0155 - Gefangen im Horror-Haus
konzentrierte sich auf das Gebäude, das wie unter einem Schleier verborgen lag. Er bemühte sich, mehr zu erkennen. Es gelang ihm nicht. Deshalb wandte er sich den Fäden zu. Sie verloren sich jenseits der Stadt. Ihre Maschen wurden immer weiter. Aber Professor Zamorra konnte sich vorstellen, daß dieses Netz enger gezogen wurde, um eines Tages die gesamte Welt zu umspinnen.
Es war ein magisches Netz und vermittelte einen Eindruck des Bösen.
»HL!« flüsterte Zamorra und lauschte nach. »HL? Ein Konzern? Ich kenne ihn nicht.« Der Meister des Übersinnlichen war kein Wirtschaftsexperte. Er hätte jetzt einiges darum gegeben, Einblick in seine umfangreiche Bibliothek nehmen zu können. Denn dort lagerten nicht nur Bücher über Schwarze oder Weiße Magie.
Er widmete sich wieder diesem deutlich erkennbaren Zentrum und las endlich ein Schild: »HL-LONDON-TRUST-COMPANY«. Da erkannte er, daß auch ein Teil der Chefetage wie von einem Schleier umgeben wurde, und begriff: Die weißmagischen Kräfte der Höhle konnten dort nicht eindringen!
Zamorra hörte ein unterdrücktes Stöhnen und warf einen Blick auf Gor.
Der barbarisch anmutende Krieger sah erschreckend aus. Kreidebleich war er. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Etwas schien ihn zu martern, ihm Lebensenergie zu entziehen.
Der Meister des Übersinnlichen mußte handeln. Er zog blitzschnell das Heilige Schwert aus der Scheide des Kriegers, wirbelte es über den Kopf und drang rücksichtslos auf die Vision ein.
Ein tausendstimmiger Schrei. Als würde Zamorra auf Unsichtbares Anschlägen, ihnen höllische Pein bereiten. Die Vision löste sich auf, machte einem irren Funkeln und Glitzern Platz. Die Edelsteine! Waren es die gefangenen Seelen, die da schrien?
Die Schreie verloren sich wie in weiter Ferne. Nur einer blieb: der von Gor! Der Hüne kippte vornüber auf das Gesicht.
Mit einem Satz war Zamorra neben ihm. Er drehte Gor auf den Rücken. Der Atem des Helden von Zartas ging stoßweise. Er verdrehte die Augen.
Aber dann bewies er seine unglaubliche Konstitution. In sein Gesicht kehrte die Farbe zurück. Sein Blick wurde von einer Sekunde zur anderen wieder klar.
Er blieb ruhig liegen. Zamorra ließ ihm Zeit. Vielleicht fünf Minuten, die ungeheuer zäh zerrannen.
In Gor kam Bewegung. Elastisch sprang er auf. Er hatte sich die Ruhe gegönnt, um wieder vollkommen bei Kräften zu sein. Ein überragender Kampfer, der sehr genau seinen Körper kannte, denn das war oftmals lebenswichtig für ihn gewesen.
»Was ist passiert?« fragte Zamorra ruhig. Bei einem anderen hätte diese Frage vielleicht dümmlich geklungen. Bei ihm nicht, denn sie traf genau den Kern. Er hatte bereits eine eigene Theorie. Gor sollte sie ihm bestätigen oder widerlegen.
Gor sprach aus, was Zamorra dachte: »Ich habe mich geirrt, mein Freund. Die Vision entstand nicht selbständig, sondern wurde unbewußt von mir hervorgerufen. Ich lebe in einer Art Symbiose mit der Höhle der Magie. Das wußte ich nicht. Oder vielleicht doch? Habe ich diese Tatsache verdrängt? Schließlich bin ich der einzige, dem es gelang, das Heilige Schwert der Magie an sich zu nehmen - damals. Alle anderen, die es versuchten, sind in diesen Edelsteinen gefangen. Ein schreckliches Schicksal. Nur ich war stark genug. Die Höhle hat meinen Geist nicht auf diese unmenschliche Art und Weise veredelt. Ich…« Gor brach ab. Er schöpfte tief Atem. »Die Höhle reagierte, weil die Zeichen günstig standen. Sonnenuntergang in London. Da erwachten die bösen Kräfte zur hundertfach stärkeren Wirkung. Sie sind deutlich genug, daß man sie erkennen kann, und zu schwach, um sich gegen geheime Beobachter hundertprozentig zu schützen. Jetzt wäre diese Vision nicht mehr möglich.«
Sein Blick heftete sich auf Zamorra.
»Was hältst du davon, mein Freund?«
Das Gesicht des Professors blieb unbeweglich. Er zuckte die Achseln. »Ich kenne London und würde jetzt beide Gebäude finden. Wir wissen, daß eine böse Macht ihre Fäden zieht, um die Welt zu beherrschen. Und wir wissen, daß anscheinend ein Wirtschaftsimperium Träger dieser Macht ist. Jemand muß dem Bösen diesen Weg bereitet haben. Der unbekannte Anrufer? Oder derjenige, dessen Naen er nannte: Doug Langton?«
Gor nickte grimmig.
»Doug Langton!«
»HL, Gor! Könnte das nicht Horvath und Langton bedeuten? Und Horvath rief mich an. Er warnte mich. Also wehrt er sich gegen das Böse. Mit welchem Erfolg?«
Gor wirkte sehr nachdenklich.
»Wir müssen
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