0156 - Myxins Entführung
bekam Angst, als ich in den gewaltigen Schlund schaute. Er kam mir vor wie der Eingang zur Hölle, und aus dem Schlund schlug, einer riesigen Peitsche ähnlich, die gespaltene Zunge.
Ein Schlag damit reichte…
Für uns kam es jetzt auf jede Sekunde an, denn dieses gewaltige Biest konnte mit einem Schlag unseren Hubschrauber zerschmettern und uns unter dem Metall begraben.
Wir würden keine Überlebenschance mehr besitzen.
Suko versuchte es zuerst. Er schnellte hoch und kletterte wieselflink durch das zerstörte Cockpitfenster. Dabei rollte er sich noch zusammen, bot so gut wie kein Ziel und war draußen.
Ich sah die Pfeile. Schräg zischten sie heran, denn die Todesengel hatten sehr wohl bemerkt, was sich da tat.
Kara und ich waren gleichzeitig dort, wo Suko noch vor wenigen Sekunden gelegen hatte.
»Jetzt du«, sagte ich zu Kara. »Ich decke dir den Rücken.«
Das Mädchen aus Atlantis hob sein Bein, und ein Spreizschritt brachte es aus der Öffnung.
Gut, daß ich aufpaßte.
Zwei Todesengel erschienen aus ihren Deckungen und legten auf Kara an.
Ich dachte nicht mehr an die Schlange und damit auch nicht an die Gefahr, in der wir schwebten.
Ich schoß.
Zweimal blitzte es fahl vor der Berettamündung auf, und beide Kugeln saßen im Ziel.
Eine Bestie fiel sofort zu Boden. Die andere versuchte hochzuschweben, konnte aber nur noch die Flügel ausbreiten, dann verging auch sie.
»Ich bin in Ordnung, John!« vernahm ich Karas Stimme und war einigermaßen beruhigt.
Im nächsten Augenblick zischten mehrere Pfeile dicht an der zerbrochenen Scheibe des Hubschraubers vorbei. Ich wandte den Kopf nach rechts, verfolgte ihren Weg und sah, daß sie in den gewaltigen Schlangenleib hieben.
Sie fielen nicht ab, sondern blieben stecken, aber es waren nur Nadelstiche.
Doch wer hatte geschossen?
»John, los!« hörte ich Sukos Stimme. Da wußte ich, daß er es gewesen war. Mich hielt nichts mehr: Auch ich machte einen großen Schritt, klemmte mir die Beretta zwischen die Zähne, damit ich freie Hand hatte, und ließ mich fallen.
Ich landete weich, kam sofort wieder hoch und rannte geduckt und mit eingezogenem Kopf weiter in den Wald hinein. Zwei glühende Grüße wischten an mir vorbei. Ich ließ mich fallen, rollte um die eigene Achse und hörte das Krachen.
Es war nicht nur ein Krachen und Splittern, sondern auch ein höllisches Kreischen und Ächzen.
Der Hubschrauber wurde buchstäblich zermalmt.
Apep hatte zugeschlagen.
Mir wurde ganz anders. Hätte ich noch gezögert, dann hätten mich das verbogene Metall begraben und der wuchtige Schlangenkörper zerschmettert.
Ich riskierte einen schnellen Blick zurück. Die Schlange hatte sich jetzt aufgerichtet, ihr Körper schwang wild hin und her, und wieder zerschlug sie einige Bäume. Sie fielen auf die Trümmer.
Rechts von mir hetzte Kara herum. Fest hielt sie das Schwert umklammert. Sie winkte mir zu. Ich verstand die Geste.
Sie hieß: weg von hier!
Auch ich rannte los. Jetzt hatte ich die Beretta wieder schußbereit in der Rechten. Ich suchte Suko und sah ihn, wie er mit drei Todesengeln kämpfte.
Die vier standen auf einer kleinen Lichtung. Der Chinese war arg in Bedrängnis geraten, hatte den erbeuteten Bogen fallen lassen. Eine Dienerin hatte sich von hinten an seine Beine gehängt und brachte Suko aus dem Gleichgewicht, so daß er nicht genau zuschlagen konnte.
Ich wollte schon schießen, doch Kara war näher am Schauplatz des Geschehens.
Zum ersten Mal sah ich, wie sie mit dem Schwert umgehen konnte. Sie führte es wie ein alter Kämpfer, schlug rechts und links, und selbst ich hörte die Schreie, die die sterbenden Todesengel ausstießen, als sie zu Boden sanken.
Dann war ich da.
Suko schaute sich wild um und nickte mir zu. »Ist gerade noch mal gut gegangen«, sagte er.
»Und jetzt?«
»Weg«, erwiderte der Chinese. Er stürmte schon los, denn das bekannte Brechen der Äste bewies uns, daß Apep bereits die Verfolgung aufgenommen hatte.
Sie wollte uns zermalmen!
Wir hetzten tiefer in den Wald hinein.
Dabei schlugen wir automatisch den Weg ins Tal ein, denn Myxin befand sich nach wie vor in der Gewalt der Teufelstochter. Trotz der Gefahr, in der wir steckten, wollten wir ihn auf keinen Fall im Stich lassen, auch wenn Dr. Tod und die Mordliga dort auf uns lauerten.
Alle drei konnten wir uns schon auf eine erbarmungslose Auseinandersetzung gefaßt machen.
In den vergangenen Tagen hatte es ein paar Mal geregnet. Entsprechend war auch der Boden.
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