0154 - Der Gehetzte von Aralon
„Kleider machen Leute", sagte er spöttisch. „Das ist ein terranisches Sprichwort, dessen Sinn Sie jetzt sicher verstehen werden."
Der Händler stand resigniert wieder auf. Während Vouner mit vorgehaltener Waffe hinter ihm stand, öffnete er die Kleiderkiste und suchte für Vouner und sich passende Stücke heraus. Der Terraner wählte bequeme Hosen und eine dicke Jacke. Darfaß zog es vor, bei der herkömmlichen Kleidung zu bleiben.
Sie aßen und tranken von den Vorräten in der Höhle. Vouner vermutete, daß dies alles der Besitz einer Schmugglerorganisation war. Doch darum wollte er sich nicht kümmern. Sein einziges Ziel war, mit dem Aktivator nach Doun zu gelangen.
Als sie wieder vor der Höhle standen, zeigte Vouner zur Küste hinab.
„Wem gehören die Boote dort draußen?"
„Einem alten Fischer namens Kler-Basaan", erwiderte Darfaß.
Vouner wußte, daß er den halben Planeten durchqueren mußte, wenn er nach Doun gelangen wollte. Das war bei den ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten eine gewaltige Strecke. Bisher hatte er Unglaubliches geleistet, angespornt durch ein kleines Gerät auf seiner Brust.
Hendrik Vouner war jetzt ein berechnender Mensch geworden, kalt, zynisch und auch rücksichtslos. Er würde nicht zögern, andere für seine Ziele ohne Hemmungen einzusetzen.
Doch der Zellaktivator zog die Menschen an, wie Hyänen vom Aasgeruch angelockt werden. Vouner ahnte, daß er nur unter den größten Schwierigkeiten nach Doun gelangen würde.
Jeder, der ihm half, würde früher oder später versuchen, den Aktivator zu rauben.
Ein Unsterblicher hatte nur Neider, keine Freunde.
*
Vouner fragte sich, wie Darfaß unter den sich so ähnlichen Hütten am Strand sofort die richtige herausgefunden hatte.
„Dort wohnt Kler-Basaan", sagte Darfaß und zeigte dem Terraner das runde Schild über dem Eingang. „Der Fischer ist ein Sonderling. Es hängt ganz von seiner Laune ab, ob Sie ein Boot bekommen oder nicht."
Es waren kaum Aras am Strand zu sehen. In der Nähe des Kais standen einige Frauen und unterhielten sich. Eine Robot-Kolonne schaffte Straßenplatten heran und breitete sie oberhalb des kleinen Hafens aus. Niemand kümmerte sich um die beiden Männer.
„Während dieser Jahreszeit ist das Meer immer unruhig", sagte Darfaß.
Sie hatten Kler-Basaans Hütte erreicht. Darfaß klopfte und trat ein. Vouner legte die Hand auf seine Waffe und folgte. Im Innern empfing sie angenehme Wärme.
Der alte Fischer stand am Fenster und schaute auf das Meer hinaus. Dann wandte er sich um und nickte den Ankömmlingen zu.
Ein prüfender Blick traf Vouner.
„Setzen Sie sich", sagte Kler-Basaan. Er wartete, bis die beiden Männer Platz genommen hatten, dann zog er einige Trockenfische aus einem Fach unter dem Tisch hervor.
„Wir haben uns lange nicht gesehen", sagte er zu Darfaß.
„Das gleiche kann ich von mir behaupten", sagte eine harte Stimme von der Tür des Nebenzimmers her.
Vouner fuhr herum, aber bevor er seine Waffe herausziehen konnte, drückte ihm Hefner-Seton bereits eine Neutrinopistole in die Seite.
„Sie haben es geschafft", sagte er anerkennend. „Sie sind tatsächlich bis nach Pasch gekommen." Vouner begann zu zittern.
„Es war ein weiter Weg, den Sie zurückgelegt haben", meinte Hefner-Seton. „Doch jetzt sind Sie an seinem Ende angelangt."
*
Sorgun erwachte und spürte sofort, wie Hunger, Durst und Müdigkeit zurückkehrten. Er kroch unter den Büschen hervor.
Tagelang irrte er jetzt bereits durch die Parks. Er lebte wie ein Tier, stahl von den Futterkästen und trank aus den Brunnen.
Längst wußte er, daß Hefner-Seton ihn hintergangen hatte. Doch die Angst vor harter Strafe hatte ihn bisher daran gehindert, sich den Suchmannschaften zu stellen.
Sorgun strich mit beiden Händen über sein verwahrlostes Gesicht. Langsam ging er auf den Brunnen zu, der sich als grauer Schatten aus dem Dunst des Morgens abhob.
Seine Füße schlurften über das Gras. Er kam bei dem Brunnen an, beugte sich hinab und ließ Wasser in seine hohlen Hände rinnen. Er fühlte sich wie benommen. Sein Hals war steif von der nächtlichen Kälte. Er rieb mit dem Wasser über sein Gesicht und trank ein wenig. Er mußte husten.
Er richtete sich auf, als drei Soldaten um den Brunnen herumliefen.
„Stehen bleiben!" riefen sie.
Sorgun ließ sich widerstandslos seine Hände auf dem Rücken zusammenfesseln.
„Sind Sie ein Besatzungsmitglied der KÖTARK?" fragte einer der
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