0158 - Der Spiegel-Dämon
gewohnt, aber das hier konnte auch einem Menschen mit starken Nerven unter die Haut gehen.
Das Mädchen hielt das Beil mit der blutigen Klinge, und in einem anderen Spiegel erschien der Kopf.
Tricks? Magie? Zauberei?
Alles kam für Jane in Frage. Die Detektivin fühlte plötzlich die Gefahr, die in diesem runden, mit Spiegeln ausgestatteten Raum lauerte, und die förmlich nach ihr zu greifen schien.
Jane zitterte.
Sie suchte den Ausgang, doch wo kam sie so schnell nach draußen? Dann war das Bild verschwunden.
Jane sah sich wieder in allen möglichen Formen und Perspektiven. Von dem anderen Bild war nichts mehr zu erkennen. Die Detektivin wischte sich über die Augen.
Hatte sie geträumt, hatte irgend jemand ihr das Bild vorgegaukelt?
Das konnte sein, denn es gab das Gebiet der Holografie, die man mit dreidimensionaler Fotografie umschreiben konnte. Man schaffte es durch diese Technik, Bilder, und zwar dreidimensionale, in den Raum zu projezieren.
Unwahrscheinlich…
Dann hörte Jane Schritte.
Keine schleichenden oder bewußt zurückgehaltenen Schritte, sondern völlig normale.
Im nächsten Augenblick erschienen zwei Gestalten.
Das Paar!
Völlig normal und so wie immer. Niemand blutete, und das Mädchen hielt auch kein Beil mit blutverschmierter Klinge in der Hand.
Jane mußte die beiden wohl ziemlich verdutzt angestarrt haben, denn sie blieben stehen.
»Ist was?« fragte der Junge mit der Nickelbrille.
»Nein, was soll sein?«
»Sie starren uns so komisch an.«
»Entschuldigen Sie, aber ich war überrascht.« Jane lächelte. »Dieses Spiegelsystem bringt mich völlig durcheinander. Ist bei Ihnen beiden denn alles in Ordnung?«
Das Mädchen schob seinen Gummi von der rechten in die linke Wange. »Was soll das denn wieder?« fragte es.
»Ich meinte nur.«
»Sie sind doch richtig im Kopf?« erkundigte sich der Junge und tippte sich an die Stirn.
»Völlig normal.«
»Dann ist gut.« Er schaute auf seine Begleiterin. »Los, Gilda, laß uns weitergehen. Hier ist es mir zu komisch.«
Jane ließ die beiden passieren, die ihr noch einen schiefen Blick zuwarfen.
Die Detektivin war gespannt darauf, wo sich der Ausgang befand. Zielstrebig gingen die Leute auf eine Stelle zwischen zwei runden Spiegeln zu. Kaum hatten sie einen im Boden befindlichen Kontakt berührt, als sich die Wand öffnete und den Blick in einen nächsten, ziemlich düsteren Raum freigab.
Die Tür schloß sich wieder.
Jane blieb allein zurück.
Sie atmete aus und schüttelte den Kopf. »Das ist verrückt«, flüsterte sie. »Das ist irre, wirklich. Verdammt, ich muß hier raus.« Sie stöhnte und merkte jetzt auch, daß sich die Luft verändert hatte. Sie war wärmer geworden, irgendwie stickiger und viel schwerer zu atmen als zuvor.
Jane wollte zurück. Sie hatte keine Lust mehr, das gesamte Labyrinth zu durchqueren, um schließlich noch schlimmere Überraschungen zu erleben. Die ersten reichten ihr, und sie würde auch eine Untersuchung in Gang setzen, darauf konnte sich dieser Morris verlassen. Es war schon kriminell, die Leute so zu erschrecken.
Das Sprichwort heißt: Wenn man vom Teufel spricht, dann steht er plötzlich da.
So erging es Jane Collins mit Dave Morris.
Auf einmal sah sie ihn.
Und er hielt eine Maschinenpistole in der Hand, deren Mündung auf Jane zeigte…
***
Dave Morris' Stimme war es nicht, die mir so einiges versprochen hatte, denn die kannte ich. Also mußte der Gehilfe draußen lauern, der Häßliche, dessen Gesicht ich in der Teufelsfratze gesehen hatte.
Große Furcht hatte ich nicht. Die Wände des Wagens waren so dünn gebaut, daß ich sie durchbrechen konnte, wenn ich mich einmal heftig dagegenwarf.
Zuvor verhielt ich mich ruhig.
Schritte, die den Wägen umkreisten. Ich hörte sie sehr deutlich und auch die Stimme.
Der Kerl versprach mir alles mögliche, nur nichts, was mich freuen konnte.
Und er schaffte es.
Ich hatte zu lange gewartet, denn auf einmal begann der Wagen zu zittern. Er wackelte hin und her, in kleinen, rhythmischen Stößen. Die jedoch nicht gleich blieben, sondern immer stärker wurden und den Wagen heftig hin- und herschaukelten.
Ich hatte Mühe, das Gleichgewicht zu behalten und stellte fest, daß magische Kräfte von dem Wagen Besitz ergriffen hatten. Das nicht zu knapp, denn auf einmal begann die Teufelsfratze zu glühen. Sie wurde dunkelrot und verschmolz mit dem Bild noch mehr zu einer Einheit. Ich selbst blieb auch nicht verschont, denn schlimme Gedanken
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