0158 - Der Spiegel-Dämon
gehalten haben, werden Sie bei mir erleben. Viel Vergnügen.«
»Danke.« Jane ging zur Tür und drückte sie auf. Weder die Detektivin noch der Mirror-Man ahnten, daß sie einen Lauscher gehabt hatten.
Es war der Gehilfe, der teuflische Zwerg…
Die Tür schwappte hinter Jane Collins zu. Sie spürte noch den Luftzug, der ihren Nacken streifte, ging zwei Schritte vor und prallte gegen eine Glaswand.
Ein, hämisches Kichern ertönte, als Jane »Au« rief. Auf jeden Fall war sie gewarnt und rieb sich die Stirn.
In diesem Spiegelgarten schienen ja noch einige Überraschungen zu lauern, wenn das schon so anfing.
Vorsichtig ging sie weiter und mußte sich nach rechts halten, wo eine kleine Stiege in eine tiefer gelegene Kammer führte. Vor sich hörte sie die Stimmen des Paars. Der Junge schimpfte das Mädchen aus, weil es ihn mitgeschleppt hatte. Jane hörte aus den Worten heraus, daß er lieber zu einer Demonstration gegangen wäre.
Spiegel, wohin sie schaute.
Sie befand sich in einer winzigen Kammer, die allerdings durch die an den Wänden hängenden Spiegel optisch vergrößert wurde. Und das waren keine normale Spiegel, sondern solche mit konvexen oder konkaven Oberflächen.
Einmal sah sich Jane als ungeheuer dicke Frau, ein anderes Mal als dürre Zauchtel, dann ging ihr Kopf wie ein Hefeteig auseinander. Wenn sie sich drehte, geschah das gleiche mit ihrem Unterkörper.
Ob sie wollte oder nicht, sie mußte lachen, denn Morris schien nicht zuviel versprochen zu haben.
Nur, wo befand sich der Ausgang. Zurück konnte sie wieder, aber sie wollte ja weiter. Irgendwo mußte es einen geben, denn das Pärchen vor ihr hatte ihn auch gefunden.
Jane drehte sich im Kreis und streckte die Arme dabei aus.
Ihre Finger strichen über eine Spiegelfläche. Die leichte Berührung reichte.
Plötzlich kippte der Spiegel. Das heißt, er drehte sich um seine eigene Achse und gab einen Ausgang frei, hinter dem ein anderer Raum lag, der von rötlichem Licht erfüllt wurde. Dieses Licht spendeten mehrere Birnen ab, die an einer Seite der Decke auf einer Schiene festgeschraubt waren.
Jane blieb stehen.
Nicht daß sie Angst gehabt hätte, aber sie hörte sehr wohl das Lachen und Schimpfen der Menschen. Es mußten sich mehrere hier aufhalten, nur sah man sie nicht.
Und das hatte seinen Grund.
Der Raum wurde nicht nur rot beleuchtet, sondern war durch hohe, viereckige Säulen zu einem Irrgarten gemacht worden, in dem man sich wirklich verlaufen konnte.
Man mußte sehr vorsichtig sein und Geduld haben, um hier herauszukommen.
Jane wagte den ersten Schritt. Zum Glück hielt sie die Arme ausgestreckt, so lief sie nicht gegen das erste Hindernis, sondern wandte sich nach rechts, wo sie erschreckt stehenblieb, denn sie sah sich selbst bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Eigentlich erkannte sie sich nur an der Kleidung. Jane trug eine braunbeige Jacke und den passenden Rock dazu. Ihre Beine und der Kopf liefen nach hinten weg. Es sah so aus; als würde der Körper in der Luft schweben.
Irgendwo knallte eine Tür.
Das mußte der Ausgang sein, aber es würde noch dauern, bis Jane Collins ihn erreichte.
Sie orientierte sich wieder zurück und fand an der gegenüberliegenden Seite einen schmalen Durchschlupf.
Dann war da wieder die Glaswand. Die Detektivin lächelte, als sie die Lippenstiftspuren erkannte. Es mußte jemand ziemlich hart dagegen gelaufen sein.
Rechts ging es weiter. Vorbei an mehreren schmalen Säulen und Spiegeln, die allesamt die Person verzerrten.
Der Gang mündete in einen runden Raum.
Jane blieb stehen!
Sie hatte eigentlich erwartet, das Pärchen hier zu sehen, doch sie befand sich allein hier. Die Detektivin hörte auch die Stimmen nicht mehr. Sollten die beiden den Raum verlassen haben?
Auch sie suchte den Ausgang.
Wahrscheinlich mußte man den einen oder anderen Spiegel wieder kippen, um weiterzukommen. Jane drehte sich im Kreis und erschrak bis ins Mark.
Plötzlich sah sie das Mädchen.
Ein Spiegel warf ihr Bild zurück.
Der Körper war völlig normal, nur das Gesicht war eine fürchterliche Grimasse.
Die Lippen waren weit auseinandergezogen, die Stirn wuchs höher, der gesamte Kopf hatte eine andere Größe als normal. Das alles hätte Jane nicht so erschreckt. Den Horror strahlte etwas anderes aus.
Es war das Beil mit der blutigen Klinge, das das Mädchen in der rechten Hand hielt.
Jane Collins stöhnte auf.
»O Gott«, flüsterte sie und 1000 Gedanken strömten durch ihren Kopf. War es
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