0159 - Der Engel, der ein Teufel war
hierfür war sein Preis gering: das Leben eines jungen Mädchens, die Qualen eines jungen Mannes. Beides bekam er. Wir aber machten uns an die gigantische Aufgabe. Hast du eine Ahnung, wie viele Buch-Antiquariate diese Menschenbrut hat? Aber wir waren schließlich doch erfolgreich. In einem kleinen Kaff ganz in der Nähe dieser Ruine wurden wir fündig. Der Rest war ein Kinderspiel. Jetzt, Lavinia sind wir hier, und wir sind rechtzeitig gekommen.«
Die anderen Dämonen hechelten gierig. Der Werwolf rückte grollend näher, aber der Geier-Dämon hielt ihn mit einem schroffen Wink zurück.
»Du hast uns unterschätzt, Lavinia«, fuhr er fort. »Oh, deine Spuren hast du glänzend verwischt, das muß man dir lassen, dennoch warst du eben nicht gescheit genug. Es wäre besser gewesen, du hättest weiterhin mit uns zusammengearbeitet, anstatt uns hereinzulegen. Jetzt wirst du sterben… Der angemessene Preis für einen Dämonen-Bastard!« Er lachte und gab dem Wolfsmensch einen zweiten Wink. Geifer schäumte über die mächtigen Lefzen, die die Reißzähne entblößten.
»Sie gehört dir!« gellte der Schrei des Geier-Dämons.
Da handelte auch Lavinia. Sie federte hoch, ihre Arme verwandelten sich im Bruchteil einer Sekunde, schossen vor, auf den Geier-Dämon zu, der hiervon total überrascht wurde.
Dann lohten Blitze auf.
Lavinia schrie: »Ischhar a Tavaaam!«
Und damit schlug das Tohuwabohu los!
Alles verging in dichten, gelben Rauchschwaden, dunkle Schemen hetzten herum, ich hörte ein Grollen und Knurren! Flüche wurden gebrüllt und weitere dämonische Bannsprüche!
Ich aber war im selben Moment frei!
Den Punkt, an dem die Beretta lag, hatte ich mir gemerkt!
Los!
Ich schnellte mich ab, kam auf, rollte um meine eigene Achse, packte noch in der Bewegung zu und hielt meine Beretta in der Faust.
Da warf sich der Untote auf mich!
Die wabbelige, stinkende Masse lastete schwer auf mir, nagelte mich förmlich an den Boden, dennoch aber bekam dem Burschen dies schlecht!
Ich zog den Stecher der Beretta durch, die geweihte Silberkugel stanzte in den modernden Horror-Körper und warf ihn zurück.
Röchelnd und zuckend verendete der Untote.
Ringsum war die Hölle los! Lavinia kämpfte den Kampf ihres Lebens. Drei Gegner hatte sie bereits erledigt. Ich sah die leblosen Haufen der Körper zu ihren Füßen.
Wieder gleißten Blitze.
Die Schlangenschädel stießen vor und zurück. Über Lavinia flatterte ein Geier-Dämon. Ich holte ihn mit einem einzigen Schuß herunter. Er begrub die Hexe unter sich. Federn wirbelten davon.
Schreie gellten.
Ich kümmerte mich nicht weiter darum. Momentan hatte ich Ellbogenfreiheit, und das gedachte ich zu nutzen!
Der goldene Kelch!
Wo war er?
Fieberhaft suchte ich den Boden ab. Dann sah ich ihn. Er lag neben dem in die Tiefe führenden Schacht! Das schwarze Wasser gischtete und sprühte über den Rand…
Ich rannte hin, packte den Kelch, fühlte das wahnwitzige Vibrieren, das von ihm ausstrahlte…
Und ich wußte, was ich zu tun hatte, und jetzt bekamen auch die Worte des Wächters einen Sinn…
Verderben und Untergang!
Ich riß den Kelch hoch, packte ihn so fest ich konnte, und dann riß ich ihn in einem weiten Bogen herunter, krümmte mich zusammen, und ließ den Kelch los!
Er knallte gegen die Wand des Gewölbes.
Ein Blitz zuckte auf, heller als alle anderen, die Wände zitterten, Steine rieselten von der Decke!
»Er hat ihn zerstört!« kreischte eine schrille Stimme.
»Der Kelch…«
Der Rest ging im Tumult unter.
Ich sah dorthin, wo der Kelch liegen mußte, aber sah nur ein häßliches, schwarzes, schimmerndes Etwas, das durchscheinend wurde, dann flüssig…
Ein schwarzes Rinnsal sickerte zu der Budenöffnung hin!
In meinem Kopf glaubte ich ein leises, zufriedenes Lachen zu hören!
Ich hatte richtig gehandelt, als ich den Kelch zerstört hatte, das war mir klar. Jetzt konnte niemand mehr die Alptraumburg betreten, weder Dämonen noch Menschen und das war gut so!
Allerdings nicht für mich!
Die Schwarzblütler formierten sich. Viele waren nicht übriggeblieben. Lavinia hatte fürchterlich gewütet.
Aber jetzt wandte auch sie sich mir zu.
Wahnsinn flackerte in ihrem Blick. Blut rann aus einer Stirnwunde und über ihr Gesicht. Ein fürchterlicher Anblick.
Sie fixierte mich, und der Druck schlich sich wieder in meinen Schädel.
Alles schien erstarrt.
Dann gab der Geier-Dämon das Zeichen zum Angriff, und die Schwarzblütler setzten sich in
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