0156 - Myxins Entführung
Bestätigung bekam er bald. Schon einen Atemzug später riß etwas über uns.
Das Dach!
Ich drehte mich und schaute nach Oben.
Dort mußten die Todesengel hocken. Eine Metallschiene an der Seite wurde aufgebogen, und ich konnte durch den Spalt schauen.
Aber auch schießen.
Die Kugel traf genau.
Asmodinas Dienerin wurde vom Hubschrauberdach heruntergefegt. Ihr klagender Schrei erreichte noch meine Ohren, dann verwehte er. Nur gut, daß wir mit geweihten Silberkugeln gegen sie ankamen.
Dann regte sich Kara.
Sie schlug die Augen auf und wollte sich hochstemmen, doch ich drückte sie sofort wieder zurück.
»Nicht jetzt!«
»Was ist geschehen?«
»Die Todesengel haben uns eingekreist.«
Sie erwiderte nichts, aber in ihren Augen las ich die große Sorge. Und die teilte ich.
»Kommen wir raus?« flüsterte sie.
»Ich hoffe. Wir mußten warten, bis du aus deiner Bewußtlosigkeit erwachst.«
»Dann bin ich schuld.«
»Unsinn.« Während der Worte hatte ich nie das aufgerissene Dach aus dem Auge gelassen, aber dort tat sich nichts. Die Todesengel hielten sich zurück. Sie schossen auch nicht mehr weiter. Ich war sicher, daß sie eine andere Teufelei ausheckten.
Wenn ich daran dachte, daß auch noch der größte Teil der Mordliga im Hintergrund lauerte, dann konnte ich schon Depressionen kriegen. Wir saßen wirklich in der Klemme.
Draußen war alles ruhig. Suko richtete sich ein wenig auf und riskierte einen Blick durch die Scheibe.
»Was ist?« rief ich zischend.
»Nichts zu sehen.« Er wiegte die Dämonenpeitsche in der Hand. »Sie haben sich in Deckung begeben.«
»Trotzdem müssen wir raus, bevor sie ihren neuen Angriffsplan ausgeheckt haben.«
»Klar. Aber wie?«
»Versuche du es zuerst, ich gebe dir Feuerschutz.«
»Und ich gehe mit«, sagte Kara. »Gib mir das Schwert. Ich kann damit umgehen.«
Ja, das konnte sie. Kara stammte aus Atlantis. Dort hatte man noch mit Schwertern gekämpft. So reichte ich ihr die Waffe, die einmal Destero gehört hatte.
Kara wischte sich das Blut aus der Stirn und bewegte sich schlangengleich an mir vorbei.
Neben Suko blieb sie liegen. »Gibt es nur die eine Möglichkeit?«
Suko nickte.
Ich wollte noch etwas hinzufügen; doch die Worte blieben mir im Halse stecken. Wie Kara und Suko hatte auch ich das Krachen und Bersten gehört, das plötzlich den Wald um uns herum erfüllte. Man konnte das Gefühl haben, ein gewaltiger Bulldozer würde sich eine Bresche schlagen.
»Kannst du was sehen?« rief ich Suko zu.
Er richtete sich auf. »Kaum, aber da ist was im Busch. John, jetzt wirds gefährlich.«
Sukos Stimme klang ruhig, aber auch er wußte, daß Asmodina zu einem neuen Trick gegriffen hatte.
Und den bekamen wir bald zu spüren.
Der Hubschrauber bekam von der rechten Seite her einen gewaltigen Schlag, der uns weiter zur Seite trieb. Wir fanden keinen Halt und knallten gegen die Innenverkleidung, während Kara auf mich fiel und mich noch fast mit dem Schwert verletzte.
Durch die zerbrochene Cockpitscheibe besaß ich einen guten Blick nach draußen, und ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen.
Aber das Bild blieb.
Was da durch den Wald walzte, hatte uns schon mal an den Rand der Verzweiflung getrieben, weil wir gegen das Riesenvieh nichts ausrichten konnten.
Es war Apep - die Höllenschlange!
»Das darf doch nicht wahr sein«, hörte ich Sukos Stimme. Auch er erinnerte sich noch deutlich an das Abenteuer in unserem Hochhaus, als Shao ihren Geburtstag feiern wollte.
Urplötzlich waren die Schlangen aufgetaucht, und zum Schluß sogar Asmodina selbst in Gestalt dieser Riesenschlange, die uns auf dem Dach des Hochhauses hatte fressen wollen. Damals bekamen wir einen Helfer.
Garuda, den Adler, und Todfeind der Höllenschlange [7]
Doch hier standen wir allein.
Von Garuda war weit und breit keine Spur zu sehen.
Mir lief es heiß und kalt den Rücken hinunter, denn Asmodina persönlich hatte in den Kampf eingegriffen. Sie war Apep, sie war die Schlange, denn in dieser Gestalt griff sie an.
Es erübrigt sich, die Ausmaße der Schlange zu beschreiben. Nur soviel sei gesagt — sie waren riesig.
Ein Höllenbiest, wie man es sich kaum vorstellen konnte, groß wie ein Hochhaus, und sie knickte die Bäume, als wären es einfache Streichhölzer.
Ich blickte an Sukos Schulter vorbei und sah auch die Schlange. Sie befand sich vor uns und hätte sich aufgerichtet. Eine Bewegung mit dem Kopf, wieder wurden mehrere Bäume geknickt.
Dann öffnete sie ihr Maul!
Ich
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