0154 - Desteros Rache
konnten sie sogar die Gestalt eines Menschen annehmen. Ein Gesicht konnte ich bei dem Ghoul kaum erkennen. Alles waberte und verschwamm auch immer wieder, bevor es sich neu bildete.
Die Farbe konnte ich nicht genau erkennen, nahm jedoch an, daß der Ghoul wie so oft gelblich-grün schimmerte. Er bewegte sich auf mich zu.
Ich dachte daran, die Öffnung, durch die er gekommen war, zu schließen, denn ich wollte nicht, daß sich noch mehr Monster von draußen in das Haus verirrten.
Mit einer geweihten Silberkugel hätte ich ihn erledigen können.
Es wäre kein Problem gewesen, aber ich war waffenlos, und meine Chancen sanken deshalb.
Der Ghoul aber freute sich. Er stieß dabei ein Schlürfen aus, das mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Ziemlich schnell bewegte er sich auf mich zu. Lange wohl war ihm nicht solch eine sichere Beute über den Weg gelaufen. Ich ließ ihm seinen Spaß, doch als er sich lang machte und einen Arm teleskopartig ausfuhr, um mich zu packen, sprang ich mit einem Satz auf den alten ausrangierten Schreibtisch, und der Ghoul griff ins Leere. Mit einem weiten Sprung setzte ich über den Ghoul hinweg und landete dicht vor der Tür. Einen Atemzug später hatte ich den Kellerraum verlassen und wandte mich nach links, wo der Gang weiterlief und sich noch weitere Räume befanden. Eine Tür stand offen. Bill hatte sie grün gestrichen, weil sich dahinter die Gartengeräte befanden. Ich huschte in den Raum und sah das offene Fenster. Dort war der Ghoul also durch die schräge Öffnung geschlüpft. Er hatte es nicht mehr aushalten können, seine Gier war unersättlich gewesen, und deshalb hatte er diesen Weg durch den schmalen Fensterspalt gewählt.
Andere Kreaturen waren zum Glück nicht in das Haus gelangt.
Um einem weiteren Eindringen vorzubeugen, schloß ich das Fenster. Im Raum war es hell genug, um die hier aufbewahrten Gegenstände erkennen zu können.
Da stand der Rasenmäher neben dem Saatgut, ich sah Harken, Spaten, Schaufeln, einen langen Wasserschlauch und noch vielerlei, das man für die Kultivierung eines Gartens von der Größe, wie ihn die Conollys besaßen, benötigt. Fast alle Geräte ließen sich auch als Waffe benutzen. Ich entschied mich für eine Mist- oder auch Laubgabel. Die Zinken glänzten in der unteren Hälfte, so sehr waren sie bereits abgeschabt. Ich roch den Ghoul.
Direkt neben der Tür baute ich mich auf und hielt die Gabel stoßbereit in der Hand.
Der Ghoul kam näher, sein Geruch wurde intensiver. Dann schob ich das schleimige Wesen durch die Öffnung, und ich hörte das Schlürfen und Schmatzen, das es von sich gab, weil es sehr erregt war. Der Ghoul sah mich noch nicht. Ich ließ ihn passieren und handelte dann. Wuchtig stieß ich die Zinken der Gabel in die quallige Masse. Ich hörte einen überrascht klingenden, quiekenden Laut und wuchtete die Gabel hoch.
Der Ghoul zappelte an den Zinken. Himmel, ich hätte nicht gedacht, daß er so schwer war. Dicke Tropfen fielen von seinem Körper und klatschten zu Boden. Ich wuchtete ihn hoch.
Der Ghoul kreischte. Und verdammt noch mal, es war Musik in meinen Ohren. Dieses Untier mußte vernichtet werden, bevor es Menschen anfiel.
Ich drehte mich halb um die eigene Achse. Durch diesen Schwung rutschte der Ghoul von der Gabel. Voll klatschte er gegen die Kellerwand.
Im ersten Moment sah es aus, als wollte er sich daran festhalten, doch er fand nichts, wonach er greifen konnte. Wie ein dicker Schleim rutschte der widerliche Dämon an der Wand entlang zu Boden und blieb dort liegen.
Tot war er nicht. Die Zinken hatten zwar Löcher gerissen, aber die schlossen sich sehr rasch wieder, so daß man davon nichts mehr sehen konnte. Das wäre geschafft.
Ich verließ den Keller und zog die Tür hinter mir zu. Einen Schlüssel fand ich auch und drehte ihn herum. Jetzt würde es der Ghoul schwer haben, den Keller zu verlassen, doch wie ich ihn kannte, schaffte er auch das. Tür und Boden schlossen nämlich nicht fugendicht. Vielleicht quälte sich der Ghoul durch diesen Zwischenraum.
Ich hatte einiges an Zeit verloren. Meine Gedanken kreisten um Sheila und Bill. Wie mochte es den beiden inzwischen ergangen sein?
Lebten sie noch, hatten sie alles überstanden? Und wie reagierte Destero, wenn ich auftauchte? Alles Fragen, auf die mir die nächsten Minuten eine Antwort geben sollten.
Diesmal lief ich schneller auf die Treppe zu. Allerdings bemühte ich mich, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen.
Hallende
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