis zum Sonnenkern reichte das weite Feld der Untersuchungen.
Rund dreihundert Männer und einige Frauen sahen sich einer Unzahl von Aufgaben gegenüber. Die anderen verrichteten jetzt Besatzungsdienst.
Die angeflogene Sonne besaß keine Planeten. Sie war im ganzen ein uninteressanter Stern. Die Nummernbezeichnung, die sie erhielt, sagte dies auch aus: EX-00-289. Natürlich wurde der weißrote Himmelskörper katalogisiert, aber in die Null-Serie eingereiht.
Im A-Deck, in dem auch die Kommandozentrale und der Funk lagen, befand sich die Koordination. Hier liefen die Untersuchungsergebnisse aus allen Abteilungen ein. Hier wurde das
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