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0154 - Desteros Rache

0154 - Desteros Rache

Titel: 0154 - Desteros Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anders als bei einer normalen Fuhre. Der Sarg war besetzt. Ein Mann lag darin – ein Lebender. Da der Deckel nicht ganz zugefallen war und spaltbreit offenstand, bekam der Mann in seiner makabren Liegestatt genügend Luft. Trotzdem fluchte er das Blaue vom Himmel herunter. Schließlich hatte man ihn mitten in der Nacht aus dem Bett geholt, in einen Sarg gesteckt und dazu noch eine Wachspuppe in die Totenkiste gelegt, die auf ihm lag und langsam lästig wurde. Auch Ron Garret, der Maskenbildner, wußte nicht, was los war. Er war nur zu strengstem Stillschweigen verpflichtet worden und fertig. Ron hoffte nur, daß die Fahrt bald ein Ende hatte. In der Tat hatten die beiden Männer ihr Ziel erreicht. Sie stoppten vor dem eisernen Tor, hinter dem der in Schlangenlinien zum Haus führende Weg begann.
    Der Beifahrer stieg aus, achtete nicht mehr auf das Glatteis und wäre fast gefallen. Im letzten Augenblick fand er am Dach des Leichenwagens Halt.
    Sein Fluch stammte aus der tiefsten Seemannskiste. Als er schellte, ertönte augenblicklich die Stimme aus der Sprechanlage.
    »Wer ist da?«
    »Der Leichenwagen.«
    »Moment, ich öffne.«
    Tatsächlich schwang das Tor zurück. Der weitere Weg war gestreut worden, so daß der Wagen auch die kleinen Steigungen nehmen konnte, wo er sonst sicherlich abgerutscht oder mit durchdrehenden Reifen stehengeblieben wäre. Ron Garret wurde in seinem Sarg noch ein paarmal hin und hergeschaukelt. Schließlich stoppte der Wagen, und die hintere Klappe wurde geöffnet. »Bald kommst du raus, Ronny.«
    »Halten Sie den Mund«, sagte da eine andere Stimme scharf. Das war Bill Conolly. Ihn hatte es nicht mehr im Haus gehalten. Er wollte zusehen, wie die beiden Männer den Sarg in den Bungalow trugen.
    »Wieso, Mister…?«
    »Das hier ist kein Spaß, verdammt!« zischte Bill. »Auch wenn es Ihnen so vorkommen mag.«
    »Schon gut. Regen Sie sich ab«, sagte Jim.
    Gemeinsam mit seinem Kollegen hievten sie den schweren Sarg von der Fläche. Bill Conolly wies ihnen den Weg ins Haus, wo Sheila und ich bereits auf die Männer warteten. In Bills Arbeitszimmer stellten sie den Sarg ab. Sofort wurde der Deckel in die Höhe gedrückt. Mit hochrotem Gesicht erschien Ron Garret, der Maskenbildner. Sein Toupet war verrutscht, die blanke Kopfhaut leuchtete.
    Unter anderen Umständen hätten wir gelacht, heute jedoch nicht.
    Garret zog sich sein Toupet zurecht. Dabei fiel sein Blick auf mich.
    »Das ist doch bestimmt deine Idee gewesen, John?«
    »Fast.«
    Wir kannten uns schon lange. Ron gehörte praktisch zum Inventar des Hauses.
    Die beiden Leichenträger kannte ich auch. Ich nahm sie mir noch einmal vor.
    »Was Sie hier getan haben, vergessen Sie sofort wieder«, erklärte ich ihnen eindringlich. »Behandeln Sie das so wie ein Staatsgeheimnis.«
    Die Kollegen wollten erst grinsen, doch als sie mein ernstes Gesicht sahen, verging ihnen die Reaktion. Sie nickten synchron.
    »Sollen wir warten?«
    »Nein, Sie können fahren.«
    »Okay, Oberinspektor.«
    Die Leichenträger verschwanden wieder, und ich wandte mich Ron Garret zu.
    Der Maskenbildner hatte sich wieder gefangen. Er war einer der dünnsten Menschen, die ich kannte. Er gehörte zu den Leuten, die sich hinter einem Laternenpfahl ausziehen konnten. Er trug einen Pullover, eine enge Cordhose und rauchte Kette. Auch jetzt qualmte eine Zigarette zwischen seinen langen, nikotingelben Fingern.
    Nichtsdestotrotz war er auf seinem Gebiet ein absoluter Könner.
    Der brachte es fertig und machte aus einer Oma ein junges Mädchen.
    Ich hatte mich umgezogen und trug Sachen von Bill, die mir leidlich paßten.
    »Wenn ich mir die Sache so ansehe, dann soll ich sicherlich aus der Wachspuppe einen gewissen John Sinclair machen, oder nicht?«
    »Ja, du bist Klasse, Ronny.«
    Ronny strich über sein Toupet. Lob hörte er gern. »Nun ja«, sagte er und schnippte Asche auf den Sargdeckel. »Dann wollen wir uns mal an die Arbeit machen.«
    Seine Utensilien hatte er mitgebracht. Sie lagen ebenfalls im Sarginnern.
    Garret packte seinen Kasten aus und wies mich an, in einem Sessel Platz zu nehmen. Dann verzog er das Gesicht. »Was ist?« fragte ich.
    »Die beiden stören mich. Ich bin schließlich ein sensibler Künstler.«
    Ich gab Sheila und Bill einen Wink, das Zimmer zu verlassen. Bill wollte etwas sagen, verstummte jedoch, als er meinen fordernden Blick sah.
    Ron Garret war eben etwas eigen. Man kannte seine Marotten, ließ sie ihm auch, denn er war ein As. Die Puppe

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