0154 - Staatsgeheimnis
gehen.
Er stand auf und kam schnell heran.
»Bitte«, sagte er krächzend, »bitte, hören Sie mich ein paar Minuten an! Bitte, tun Sie es!«
Ich habe selten einen Gangster dreimal bitte sagen hören. Mit gespielter Gleichgültigkeit zuckte ich die Achseln: »Na schön: Aber machen Sie’s kurz. Für Märchen habe ich wenig Zeit.«
Ich ging ein paar Schritte in die Zelle hinein und lehnte mich gegen die Wand. Die Tür wurde hinter mir geschlossen. Dass ein Richtmikrofon an den Türspalt geklebt wurde, konnte Coogan nicht wissen,. Jedenfalls würden wir aber alles, was er jetzt sagte, auf Band haben.
»Ich kenne die Kidnapper«, sagte Coogan.
»Das haben Sie uns schon mal erzählt. Wir kennen sie auch. Der eine ist tot, der andere sind Sie! Ist das alles, was Sie mir erzählen wollten?«
Er schüttelte den Kopf.
»Bitte, lassen Sie mich doch mal ausreden! Nur einmal! Sie werden’s bestimmt nicht bereuen!«
»Na, dann schießen Sie mal los!«
»Gestern Abend gegen neun kam ein Mann in die Kneipe. Er wollte mit mir sprechen.«
»Wie sah der Mann aus?«
»Boxernase…«
»Trug er einen karierten Mantel?«
»Ja, woher wissen Sie denn das?«
Ich lachte.
»Coogan, euer Fehler ist, dass ihr die Polizei immer für blöd haltet!«
Er schluckte.
»Erzählen Sie schon weiter!«, sagte ich ungeduldig.
»Er sprach mit mir.«
»Wie heißt er? Wer war der Mann?«
»Greg Eavans.«
Das war eine Überraschung für mich. Greg Eavans war als Gangster in den letzten Monaten mit einigen dreisten Überfällen hervorgetreten, die klug organisiert, bemerkenswert kaltblütigfrech ausgeführt worden waren, die man ihm aber nicht beweisen konnte. Nur durch unsere Spitzel wussten wir, dass sie auf Eavans zurückgingen, nur war dieses Wissen eben, wie gesagt, nicht beweiskräftig.
Ich verriet meine Überraschung jedoch mit keiner Miene, sondern fragte nur: »Also Eavans kam zu einem kleinen Gangster wie Ihnen. Na, die Märchen werden immer märchenhafter. Erzählen Sie weiter.«
»Er fragte, ob ich für ihn eine Sache machen könnte.«
»Ach nein! Warum tat er es nicht selbst? Mit seinen eigenen Leuten? He, Coogan, sparen Sie meine und Ihre Zeit! Solche Filme kauft Ihnen kein Verleih ab wegen absoluter Unglaubwürdigkeit der Story.«
»Aber es ist wirklich wahr!«, sagte Coogan weinerlich. »Glauben Sie mir doch!«
Ich zuckte die Achseln.
»Was sollten Sie denn für Evans tun?«
»Einen bestimmten Panzerschrank aus dem Gebäude der Atom-Energie-Kommission holen. Er bot mir fünftausend Dollar dafür und wollte die Hälfte sofort bezahlen.«
Ich lachte nur.
Coogan wurde eifrig.
»Bestimmt! So war es! Natürlich wurde ich stutzig, als er von der AEK sprach. Aber er sagte, es wäre für uns ganz einfach. Wir könnten von hinten an das Gebäude heran. Dann beschrieb er mir genau die Lage des Zimmers. Wenn wir den Schrank einfach zum Fenster hinausschmissen, sagte er, würde er auf Rasen fallen. Mit einer Karre könnten wir ihn schnell bis an die Straße bringen. Dort müssten wir natürlich einen Lastwagen haben. Aber das wäre doch nicht schwer, einen Truck zu organisieren.«
»Das ist das einzige, was ich Ihnen glaube«, sagte ich. »Einen Lastwagen kann man meistens noch einfacher stehlen als einen Personenwagen. Wenn man die richtigen Ecken in New York dafür kennt.«
»Ja, das dachte ich doch auch«, fiel Coogan eifrig ein. »Und fünftausend sind schließlich keine Kleinigkeit. Ich überlegte mir die ganze Sache. Dabei dachte ich dauernd daran, dass mittags doch jemand von der AEK entführt worden ist. Wenn Eavans jetzt aus diesem Bau einen Schrank haben wollte, dann müsste das doch Zusammenhängen! Das lag doch auf der Hand!«
»Eben!«, sagte ich. »Sie haben den Schrank geholt, und deshalb sind Sie auch der andere Kidnapper! Das liegt auf der Hand!«
Coogan wand sich. Er gab sich alle Mühe, mich zu überzeugen.
»Holen Sie doch Eavans!«, sagte er. »Holen Sie ihn, dann werden Sie doch sehen, dass seine Leute das Kidnapping organisiert haben. Der Schrank muss doch bei ihnen sein! Und der Entführte auch!«
Ich sah Coogan lange an, dann sagte ich: »Wir könnten ihn holen. Aber warum sollen wir unsere Zeit damit verschwenden!? Es würde sich ja doch nur herausstellen, dass Sie uns belogen haben!«
»Ich habe nicht gelogen! Es ist die Wahrheit! Holen Sie Eavans und Sie Werden sehen, dass ich die Wahrheit gesagt habe!«
»Wo steckt Eavans denn?«, fragte ich plump.
Er zögerte nicht eine Sekunde,
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