0158 - Der Spiegel-Dämon
Kirchenschiffen, die den Turm praktisch einrahmten. Aber soweit wollte ich nicht.
Ich rollte über die Union Street und bog dann nach rechts ein, wo auch mein Ziel lag.
Redcross Way.
Schon sah ich den Platz. Er fiel auf, weil die Gegend um ihn herum sehr dicht bebaut war. Noch in der Straße parkte ein alter VW, der aussah wie Janes Wagen.
Ich lenkte den Silbergrauen auf den Platz, stieg aus und schaltete die Alarmanlage ein, indem ich mich noch einmal in den Wagen zurückbeugte. Die Bude war erleuchtet. Zahlreiche bunte Birnen glühten auf. Sie befanden sich dicht nebeneinander und erinnerten mich an eine bunte Perlenschnur.
Ich hörte die Musik und sah auch die paar Zuschauer, die vor der Bude standen.
Sie lauschten den Worten des Besitzers, der soeben erklärte, wie toll sein Spiegelkabinett doch war.
Langsam schlenderte ich näher.
Der Mann sah mich und stutzte. Er konnte seinen Redefluß nicht mehr fortführen und geriet aus dem Konzept.
Ich blieb stehen. Über die meisten Köpfe vor mir konnte ich hinwegschauen und betrachtete die Dekoration der Bühne. Sie war effektvoll. Der große Spiegel gab unsere Gestalten verzerrt wieder, aber trotz der tollen Aufmachung konnte der Mann keine Besucher mehr in sein Spiegelkabinett locken.
Die meisten hatten dem Labyrinth auch schon einen Besuch abgestattet. Und ein zweitesmal interessierte es sie nicht.
Nur zwei Halbwüchsige zahlten den Eintritt und verschwanden durch eine Tür.
Ich stieg ebenfalls über die Leiter dem Kassenhäuschen entgegen. Als ich davor stehenblieb, klatschten die ersten Regentropfen auf den Boden.
»Auch eine Karte, Sir?« fragte mich Mirror-Man.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein; Mister, ich möchte mit Ihnen reden.«
Gleichzeitig zeigte ich ihm meinen Ausweis.
»Polizei?«
»Ja, Mister…«
»Moment, ich komme.« Er verließ sein Kassenhäuschen. »Ich bin mir keiner Schuld bewußt«, sagte er sofort. »Ich habe nichts getan…«
»Sagen Sie mir Ihren Namen.«
»Dave Morris.«
»Okay, Mr. Morris. Ich bin nicht gekommen, um Sie zu verhaften, sondern weil ich Fragen habe. Zudem bemerkte ich, daß Sie erschraken, als Sie mich vorhin sahen. Hatte das einen Grund?«
»Ja und nein.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Waren Sie nicht schon einmal hier?«
»Am Mittag.«
»Da sah ich Ihren Wagen. Sie fuhren ab, als ich gerade zurückkam. Habe mich schon gewundert, was ein Mann in solch einer Benzinkutsche bei mir will?« Er grinste.
»Nur mit Ihnen reden.«
»Und worüber?«
»Über Ihre Show hier.« Ich deutete in die Runde. »Sieht ja ordentlich aus, das alles.«
Der Wind blies ihm die Asche von der Zigarette. »Ja, ich habe was getan.«
»Aber ein schlechtes Publikum.«
»Leider.«
»Können Sie sich eigentlich noch an die Leute erinnern, die Sie besuchen kommen?«
»Manchmal«
»Mich interessiert da ein Mann, der…«
»Meinen Sie diesen Ernie Lidell?«
Ich, stutzte. »Wer ist das denn?«
Er nahm noch einen Zug an der Zigarette und schleuderte sie dann in eine Pfütze.
»Ach, vergessen Sie ihn. Danach hat mich vorhin jemand gefragt.«
»Ich rede von einem Mann, der, mit einem kleinen Kind gestern gekommen ist.«
»Wie alt war der Junge denn?«
»Drei Jahre.«
Mirror-Man nickte eifrig. »Stimmt, Mr. Sinclair. An den erinnere ich mich gut.«
»Wie lange waren die beiden in dem Kabinett?«
Morris hob die Schultern. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Hier auf der Bühne befindet sich nur der Eingang. Der Ausgang ist an der Rückseite. Ich sehe die Leute nicht mehr, nachdem sie in diesem Wagen verschwunden sind.« Er holte eine neue Zigarette hervor. »Wieso fragen Sie? Ist was mit den beiden passiert?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»Aber…?«
Ich winkte ab und wechselte das Thema. »Managen Sie den Betrieb hier allein?«
»Fast.«
»Was heißt das?«
»Ich habe noch einen Gehilfen.«
»Und wo finde ich den?«
Morris deutete mit seinem Daumen über seine Schulter. »Er hält sich fast immer im Innern auf.«
»Kann man mit ihm reden?«
»Das wird kaum Zweck haben. Der ist etwas zurückgeblieben, zudem verwachsen und ist eigentlich nur angestellt, um die Leute zu erschrecken. Ich wollte ihn schon immer weghaben, aber ich bringe es nicht übers Herz. Der ist ein kleiner Schlußgag, wissen Sie. Wenn jeder denkt, es wäre vorbei, taucht er auf.«
Dieser Mann interessiert mich. »Wo kann ich ihn finden?«
»Ich sagte Ihnen ja schon, er steckt irgendwo. Sie müßten schon das Labyrinth durchqueren.«
Dazu
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