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0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert

0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert

Titel: 0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: eiskalt serviert
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Mädchen heraus. Ava hatte sich in Gala geworfen. Ihr Abendkleid sah aus, als habe sie es sich bei einem Versandhaus gekauft, das die abgelegte Garderobe von Hollywoodstemen verhökert. Es war knielang, und ich wunderte mich, wieso es oben nicht abrutschte.
    Die andere trug ein Kleid, dem man ansah, dass es einmal hochgeschlossen gewesen war. Sie hatte sich den Umständen dadurch angepasst, dass sie die Ärmel und sonst noch einiges abgeschnitten hatte, aber trotzdem sah sie nett aus. Sie musste sich zwischen ein paar Tischen durchquetschen, und dabei stieß sie mit der Hüfte gegen einen älteren Mann, der sie sofort grinsend an der Hand fasste. Sie lächelte mechanisch zurück, machte sich los und kam herüber. Das Mädchen wäre wirklich hübsch gewesen, wenn sie nicht so übernächtigt und vergrämt ausgesehen hätte. Ihre Lippen waren zu rot und zu breit geschminkt, und sie hatte zu viel Tusche an den Wimpern.
    »Hallo«, lächelte sie, und ihre Stimme war nicht ganz fest.
    »Setz dich, Darling«, sagte ich, um mich den Gepflogenheiten dieser Lokalitäten anzupassen, und wies auf einen Stuhl mir gegenüber.
    Sie folgte der Anforderung und war sichtlich erleichtert, dass ich sie nicht neben mich plaziert hatte. Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch, faltete die Hände und legte ihr Kinn darauf. Sie musterte mich eingehend, und als ich ihr dann die Zigarettenpackung hinschob, bediente sie sich.
    »Drink?«, fragte ich.
    »Gern.«
    Ich überließ ihr die Wahl, sie wählte den teuersten Cocktail auf der Karte. Dazu war sie ja verpflichtet. Ich selbst bestellte einen Side Car. Dabei blickte ich nach Phil hinüber und war überrascht, dass Ava es sich an seinem Tisch bequem gemacht hatte. Die beiden schienen bereits in eine angeregte Unterhaltung verstrickt zu sein. Der Kellner verschwand, und das Mädel sagte leise:
    »Danke schön, für die Einladung.« Sie sagte es ohne Enthusiasmus.
    »Ehrlich?«
    »Selbstverständlich. Unsere Gäste wollen doch Unterhaltung haben.«
    Über ihre schmale Jungmädchenschulter hinweg sah ich einen vielleicht vierzigjährigen, schweren Mann mit dicker Nase, fleischigen Lippen und geöltem Haar neben der Kapelle stehen. Lächelnd überflog er das Lokal, und in diesem Augenblick erkannte ich ihn. Ich hätte nicht erwartet, Al Cenion als Nachtklubboss wiederzusehen. Als ich das letzte Mal mit ihm zu tun hatte, stand er im dringenden Verdacht, ein Falschspieler zu sein. Inzwischen hatte er es anscheinend zu etwas gebracht. Glücklicherweise konnte er mich nicht sehen. Ich war hinter dem Mädchen verborgen.
    »Und warum haben Sie diesen Job angenommen?«, fragte ich. »Sie sehen doch nicht so aus, als ob Sie hierher gehören.«
    »Das geht Sie nichts an«, sagte sie, aber sie lächelte und ich wusste wohl warum.
    Al Cenion passte auf, ob seine Mädchen sich ihren Gästen auch genügend widmeten.
    »Ich will dir etwas sagen, mein Kind«, sagte ich und legte meine Hand auf ihre Finger, die kalt waren und in meinem Griff zuckten wie ein gefangenes Vögelchen. »Sei so gut und sieh mich freundlich an. Dein Boss beobachtet dich. Außerdem weißt du nicht, was du tust. Wie kann ein Mädchen wie du sich an einen solchen Laden verkaufen? Ich weiß schon, du bist von irgendwoher nach New York gekommen und hast Schiffbruch erlitten. Du hattest dir es ohne einen Cent und wahrscheinlich anders vorgestellt, und dann, als du mit Schulden in der Klemme saßest, kam eine gute Freundin und brachte dich hierher. Hast du einen-Vertrag unterschrieben?«
    »Ja.« Sie nickte traurig. Gleich würde sie anfangen zu weinen und damit alles verderben.
    »Wir reden ein andermal darüber«, sagte ich. »Jetzt wirst du ganz furchtbar lachen und außerdem hier neben mich rücken. Das sieht besser aus. Hab’ keine Angst, ich tut dir nichts.«
    Sie gehorchte und legte sogar ihren Arm ganz vorsichtig um meine Schultern.
    »Ist es so gut?«, lachte sie, aber ihre Augen waren feucht.
    »Ausgezeichnet«, lobte ich. »Wir werden jetzt noch etwas schauspielern und einiges trinken.«
    Dann schob ich ihr einen Zettel und den Kugelschreiber hin.
    »Schreibe mir auf, wo ich dich erreichen kann, aber sei vorsichtig. Es braucht niemand zu sehen.«
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, gab sie zur Antwort und drückte sich unter Mitnahme von Papier und Kugelschreiber zwischen den Tischen hindurch. Dann verschwand sie im Waschraum.
    Auf der anderen Seite schien Phil sich prächtig zu unterhalten. Ich sah, wie der ehemalige

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