0157 - Wer mit Gedanken töten kann
Suko an. »Es ist doch nicht nur einer geflohen, sondern drei. Und die hocken bestimmt zusammen.«
»Eine andere Frage, John. Weißt du eigentlich, wie du dich gegen sie schützen willst?«
Da hatte Suko ein Problem angesprochen, über das ich bereits nachgedacht hatte, aber zu keinem Ergebnis gekommen war. Ich wusste es nicht, sondern wollte alles auf mich zukommen lassen.
Die Scheune stand am Dorfrand. Es war ziemlich ruhig. In diese Gegend kam kein Mensch. Ein großer Vogel rauschte über unseren Köpfen hinweg und verschwand irgendwo in der Dunkelheit.
Ich hatte mich auf die Außenwände der Scheune konzentriert. Meine Blicke suchten nach einem Lichtschein, denn die Scheunenwände waren nie fugenlos dicht. Die nebeneinander stehenden Bretter wiesen genügend Spalten auf, um hindurchschauen zu können.
»Da schimmert was«, sagte Suko. Er hatte von uns beiden die besseren Augen. »Wo?«
»Nicht im Haus, sondern in der Scheune. Die müssen da Licht drin haben.«
»Okay, dann ran.«
Wir pirschten auf das Gebäude zu. Bisher hatten wir während dieses Falls eigentlich nur danebengestanden und andere agieren, sowie reagieren lassen. Aber manchmal läuft es eben so quer, dass man persönlich da wirklich nichts zu kann.
Unkraut und etwas Buschwerk wuchsen zum Glück so hoch, dass wir dahinter Deckung finden konnten. Wir liefen Zickzack und sprangen. So näherten wir uns der Vorderseite der Scheune.
Ich sah ebenfalls, dass in dem Gebäude Licht brannte. Es schimmerte durch die Ritzen.
Ich tauchte hinter einem Busch hoch, hob die Hand und bewegte die Finger.
Für Suko, der einige Schritte weiter entfernt lag, ein Zeichen, dass ich etwas wollte.
Durch Gesten machte ich ihm klar, dass er hocken bleiben und ich bis zur Scheune laufen wollte. Es musste doch was zu sehen sein.
Der Chinese nickte.
Ich zögerte keine Sekunde mehr, sondern startete. Auf Zehenspitzen hüpfte ich förmlich voran. Es sollte schnell und auch lautlos gehen.
Dann stand ich an der Wand.
Sofort legte ich mein Ohr dagegen und horchte.
Da wurde gesprochen. Leider verstand ich nicht, was, aber deutlich vernahm ich eine Frauenstimme.
Die ich bereits einmal gehört hatte. Und zwar hier in Oakville.
In der Scheune befand sich Elaine Peters!
Das war eine Überraschung, wenn auch keine gute, denn vieles hätte mir gepasst, nur nicht diese Frau. Sie stellte eine ideale Geisel dar. Jetzt mußten wir unseren Plan umwerfen.
Ich lief zu meinem Freund zurück. »Was ist los?«
Flüsternd erklärte ich meinem Partner die Lage.
Der Chinese verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Das ist doch wohl nicht wahr!« schimpfte er, aber so, dass nur ich es hörte.
»Doch, die haben 'ne Geisel, wir müssen unseren Plan umwerfen.«
»Und was hast du vor? Sollen wir uns trennen?«
»Genau. Sieh du zu, dass du von der Rückseite her in die Scheune kommst, ich versuche es von vorn und ganz offiziell«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Ich spiele hier einen Betrunkenen, der sich nicht abweisen lassen will. Mal sehen, wie unsere Freunde darauf reagieren.«
Suko schaute mich an. »Okay, John, weil ich ein Menschenfreund bin.« Er nickte mir zu und verschwand. Suko konnte sich fast lautlos bewegen. Das gelang mir nie, und ich bewunderte den Chinesen wegen dieser Fähigkeit.
Ich wartete so lange, bis ich sicher sein konnte, dass Suko sein Ziel erreicht hatte und schraubte mich dann wieder in die Höhe. Jetzt wollte ich es probieren.
Doch in diesem verdammten Fall hatte der Teufel persönlich seine Hand im Spiel.
Ich packte es nicht, denn plötzlich hörte ich Stimmen. Und was die sagten, das war ungeheuer interessant. Ich machte mich sehr klein und lauschte.
Schritte knirschten über dem Boden. Sie klangen dort auf, wo auch Suko und ich hergekommen waren.
Abermals identifizierte ich eine Stimme.
Jack Horn!
Verdammt, was wollte der Agent des Secret. Service denn hier? Die Frage beantwortete ich mir selbst. Horn schien irgendwie die Spur gefunden zu haben.
War der zweite dann Colonel Crane?
Nein, der Pfarrer, denn deutlich vernahm ich, wie Horn sagte: »Gehen Sie schneller, Pfaffe, ich will hier nicht anwachsen.«
»Sie werden Ihre Tat noch bereuen. Verlassen Sie sich darauf.«
Horn lachte nur blechern.
Mir wurde plötzlich flau im Magen. Ich brauchte kein großer Rätselkünstler zu sein, um zu wissen, dass der Pfarrer nicht freiwillig mitging. Er würde sich nie von selbst in solch eine Gefahr begeben. Da musste der andere
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