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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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Bewegung…
    ***
    Es war aussichtslos!
    Gegen diese Übermacht hatte ich keine Chance nicht einmal dann, wenn ich verdammt viel Glück hatte.
    Trotzdem aber war ich entschlossen, meine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
    Ich wich zurück. Die Beretta hielt ich im Kombat-Anschlag. Lavinias Augen fixierten mich noch immer. Sie versuchte mich wieder in ihre Gewalt zu bekommen, und ich wußte, daß sie es schaffen würde.
    Näher kamen die Unheimlichen. Eine makabre Gesellschaft. Drei Untote. Ein Geier-Dämon. Und Lavinia, die Hexe.
    Plötzlich waren sie sich wieder sehr einig.
    Sie wollten mich, ihren gemeinsamen Gegner, vernichten!
    »Stopp!« sagte ich eisig.
    Ich zielte auf Lavinia.
    Trotzdem blieb sie scheinbar völlig gelassen. Sie sah mich unverwandt an. Ein Lächeln umspielte wieder ihre Lippen.
    Der Druck in meinem Schädel nahm zu.
    Wie durch einen Schleier nahm ich wahr, daß die Dämonen einen Halbkreis bildeten und näher heranschlichen.
    »Lavinia, ich warne dich -.«
    Weiter kam ich nicht.
    Ihre Schlangenarme schossen vor, in meinem Schädel rastete etwas mit einem wilden Ruck aus, ich konnte nicht abdrücken, sondern stand wie zu Stein geworden. Die Schlangenarme wickelten sich um meinen Hals, eine eiserne, glitschig- kalte Klammer.
    Es durfte nicht sein!
    Ich riß mich zusammen, beachtete den teuflischen Würgegriff nicht, sondern konzentrierte mich voll auf Lavinia. Sie stand direkt vor dem Lauf der Beretta, die Lippen zu einem wilden Lachen verzogen.
    Ich sah nur sie.
    Und zog durch!
    Der Schuß ballerte los! Lavinia riß die Arme hoch, die Wucht, mit der sie das machte, schleuderte mich vorwärts, riß mich mit ihr zu Boden. Sie starb ohne einen Laut.
    Die anderen Schwarzblütler aber heulten auf und griffen an!
    Da röhrten zwei, drei, vier weitere Schüsse auf. Schreie gellten.
    Körper sackten zu Boden. Ich packte es nicht. Immer noch lagen die Schlangenarme um meinen Hals, waren förmlich in dem eisernen Zugriff erstarrt, so daß ich kaum mehr Luft bekam. Alles war wie in Nebel gebadet. Lange hielt ich das nicht mehr aus.
    Wieder bellte ein Schuß auf. Ich hörte ein flappendes Rascheln, dann einen krächzenden Schrei. Wie von Sinnen zerrte ich an den Schlangenkörpern, die mit Lavinias Leichnam verwachsen waren.
    Endlich bekam ich wieder Luft, der Würgegriff löste sich, schlaff fielen die glitschigen Schuppenkörper zu Boden.
    Lavinias Körper löste sich bereits auf, als ich einigermaßen wackelig auf die Füße kam und auf sie hinuntersah.
    Die Beretta in der Hand, drehte ich mich um.
    Eisige Stille herrschte.
    Die Schwarzblütler waren tot. Fassungslos starrte ich hin, dann erst konnte ich meinen Kopf heben.
    Bill Conolly und Jane Collins standen zwei Yard von mir und sahen zu mir her.
    Ich mußte mich erst einmal räuspern. Noch immer starrte ich sie an, und sie mich. Dann lächelte Jane Collins. Himmel, und wie dieses Lächeln war.
    »Ihr habt euch ja eine ganze Menge Zeit gelassen!« sagte ich heiser.
    Das brach den Bann.
    »Hast du das gehört, Partnerin?« wandte er sich an Jane.
    »Ja, Partner. Undank ist der Welten Lohn.«
    »Das ist alles, was ihr dazu zu sagen habt?«
    Ich ging zu ihnen und mühte mich ab, ernst zu bleiben, denn am liebsten wäre ich jetzt losgelaufen und hätte sie umarmt und regelrecht zerdrückt.
    »Naja, wenn ich’s mir ganz genau überlege, John, dann war eigentlich sie dran schuld.« Bill Conolly deutete zu Jane Collins hin.
    »Sie mußte sich unbedingt noch ihr Näschen pudern, bevor wir uns daranmachten, den Herrschaften hier den Spaß zu verderben.«
    »Naja, das ist natürlich ein Argument«, räumte ich ein.
    Dann kam das Dankeschön sagen. Ich machte es fast so stürmisch wie die Dämonen ihren Angriff. Jane Collins war hinterher ziemlich außer Atem, und Bill Conolly rieb sich stöhnend die Schulter.
    »War das ein Wirbelsturm, oder was?«
    »Du kannst es dir aussuchen!«
    Wir verließen das Kellergewölbe, das einer ganzen Horde rangniedriger Dämonen zum Grab geworden war.
    Die Frühlingsluft draußen tat mir gut. Sie half, die Leere und das Gefühl des Ausgebranntseins, die in mir schwelten, zu übertünchen. Und plötzlich registrierte ich auch, daß das Brennen in meinem Gesicht verschwunden war. Schon eine ganze Weile, aber jetzt erst bemerkte ich es!
    Ich hob meine Hände und starrte sie an, als hätte ich sie noch nie gesehen.
    Sie waren normal!
    Und ebenso normal war auch mein Gesicht!
    Die Runzeln und Falten und die graublaue Färbung

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