Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie

0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie

Titel: 0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Menschenhaie Gangster Perlen
Vom Netzwerk:
Der Koch sah mich an, hatte ängstlich die Stirn gerunzelt und griente plötzlich verständnisvoll. Er huschte lautlos davon. Wir hatten Johnny an eine Stelle gebettet, wo das Segel einigen Schatten spendete, das um den Quermast herumgerollt war.
    Der Koch erschien nach einigen Minuten wieder und brachte auf einem Tablett Bananen, Ananas, Äpfel und ein gebratenes, kaltes Hähnchen.
    Johnny stöhnte, als er den Segen sah. Dann machte er sich heißhungrig darüber her. Wir sahen ihm schweigend zu. Anscheinend hatte man ihn nicht nur verprügelt, sondern ihm auch tagelang nichts zu essen gegeben.
    Als er mit seiner Mahlzeit fertig war und das Hähnchen bis auf den kleinsten Knochen abgenagt hatte, sah er uns noch einmal gründlich an, runzelte die Stirn und fragte: »Kennen wir uns nicht?«
    »Ich denke schon«, lachte ich. »Sie haben uns einen Schrotthaufen verkauft, der sich wunderbarerweise über Wasser hält.«
    »Die beiden Yankees!«, staunte er. »Also darum kamen mir eure Gesichter gleich so bekannt vor! Wo sind wir denn hier eigentlich?«
    »Bei einer Insel namens Jorez.«
    »Jorez? Nie gehört! Wem gehört die Insel?«
    »Den USA.«
    »Ach, dann sind Sie beide wohl Pflanzer, die hier eine Besitzung haben?«
    Ich schüttelte den Kopf. Wer von Royson so behandelt worden war wie Johnny, konnte nicht zu den Perlengangstern gehören, es bestand also kein Grund, ihm unsere wahre Identität zu verschweigen.
    »No, Johnny«, erwiderte ich. »Wir sind G-men. Fragen Sie nicht, wie wir hier hergekommen sind, das ist eine lange Geschichte, zu der wir jetzt keine Zeit haben. Es muss Ihnen genügen, wenn ich 42 Ihnen erkläre, dass auf der Insel ein paar skrupellose Gangster die Eingeborenen ausbeuten. In Washington bekam man Wind davon, und da diese Insel amerikanischer Regierungsbesitz ist, schickte man uns zwei hierher, nach dem Rechten zu sehen.«
    »Also G-men?«, fragte Johnny Wetshire.
    »Ja, das sagte ich doch.«
    Johnny grinste wieder.
    »Und ich habe mir den Kopf zerbrochen über Sie beide! Einer meiner Leute beobachtete Sie, als Sie den amerikanischen Konsul aufsuchten. In den nächsten Tagen kauften Sie ein paar seltsame Dinge ein. Ich ließ Sie beschatten, daher erfuhr ich das alles. Ich dachte hin und her, aber ich konnte mir einfach nicht vor stellen, was für Leute Sie sind. Deshalb sprach ich Sie ja auch im Hafen an. Neue Weiße fallen da immer auf. Und ich bin von Berufs wegen neugierig«.
    »Sind Sie Journalist?«, fragte Phil.
    Johnny richtete sich halb auf und lehnte mit dem Rücken bequemer gegen den Mast. Er lachte leise vor sich hin und klatschte sich dabei auf die Oberschenkel.
    »Also so ein Zusammentreffen gibt es aber auch nur in der Südsee!«
    »Wieso? Wie meinen Sie das?«
    Johnny knöpfte sich den Hosenbund auf und zerriss das Futter. Er zog eine schon ziemlich verbogene Zellophanhülle heraus und fischte aus ihr ein paar Papiere hervor.
    »Ich bin Inspektor bei Scotland Yard«, erklärte er. »Im Auftrag des britischen Kolonialamtes und der INTERPOL-Zentrale Paris in der Südsee! Da sind die Papiere!«
    Jetzt gingen uns die Augen über.
    ***
    »Und was suchen Sie hier in der Südsee, Inspektor Wetshire?«
    »Sagen Sie Johnny zu mir. Schließlich sind wir Kollegen.«
    Wir nannten ihm unsere Vornamen, die er aber noch von unserem ersten Zusammentreffen kannte. Danach erklärte Johnny seinen Auftrag: »Die Sache hört sich zwar abenteuerlich an, aber für die INTERPOL ist es eine ganz alltägliche Geschichte. Gewisse Spuren deuteten darauf hin, dass der Sklavenhandel namentlich mit dem Ziel Vorderer Orient in den letzten Jahren wieder aufgeblüht ist. Einige INTERPOL-Agenten meldeten nun vor etwa vier Monaten, dass neuerdings Sklavinnen und Sklaven verkauft werden, die offensichtlich aus der Südsee stammen. Polynesier, Melanesier, Kanaken.«
    »Das ist ja unglaublich«, murmelte ich staunend. »Dass in gewissen Gebieten Afrikas noch heute Sklavenjäger und -händler existieren, davon habe ich gelesen. Aber dass es das auch schon in der Südsee gibt, das war mir neu!«
    »Uns auch«, nickte Johnny. »Besonders schwierig wird die Sache noch dadurch, dass die Südsee ja kein einheitliches politisches Gebiet ist. Manche Inseln stehen unter holländischer, andere unter britischer, einige unter portugiesischer Verwaltung, und was weiß ich noch. Also schickte die INTERPOL ein paar Leute los, die zu den entsprechenden Nationalitäten gehören. Tja, und ich bin der Brite aus dieser

Weitere Kostenlose Bücher