0156 - Myxins Entführung
Blut…
Das schwarzhaarige Mädchen spürte schon den Pesthauch des Todes, sah das verwüstete Gesicht des Vampirs dicht vor sich, versuchte, mit seiner Gedankenkraft den Angriff zu stoppen, doch die Barriere war nicht zu durchdringen.
Und Lupina hielt es fest.
»Ja, kill sie!« zischte die Wölfin haßerfüllt.
Diese Worte machten Kara noch einmal mobil, weckten sämtliche Kräfte in ihr, und sie dachte dabei auch an den gefangenen Myxin, der sich auf ihre Hilfe verlassen hatte.
Sollten sie jetzt gemeinsam sterben?
Kara wollte nicht. In einem Verzweiflungsakt warf sie beide Arme hoch und beugte sich nach hinten.
Sie hatte Glück.
Lupina stand sehr dicht hinter ihr, und Kara konnte ihre Finger in die blonde Haarpracht der Wölfin krallen. Sofort bückte sie sich, ließ die Haare nicht los, drehte sich etwas zur Seite und gab sich den nötigen Schwung.
Der Trick klappte.
Lupina verlor plötzlich den Boden unter den Füßen, wurde hochgehievt und schwebte in der Luft.
Im nächsten Augenblick krachte sie zu Boden, wobei ihre Füße gegen den Vampir stießen.
Vampiro-del-mar kam aus seinem Angriffsschwung. Er verlor ein wenig die Übersicht, und Kara nahm die Chance wahr, indem sie gedankenschnell zur Seite huschte.
Plötzlich stand sie nicht mehr an dem alten Fleck. Sie rannte auf ihr Schwert zu, die einzige Waffe, die sie besaß.
Auch Dr. Tod hatte gesehen, daß nicht mehr alles nach Plan lief. Er trug keine Waffen bei sich, verließ sich nur auf seine höllischen Leibwächter, und das rächte sich.
Er wollte ebenfalls das Schwert an sich reißen, war aber nicht schnell genug, denn Kara hatte es schon vor ihm aufgenommen.
Wie vor eine Wand gelaufen, blieb Morasso stehen und riß die Arme hoch. Kara aber hatte ihr Schwert. Sie hielt es in der Rechten und fuhr wild herum.
Sofort zielte sie nach Solo Morasso. Mit einem raschen Sprung brachte sich Dr. Tod in Sicherheit. Er brüllte nach Vampiro-del-mar und Lupina, die auch sofort ankamen.
Der riesige Vampir stürmte heran. Und Kara stellte sich.
Obwohl ihre Chance minimal war, zeigte sie keine Angst. Sie hielt das Schwert so, daß die Spitze nach oben wies und der Vampir direkt hineinrennen mußte.
Doch Fehler beging Vampiro-del-mar nicht. Diesmal fing er es schlauer an. Bevor er die schwarzhaarige Kara erreichte, drehte er sich zur Seite ab und griff dann an.
Mit einem gewaltigen Tritt holte er Kara von den Beinen, die bis gegen einen der Steine zurückgeschleudert wurde und sich so hart den Kopf stieß, daß die Haut aufplatzte und Blut aus der Wunde rann.
Dunkles, dickes Blut.
Andersfarbig als das der normalen Menschen, das sah auch Vampiro-del-mar.
Er hatte sich voller Vorfreude auf Kara stürzen wollen, zuckte jedoch zurück, als er das Blut sah.
Irritiert blieb er stehen und riß dem Mädchen nur das Schwert aus der Hand.
»Was ist?« schrie Solo Morasso. Er deutete auf Kara. »Da liegt sie. Pack sie dir!«
Der Vampir schüttelte den Kopf. »Und warum nicht?«
»Ihr Blut ist anders!«
»Ach, verdammt!« fluchte Morasso und trat wütend mit dem rechten Fuß auf. Er hob den Kopf, überlegte einen Moment, und seine Augen wurden schmal.
»Gib mir das Schwert!« forderte er. Er bekam es.
Solo Morasso nahm es in die rechte Hand und lief mit der Waffe auf Kara zu.
»Dann töte ich dich eben selbst!« knirschte er und hob die Waffe…
***
Das geschah in dem Augenblick, wo wir den Hügel hinter uns gelassen hatten und das Quadrat zwischen den Steinen erreichten. Ich hatte mich auf dem gesamten, ziemlich mühsamen Weg folgsam verhalten und nicht versucht, mich durch irgendeinen Trick zu befreien. Ich blieb ruhig und wiegte Asmodina als auch ihre Dienerinnen in Sicherheit.
Aber die Teufelstochter paßte auf.
Sie war wie eine Schlange, und ich fühlte mich wie das Kaninchen, das von der Schlange dabei nicht aus den Augen gelassen wird, weil sie es fressen will.
Asmodina hatte den Ring auch nicht weiter zugezogen. Wenigstens merkte ich nichts davon. Ich gab ihr auch keinen Grund, verhielt mich friedlich, dachte jedoch fieberhaft über einen Ausweg nach.
Ich wußte ja nicht, wie es meinen Freunden ergangen war, und deshalb ließ sich die Zukunft schlecht kalkulieren. Es blieb mir nichts anderes übrig, als zu improvisieren.
Bis jetzt hatte ich damit immer Glück gehabt. Hoffentlich auch heute, wo es wieder einmal um alles oder nichts ging.
Wir waren auf den letzten Yards schneller gegangen. Eine innere Unruhe trieb Asmodina voran. So
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