0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie
Na, in eurem Zimmer fanden meine Leute zwei Pistolen, die den FBI-Stempel trugen. Man soll eben seine Kanone nicht unterm Kopfkissen liegen lassen, wenn man morgens aufsteht.«
»In Zukunft werde ich daran denken«, versprach ich.
Royson lachte.
»In Zukunft? Für euch gibt es keine Zukunft mehr. Das werdet ihr noch merken!«
Sie ließen uns liegen und verschwanden im Blockhaus.
Inzwischen war es längst Mittag geworden, und die Sonne brannte in erbarmungsloser Glut. In meinem Kopf hämmerte das Blut, und in den Augen stach es wie von Nadeln. Rote Schleier wallten vor meinen Blicken.
»Diese verdammten Halunken«, krächzte Phil nach einer Weile. »Wir kriegen hier glatt einen Sonnenstich!«
»Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte Johnny. »Wir müssen bis zum Blockhaus kommen. Dicht an der Wand muss es doch wenigstens eine Idee Schatten geben.«
»Es sind ja nur ein paar Schritte«, stieß ich hervor und versuchte, in dem Geflimmer vor meinen Augen das Blockhaus auszumachen.
Wir probierten es, weil uns die Sonne wahnsinnig gemacht hätte. Über den brütend heißen Sand schoben wir uns wie Schlangen vorwärts. Die Haut brannte uns bald wie Feuer, aber wir kamen voran, unendlich mühselig, unendlich langsam, aber wir kamen dem Blockhaus näher.
Noch bevor wir es erreicht hatten, kamen Royson, Flint und die anderen Gangster wieder aus der Hütte heraus. Sie wollten sich totlachen, als sie uns wie Schnecken über den Sand kriechen sahen.
Dann aber, als sich ihre Heiterkeit wieder einigermaßen gelegt hatte, packten sie uns und schleppten uns in das Blockhaus. Roh wie Holzklötze ließen sie uns auf den Boden fallen. Ich fragte mich, ob ich wohl noch einen Quadratzentimeter Haut hätte, der noch nicht zerschunden, aufgerissen und blutig war.
»Hört mal zu, ihr drei«, sagte Royson mit seiner dröhnenden Stimme. »Ich möchte wissen, was für Abmachungen zwischen euch und eurer Vorgesetzten Dienststelle getroffen worden sind!«
»Die Sonne! Die Sonne!«, stöhnte Phil. »Ich glaube, ich habe alles vergessen, was je irgendeiner mit mir abgemacht hat.«
Royson wurde wütend. Er brüllte eine Weile, und als er sich wieder halbwegs beruhigt hatte, schrie er uns an: »Wir kriegen es schon aus euch heraus! Verlasst euch drauf! Und wenn ich euch das Fleisch von den Knochen prügeln müsste!«
»Knochen allein können auch nicht reden!«, sagte Phil und spuckte Royson vor die Füße.
Der Sklavenhändler schäumte. Er schrie die anderen an, sie sollten Phil an den Balken binden, der die Decke trug. Sie taten es. Ich presste die Lippen aufeinander und zermarterte mir den Kopf, was man tun könnte.
Ich hatte es schon ein paar Mal versucht, die Fesseln zu sprengen, aber das ganze Ergebnis meiner Bemühungen war, dass meine Handgelenke bluteten, während die Riemen nicht einen Millimeter nachgegeben hatten.
Royson nahm seine Peitsche und stellte sich fünf Schritte von Phil entfernt hin.
»Also?«, fragte er. »Was ist mit eurer Vorgesetzten Dienststelle ausgemacht worden?«
Phil hatte die Augen geschlossen, wahrscheinlich weil er sie vor der Peitsche schützen wollte, und schwieg.
»Damit wir uns recht verstehen«, zischte Royson. »Man lässt euch doch nicht allein hier auf der Insel, ohne irgendwelche Sicherungen für euch einzubauen! Ich kenne doch die FBI-Masche! Bin ja selbst Amerikaner. Also, was ist abgemacht?«
Phil schwieg.
»Habt ihr irgendwo ein Funkgerät versteckt, durch das ihr euch in regelmäßigen Abständen gemeldet habt?«
Phil rührte sich nicht und gab keinen Laut von sich.
Und dann hatte Royson plötzlich zugeschlagen. Es ging so schnell, dass wir es erst merkten, als es zu spät war. Über Phils Brust rötete sich ein breiter Striemen. Ein paar Tropfen Blut traten auf die Haut.
Royson holte wieder aus.
»Stop!«, sagte ich schnell. »Ich sage es euch, aber lasst ihn in Rühe!«
Royson drehte sich um und sah höhnisch auf mich herab.
»Also!«, bellte er. »Los, rede schon! Ich habe wenig Geduld.«
Ich wich seinem Blick aus. So etwas wirkt meistens überzeugend. Außerdem sprach ich leise, als ob ich mich meiner eigenen Worte schämte: »Zwanzig Tage nach unserer Ankunft werden wir hier von einem amerikanischen Zerstörer wieder abgeholt.«
Ich hatte mir dabei wirklich nichts Besonderes gedacht. Ich wollte nur, dass er aufhörte, Phil zu quälen. Mit der Wirkung meiner Worte hätte ich nicht im Traum gerechnet.
Royson ging in die Luft.
»Zwanzig Tage!«, schrie er. »Und wie
Weitere Kostenlose Bücher