0154 - Desteros Rache
Sperre und betrat die kreisrunde Scheibe.
Johnny drehte den Kopf, starrte erstaunt zu Destero hoch. Er begriff noch nicht, sondern sah nur, wie sich der Henker bückte und mit der behandschuhten Linken den Kleinen hochhob. »Da seht ihr ihn!« grollte er.
Es war ein schauriges Bild, eine Quälerei für die entsetzten Eltern, wie dieser schreckliche Dämon in der rechten Hand sein Schwert hielt und in der linken das Kind. Nein, dieser Henker kannte kein Pardon. Johnny begann zu weinen. Die Laute schnitten den beiden Eltern durchs Herz.
Bill war vor Wut, ohnmächtigem Zorn und Entsetzen kalkweiß im Gesicht. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, manchmal tanzten vor seinen Augen rote Ringe. Sheila wunderte sich selbst, daß sie noch nicht zusammengebrochen war. Dieses Bild war so schlimm, so schaurig, daß es über ihre normalen Kräfte ging.
Sie hatten beide oft genug mit Dämonen zu tun. Schließlich war Sheilas Vater auf makabre Weise ums Leben gekommen und war nach seinem Tod noch erwacht. Sie wußten also, daß diese Wesen keinen Spaß machten und kein Pardon gaben.
Da waren sie eiskalt.
Sheila hatte nur Angst, daß Destero ihren Sohn fallen ließ. Das tat er nicht. Er bückte sich und setzte den kleinen Johnny wieder auf die Steinplatte.
Dann verließ er sie.
Vor den beiden dicht beieinanderstehenden Eltern blieb er stehen. Mit dem Daumen deutete er über die Schulter. »Auf dieser Platte«, versprach er, »werdet auch ihr euren Tod finden. Durch mein Schwert stirbt nicht nur das Kind, sondern auch die beiden Eltern. Denkt immer daran.« Er drehte sich halb. »Und jetzt stellt den Sarg in den Raum, damit Asmodina ihn sehen kann.«
Zum erstenmal seit langer Zeit erwähnte er diesen Namen wieder. Bill hatte genau hingehört. Die Teufelstochter würde also auch noch erscheinen.
Kein Wunder, denn wo sich Destero aufhielt, da war sie meist nicht weit.
»Komm, Sheila«, flüsterte der Reporter.
Er bückte sich als erster, bevor er seiner Frau mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, das gleiche zu tun.
Der Sarg mit der »Leiche« stand noch halb im Flur. Sheila und Bill trugen ihn in den Wohnraum, der so aussah, als würde das Haus noch auf der Erde stehen.
Bis auf die runde Steinplatte hatte sich nichts verändert.
Sie stellten den Sarg neben die Platte, auf der Johnny hockte und seinen Eltern zuschaute.
Sheila konnte den Blick nicht ertragen. Sie streckte den Arm aus, um ihren Sohn zu berühren, zuckte aber zurück, als ihre Finger gegen das unsichtbare magische Feld stießen.
Da war kein Durchkommen.
»Gib es auf!« flüsterte Bill.
Destero hatte die Worte trotzdem gehört. »Ja, dein Mann hat recht, du schaffst es nicht, den magischen Ring zu durchbrechen. Das kann niemand.«
Vielleicht John Sinclair, dachte Bill. Er hatte oft an seinen Freund gedacht.
John hockte noch immer im Keller. Waffenlos, alleingelassen.
Würde er merken, was sich über ihm abspielte? Und wenn ja, was konnte er unternehmen?
Diese Frage quälte den Reporter ebenfalls. Sie bewies aber auch, daß er mit dem Leben noch nicht abgeschlossen hatte. Solange John und er noch existierten, war nicht alles verloren. Dann dachte er an Asmodina. Wenn sie die Leiche sah und feststellen sollte, daß man sie reingelegt hatte. Wie würde sie das aufnehmen? Würde sie alle Register ziehen und die Menschen schlagartig vernichten?
Das waren ernste Fragen, an die Bill Conolly mit Schaudern dachte.
Destero zeigte wieder auf den Reporter. »Du wirst sterben und neben deinem Freund John Sinclair liegen. Denn das Grab in der Hölle wartet noch auf euch.«
Bill hörte gar nicht hin. Und auch Sheila war abgelenkt, denn dicht neben dem Fenster, wo hinter der Scheibe die Nebel wallten und sich zahlreiche Ungetüme tummelten, erschien eine Gestalt.
Eine Frau.
Sie hatte langes rotes Haar, das ihr weit bis über die Schultern floß. Aus der glatten Stirn wuchsen zwei gekrümmte Teufelshörner.
Zwischen den beiden schaukelte, an einer Kette befestigt, ein kleiner gelber Totenkopf.
Zwei schmale Schals liefen quer über den Oberkörper der Frau und bedeckten die Brüste. An den Armen trug sie goldene Reifen, und der Blick aus den Augen war grausam und kalt. So schaute nur eine. Asmodina, die Tochter des Teufels!
***
Über mir tat sich etwas.
Ich sah es nicht, aber ich hörte es, und ich identifizierte auch die Geräusche. Schritte, eine Stimme, die befahl Destero!
Der Dämonenhenker hatte wieder das Kommando übernommen.
War auch nicht
Weitere Kostenlose Bücher