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0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie

0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie

Titel: 0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Menschenhaie Gangster Perlen
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hier. Außerdem herrschte eine derart stickige, heiße Luft, dass uns der Atem wegblieb.
    »Moment, Phil«, sagte ich und kletterte die Leiter wieder hinauf. »Ich habe vorhin eine Küche gesehen. Wo ein Koch ist, muss es Streichhölzer geben.«
    Ich betrat die Kombüse mit dem Erfolg, dass der darin beschäftigte Kanake sich sofort hinter einen Wandschrank zu verstecken suchte, der zur Hälfte in die Wand eingelassen war, zur anderen Hälfte aber darüber herausragte.
    Mit dem freundlichsten Gesicht, das mir möglich ist, grinste ich ihm zu. Hier war anscheinend jeder verschüchtert, sobald er nur einen Weißen sah.
    Ich blickte mich in einigen Schubladen um und entdeckte schließlich eine große Packung Streichhölzer. Der Kanake hatte nichts einzuwenden, oder er wagte es nicht, jedenfalls hinderte er mich nicht, mit meiner Beute die Kombüse wieder zu verlassen.
    Phil erwartete mich an der Leiter. Wir stiegen nacheinander in die drückende Hitze des Laderaumes hinab. Ich riss ein Streichholz an. Säcke, Kisten und Ballen, wohin man sah.
    Wir suchten trotzdem jede freie Ecke ab. Ungefähr in der Mitte gab es wieder eine Luke, die mit einem schweren Riegel verschlossen war.
    »Die wird in den Kielraum führen«, sagte Phil. »Da brauchen wir gar nicht nachzusehen.«
    »Ich bin für Gründlichkeit«, widersprach ich.
    Phil zuckte die Achseln und zog den Riegel zurück. Gemeinsam wuchteten wir die schwere Luke hoch und legten sie um. Eine breite Treppe führte abwärts. Ein dumpfes Klirren kam von unten herauf.
    »Da ist doch etwas«, raunte ich und lauschte noch einmal.
    Aber jetzt blieb alles still.
    Ich nahm Flints Maschinenpistole unter dem rechten Arm ein wenig höher und begann vorsichtig den Abstieg auf einer alten, ausgetretenen Treppe, deren Holz von Schimmel bewachsen war. Phil kam mir nach, den entsicherten Karabiner schussbereit.
    Als wir unten waren, standen wir mit den Füßen bis fast zu den Knöcheln in lauwarmem, brackigen Wasser. Ich riss ein Streichholz an.
    Zwei Schritte vor uns lag ein Mensch. Der Atem kam rasselnd über seine Lippen. Wir beugten uns vor.
    Es war ein Mann, und er war gepeitscht worden. Aber es war ganz unverkennbar Johnny Wetshire, der uns im Hafen unser Boot verkauft hatte.
    Seine Arme und seine Beine waren mit Ketten zusammengefesselt. Ich riss ein nächstes Streichholz an und beugte mich über ihn.
    »Komm, Phil«, sagte ich. »Nimm du ihn an den Beinen!«
    Wir ächzten unter der Last des schweren Mannes. Seine Kleidung war zerfetzt und bestand eigentlich nur noch aus Lumpen. Er hatte am Oberkörper und an den Beinen einige eiternde Wunden. Auch an einigen Stellen seines Kopfes saß blutiger Schorf.
    Es war eine Höllenarbeit, ihn an Deck zu kriegen, aber wir schafften es. Danach ging ich noch einmal in die Kombüse und versuchte, mit meinen Händen dem taubstummen Kanaken klar zu machen, dass ich eine Schüssel mit sauberem, klarem Wasser haben möchte. Es dauerte eine Weile, bis er begriff. Das Wasser, das er mir in der Schüssel nachtrug, war warm wie Suppe, aber es schien einigermaßen sauber zu sein.
    In Roysons Kajüte durchstöberte ich in aller Eile alle zugängigen Schubladen. Ich fand mehrere Schlüssel und nahm sie alle mit. Irgendeiner musste doch zu den mittelalterlichen Ketten passen.
    Bevor ich die Kajüte verließ, fiel mein Blick noch auf ein Schränkchen, das dicht neben der Tür stand. Ich zog es auf und fand eine Flasche holländischen Eierlikör und zwei volle Flaschen Whisky. Eine davon nahm ich mit.
    An Deck säuberten wir den Engländer, So gut es ging. Er hatte die Augen offen. Aber er sagte nichts. Erst als er einen Schluck Whisky getrunken und danach ein bisschen gehustet hatte, krächzte er: »Danke, danke. Jagt mir eine Kugel in den Schädel! Aber bringt mich nicht wieder nach da unten!«
    »Sie kommen nicht wieder nach unten, Mister Wetshire«, sagte ich. »Es sei denn, wir zwei sind vorher dran. Trinken Sie noch einen Schluck! Ein Whisky frischt die Lebensgeister auf, auch wenn er warm ist.«
    Der Brite nickte und setzte nun schon aus eigener Kraft die Flasche an. Wir hatten unter Roysons Schlüssel inzwischen wirklich den für die Ketten passenden erwischt, und den Engländer auch von dieser Qual befreit.
    »Haben Sie Hunger?«, fragte ich.
    Johnny Wetshire verzog sein Gesicht. Vielleicht sollte es ein Grinsen werden, aber es wurde eine Grimasse.
    »Hunger ist kein Ausdruck«, sagte er leise.
    Ich fing wieder einmal an, mit den Händen zu reden.

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