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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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Staub, der knöcheltief lag, verbinden. Der ganze Raum war groß und einigermaßen hell, so daß man genügend Einzelheiten sehen konnte. Woher aber diese Helligkeit kam, das konnte ich nicht feststellen. Hier wurde mit Tricks gearbeitet, die ein normaler Sterblicher nicht so einfach durchschauen konnte und sollte. Das hatte ja schon dieser Schacht, durch den ich in dieses Gewölbe gekommen war, gezeigt.
    Ich war auch nicht naß, wie ich es nach der hinter mir liegenden Taucherei hätte sein müssen. Der grüne Anzug, den mir Lavinia verpaßt hatte, sah aus wie eben erst aus der Reinigung um die Ecke geholt.
    Ich akzeptierte dies, denn darüber nachzugrübeln brachte ohnehin nichts.
    Ich zog die Beretta, und erhob mich.
    Staub puderte hoch. Die Spinnennetze gerieten in kaum merkliche Bewegungen. Ein leises Säuseln und Wispern war gespenstisch zu hören.
    Vorsichtig setzte ich mich in Bewegung. Im Hintergrund des Kellergewölbes herrschte abgrundtiefe Dunkelheit. Fast schien es, als würde es dort einen direkten Übergang in den Weltraum geben.
    Fehlten nur die Sterne.
    Ich ging näher, denn ich ahnte, daß es wenn überhaupt dort drüben einen Weg geben würde, der aus diesem Gewölbe herausführte.
    Je näher ich der großen Schwärze kam, desto ungemütlicher fühlte ich mich. Aber ich biß meine Zähne zusammen und schritt weiter.
    Dann sah ich die dunklen Öffnungen. Sieben waren es, dicht nebeneinander und knapp mannshoch. Die Schwärze, die diesen Teil des Kellers beherrschte, schien wie Rauch oder Nebel daraus hervorzuquellen.
    Die Katakomben, von denen Lavinia gesprochen hatte!
    »Die Katakomben des Wahnsinns, John Sinclair!« donnerte eine mächtige Stimme von überall her auf mich ein.
    Ich zuckte zusammen, kreiselte herum, die Beretta umklammerte ich eisern. Aber da war niemand, der es auf mich abgesehen hatte.
    Ein dröhnendes Lachen gellte auf.
    »Zeig dich!« schrie ich.
    »Nur nicht so ungeduldig, Wurm!«
    Mein Herz schlug ziemlich hektisch, ich aber bemühte mich, meine Nervosität wieder in den Griff zu bekommen. Noch immer wütete das Gelächter.
    Es kam aus einem der sieben Stollen.
    »Du bist gekommen, um dir den Schlüssel zur Alptraumburg zu holen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Gut, das ist sehr gut!« Das polternde Lachen schraubte sich in irre Höhen.
    »Du bist der Wächter!« stellte ich fest.
    »Ja, oh ja, ich bin der Wächter! Der Wächter über diese Katakomben und über den Schlüssel!«
    »Dann zeig dich endlich… Mit deinem Gelächter kannst du mich nicht beeindrucken! Und was die Katakomben des Wahnsinns angeht -.«
    »Du wirst sie nicht mehr normal verlassen. Jeder, der sich länger als eine Stunde deiner Zeit hier unten aufhält, der bezahlt dies mit seinem Verstand, begreifst du jetzt, mutiger John Sinclair, auf was du dich eingelassen hast?«
    »Es war nicht meine Idee. Und ich bin auch nicht freiwillig hier unten.«
    Die dröhnende Baßstimme schwieg ein paar Sekunden, dann kam die Antwort: »Ich weiß, John Sinclair, ich weiß. Es gibt nur Weniges, das mir auf Dauer verborgen bleibt, denn ich bin der Wächter dieser Anlage, eingesetzt vor vielen, vielen Jahren von den lemurischen Magiern. Die Vergangenheit lebt in mir, und aus Vergangenheit und Gegenwart erwächst die Zukunft, und ich vermag ihr Entstehen mitzuverfolgen…«
    Plötzlich herrschte die Stille wieder.
    Ich wurde nervös. Eine Stunde… Verdammt wenig Zeit, um den Wächter auszutricksen und den richtigen Weg zu dem geheimnisumwitterten Schlüssel zu finden.
    Genaugenommen aussichtslos.
    Ja, jetzt wußte ich, warum Lavinia ausgerechnet mich für diesen Höllenjob ausgesucht hatte. Das Jucken auf meinem Gesicht nahm ebenfalls zu. Diese Teufelin schaffte es, mich fertig zu machen. Ich wurde langsam aber sicher zu einem Untoten wenigstens, was das Aussehen anbetraf. Und als wäre das noch nicht genug, sollte ich hier unten jetzt auch noch den Verstand verlieren.
    Vor mir, im dritten Korridor von links, bemerkte ich eine Bewegung.
    Ich riß mich zusammen und ging los. In der Schwärze schien es sacht zu brodeln und zu wallen, aber wenn ich näher hinsah, dann war nichts mehr zu sehen.
    Unheimlich…
    »Warum schweigst du?« sagte ich, und hoffte darauf, daß sich der Wächter wieder meldete.
    »Was gesagt werden mußte, ist gesagt.«
    Ich konnte nicht glauben, daß er das wirklich so meinte. Weiter ging ich, und die Schwärze umwallte bereits meine Schuhe, und als ich mich kurz umwandte und einen Blick zurückwarf, sah

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