0155 - Gegen G-men und Gangster
Scheinwerferlicht des öffentlichen Interesses zu stehen. Es reizte ihn, der Mann zu sein, der den mächtigen Guy Hollet stürzen konnte, und er nahm die Gefahr in Kauf, zumal Healthy ihm versicherte, das FBI würde ihn Tag und Nacht nicht aus dem Auge lassen. Higgins kam mit John und einer G-men-Eskorte nach New York, und nachdem der Untersuchungsrichter seine Aussage gehört hatte, die Protokolle und Dokumente, die John ihm auf den Schreibtisch legte, gelesen hatte, Unterzeichnete er einen Haftbefehl gegen Guy Hollet wegen mehrfachen Mordes, begangen in den Jahren 1940 und 1941.
John ging allein in die 39. Straße. Hollet saß lächelnd hinter dem Schreibtisch, die Zigarre zwischen den Zähnen. Er war dicker geworden in diesen zwanzig Jahren. Sein Haar war grau an den Schläfen, aber immer noch hatten seine Augen jenen Ausdruck von Brutalität, der manche seine Gegner gelähmt hatte wie der Schlangenblick das Kaninchen.
»Was gibt's, G-man?« hatte er gefragt. »Kommen Sie mit ‘ner Spendenliste für ein Erholungsheim?«
»Ich komme, um Sie zu verhaften, Guy Hollet.«
Hollets Gelächter dröhnte so laut, daß die Bilder an den Wänden wackelten, aber in das Gelächter hinein sprach John ungerührt die Formel: »Ich verhafte Sie unter dem Verdacht, mehrere Morde begangen und organisiert zu haben, und zwar in den Jahren 1940 und 1941.«
Als der G-man die Jahreszahlen sprach, war Hollets Gelächter abgerissen, und er hatte Healthy mit offenem Mund angestarrt, während die Zigarre zwischen seinen Fingern zu zittern begann. Der junge G-man war um den Schreibtisch herumgegangen und hatte dem Mann die Hand auf die Schulter gelegt.
»Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß von jetzt an jede Ihrer Handlungen und Aussagen gegen Sie verwandt werden kann«, sagte er der Vorschrift gemäß.
***
Als Guy Hollets Verhaftung bekannt wurde, gab es einen höllischen Wirbel. Die Zeitungsreporter standen Kopf, und die Kommentare der Zeitungen lauteten von »Willkürakt des FBI« bis zu der schlichten Überschrift: »Endlich!«
Dann stellte sich heraus, wie sorgfältig zusammengetragen das Belastungsmaterial war, das gegen Hollet vorlag. Von einem Tag zum anderen wurde John Healthy zum gefeierten Held. An dem Tage, an dem der Untersuchungsrichter die Voruntersuchung abschloß, und das Material der Staatsanwalt zur Anklageerhebung übergab, heiratete John Healthy ein Mädchen mit Namen Grit Hansen, ein hübsches blondes Girl, das erst vor vier Jahren aus Norwegen eingewandert war.
»Das bedeutet Ihre Versetzung in den Innendienst, John«, sagte unser Chef, Mr. High, als er Healthy gratulierte, und nach einer Weile setzte er ernsthaft hinzu: »Sie erhalten eine Flitterwochenbegleitung, John. In zwei Wochen, zum Prozeßbeginn, müssen Sie zurück sein. Bringen Sie Ihre junge Frau nicht wieder mit nach New York. Lassen Sie sie an einem sicheren und vor allen Dingen unbekannten Ort, bis der Prozeß beendet, besser noch, bis Guy Hollet…«
Er brach ab.
Zur Flitterwochenbegleitung wurden Phil und ich ernannt, und unter allen seltsamen Jobs, die ich beim FBI ausgeübt habe, einschließlich den eines Kindermädchens bei von Entführung bedrohten Millionärssöhnen, war dieses der komischste. Außerdem war er nicht leicht durchzuführen. Einerseits war es unsere Aufgabe, John und seine junge Frau nicht aus den Augen zu lassen, andererseits geboten es der Takt und die Höflichkeit, nicht hinzusehen.
Auch das ging vorüber. Grit Healthy, geborene Hansen, reiste an einen geheimgehaltenen Ort. John kam mit uns zurück.
Es war in New York überraschend ruhig geblieben. Wir trafen dort an dem Tag ein, an dem der Prozeß begann. Eine Hundertschaft Polizisten schützte das Gerichtsgebäude. Bei den Zuschauern wurde eine strenge Ausweiskontrolle durchgeführt. Hollet wurde von einem Aufgebot an Geheimagenten bewacht, wie es größer auch einem Staatsoberhaupt nicht geboten wird. Die Zeugen erschienen unter Polizeibewachung im Gerichtssaal, und umringt von Polizisten verließen sie ihn wieder.
Nach zwei Tagen Verhandlungsdauer zeichnete sich bereits ab, wie wacklig Guy Hollets Kopf auf seinen Schultern saß. Am dritten Tag war es mit der Ruhe in New York vorbei. Es begann damit, daß ein Mann an Healthys Wohnungstür läutete. John war vorsichtig genug, die Pistole in die Hand zu nehmen, bevor er öffnete. So kam es, daß der Mann rascher zwei Kugeln im Körper hatte, als er John auch nur eine verpassen konnte. Er starb auf der Türschwelle.
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