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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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damit spekuliert, sie auf dem Weg zur Alptraumburg doch noch packen zu können jetzt spürte ich zum ersten Mal so etwas wie Resignation.
    »Los jetzt! Du bist der Träger der Ringe, das Menschenopfer, das die Schattenwächter der Alptraumburg besänftigen wird! Die Dreieinigkeit von Ringen und Kelch aber wird den Weg erschließen! Los, Sinclair!«
    Ich hörte alles, und konnte trotzdem kein Grauen empfinden.
    Da war kein Gefühl in mir, keine Angst, nichts.
    Steif wandte ich mich um, und machte mich auf den Weg.
    Auf meinen letzten Weg.
    Lavinia folgte mir. Den goldenen Kelch hielt sie fest umklammert. Ihre Lippen murmelten Worte, die ich nicht verstehen konnte.
    Die entscheidende Beschwörung hatte begonnen!
    Und ich war hilflos!
    Alles in mir krampfte sich zusammen, doch wie sie es befohlen hatte, ging ich weiter. Die ausgetretenen Steinstufen hoch, zur Tür.
    Das helle Viereck wurde für mich der Inbegriff des Eingangs zur Hölle.
    Noch sieben Stufen.
    Noch sechs.
    Lavinias Gemurmel wurde lauter. Ich roch Schwefeldämpfe, und konnte mir vorstellen, was hinter meinem Rücken vorging. Ich mußte an die Beretta denken, die in dem Kellergewölbe zurückblieb… Meine einzige Waffe…
    Die Atmosphäre veränderte sich, schwefelgelbe Nebelschwaden umhüllten mich von hinten her… Rasend schnell breiteten sie sich aus, schlängelten sich höher, über die Stufen, um meine Beine, hin zum offenstehenden Portal…
    Da geschah es!
    Ein Schrei aus 20 Kehlen gellte auf! Schatten glitten plötzlich aus den Wänden und durch die Decke über mir!
    Bizarre Schatten, die blitzartig Gestalt annahmen!
    Ich sah Untote, geflügelte Bestien mit menschlichen Schädeln, und sogar einen Werwolf!
    Lavinias dämonische Konkurrenz!
    ***
    »Dein Spiel ist aus, Lavinia!« grollte einer der beiden Geier-Dämonen und stellte sich breitbeinig hin.
    Die anderen Schwarzblütler drängelten sich hinter ihm.
    Lavinia keuchte.
    Ich aber spürte, wie der Druck in meinem Schädel wich. Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte. Und der dritte das war in diesem Fall ich!
    Ich stieß mich ab, katapultierte mich förmlich rücklings die Treppe hinunter, denn ich wußte, daß Lavinia hinter mir war, und den ärgsten Speed mit ihrem Körper auffangen würde! Ich krachte gegen sie!
    Sie stieß einen geifernden Schrei aus!
    Damit hatten die Kreaturen des Bösen nicht gerechnet! Ein wilder Aufschrei gellte, der mir in die Ohren stach, dann aber hatte ich alle Hände voll zu tun, um mir nicht den Hals zu brechen. Ich krallte mich an Lavinia fest, sah aus den Augenwinkeln heraus den goldenen Kelch davonfliegen und die Schwefeldämpfe zu einem lohenden Inferno werden!
    Wir rollten die Treppe hinunter.
    Lavinia schlug sich den Schädel an, aber das schien sie nicht zu spüren. Ihre Augen versprühten Haß, im gleichen Augenblick sah ich flatternde Schatten über uns, neben uns…
    Ein gemeiner Hieb traf mich, wischte mich zur Seite. Ich kam auf dem Kellerboden zu liegen, wälzte mich ab, sah meine Beretta, und war schon wieder unterwegs.
    Aber einer der Untoten, die zum Gefolge der Geier-Dämonen gehörten, war schneller. Er kickte die Waffe weg.
    Ich erstarrte.
    »Keine Bewegung mehr!« schnarrte eine kehlige Stimme.
    Ich hob beide Hände. »Schon gut, Sportsfreunde«, sagte ich sarkastisch. »Haltet euch an die Lady, ich bin nur ihr Handlanger!«
    »Wir wissen sehr gut, wer du bist, Sinclair!«
    »Wir haben einen guten Fang gemacht, fürwahr!« stieß der Wolfsmensch grollend hervor.
    Lavinia, die nur ein paar Yard von mir entfernt am Fuß der Treppe lag, rappelte sich auf.
    »Wie habt ihr uns gefunden?« keuchte sie.
    Sie sah schlimm aus. Der Schleier war zerfetzt, ebenso das korallenrote Kleid. Ihre langen, roten Haare hingen strähnig in das schöne Gesicht, das jetzt zu einer angstverzerrten Maske geworden war. Lavinia begriff, daß ihr Spiel verloren war und so kurz vor dem Ziel mußte sie das doppelt hart treffen.
    Einer der Geier-Dämonen schritt gemächlich zu ihr hin, nachdem er einen kurzen Blick zum Portal hochgeworfen und sich versichert hatte, daß der Ausgang von zwei Untoten bewacht war.
    »Ein rangniederer Dämon, den wir bestochen haben, teilte uns mit, daß es hier in Deutschland eine Kopie jenes Planes geben müsse, den Cyrill York dir besorgt hatte. Daraufhin wußten wir, was zu tun war. Ich gab meinen Gefährten die Aufgabe, sämtliche Buch-Antiquariate in jenem Sektor zu durchwühlen, den uns ebenfalls der Dämon benannte. Und auch

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