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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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ich, daß das Kellergewölbe regelrecht verblaßte…
    Als würde es vergehen…
    Die Mächte, die hier am Werke waren, waren gewaltig!
    Und plötzlich ritt mich der Teufel! Verflixt, ich hatte nichts mehr zu verlieren, nur noch alles zu gewinnen!
    »Du weißt doch, was diese Teufelin Lavinia mit dem Schlüssel vorhat, den ich ihr holen soll!« brüllte ich ärgerlich.
    »Aber ja, John Sinclair. Aber ja, natürlich.«
    »Und du weißt, daß sie mich dazu zwingt, ihn für sie zu holen«, fuhr ich eisern fort.
    »Ja. Ob du ihn allerdings finden und zu ihr bringen wirst, ist wieder eine andere Frage.«
    Der Bursche hatte einen komischen Humor. »Ich gehöre nicht zu dem Lager, das die Hexe Lavinia vertritt, verdammt, das müßtest du eigentlich auch wissen, wenn du so gescheit bist, wie du vorgibst!«
    Er zögerte kaum merklich. »Ja, natürlich weiß ich das. Man nennt dich den Geisterjäger… Du kämpfst gegen diese Schwarzblütler.«
    »Genau das, Wächter. Wir stehen doch auf derselben Seite! Du bewachst den Schlüssel der lemurischen Magier. Du gehörst nicht zu den Schwarzblütlern… Gib’ mir den Schlüssel, und laß mich zu Lavinia zurückkehren. Ich verspreche dir, daß ich alles in meinen Kräften stehende tun werde, um zu verhindern, daß sie ihn benutzt. Ich brauche eine Chance, Wächter!«
    »Ja, das stimmt«, erwiderte das Wesen, das sich noch immer nicht gezeigt hatte.
    »Ich weiß um deinen Kampf, John Sinclair, und ich weiß, daß du anerkannt wirst vom silbernen Kruzifix, auf dem die Mächtigen Michael, Raffael, Uriel und Gabriel dereinst ihre Insignien hinterließen. Du redest wahr. Es sei, ich werde deiner Bitte entsprechen, aber sei dennoch gewarnt… Schreckliches Unheil droht…«
    »Konkreter!«
    »Es ist mir nicht gegeben, in die Belange der Sterblichen und der Schwarzblütler einzugreifen, denn meine Stellung ist über jene Dinge erhaben, sei dessen versichert. Ich bin der Herr über diese Unterwelt, der Wächter über den Schlüssel zur Alptraumburg… Trotzdem aber werde ich dieser Stellung untreu; ich werde dir den Schlüssel aushändigen, obgleich – ich die Zukunft kenne, obgleich – ich weiß, daß damit einhergeht Verderben und Vernichtung. Aber die Konstellationen des Schicksals wollen es so, also gehorche ich…«
    Schwang so etwas wie leise Wehmut in der körperlosen Stimme? Fast konnte man es meinen. Und was hatte der Hinweis auf das Verderben und die Vernichtung zu bedeuten? Wessen Verderben? Wessen Vernichtung?
    Ich schrie meine Fragen hinaus, aber es kam keine Antwort mehr, der Wächter schien sich zurückgezogen zu haben.
    Eine Gänsehaut kroch über meinen Rücken. Der Schweiß rann über mein Gesicht. Das Brennen beachtete ich schon gar nicht mehr, aber der klebrige Schweiß machte es noch schlimmer.
    Was würde passieren, wenn ich Lavinia den Schlüssel aushändigte?
    Verdammt, natürlich hatte sie alles genau so vorhergesehen, wie es nun gekommen war. Sie mußte gewußt haben, daß ich den Wächter überzeugen würde, daß er mir den Schlüssel geben würde.
    Ich aber war in diesen Sekundenbruchteilen felsenfest entschlossen, sie damit nicht durchkommen zu lassen! Die Schwärze hüllte mich ein.
    Dann glitzerte etwas vor mir.
    Gleichzeitig wurde es noch dunkler. Eine kosmische Dunkelheit.
    Von irgendwoher kam Wind. Er strich über mein schweißnasses Gesicht und brachte Linderung.
    Aus dem Glitzern wurde ein Flimmern und Glühen. Es schien, als falle plötzlich das goldene Licht eines strahlenden Sonnenaufgangs in diese triste Finsternis ein, als sei es dieses Licht, das den schlanken, hohen Gegenstand vom Mantel der Dunkelheit befreie.
    Fasziniert ging ich los, meine Linke hob sich, die Finger streckten sich aus.
    Es war ein Kelch aus purem Gold, cirka 30 Zentimeter hoch!
    Sechs magische Gravuren verzierten ihn, und das Licht, das ihn jetzt mächtig und stark umhüllte, schien über diesen Gravuren am stärksten zu sein. Ich mußte an den Kelch des Feuers denken, der in meiner Wohnung stand.
    Ein zartes Klimpern war zu hören, als ich den Kelch ergriff und hochnahm.
    Das goldene Licht umhüllte jetzt auch mich.
    »Viel Glück, John Sinclair!« sagte die wesenlose Stimme des Wächters.
    »Danke!«
    »Du kannst es gebrauchen, denn das Ende ist nahe…«
    Ich hatte plötzlich das Gefühl, etwas ungeheuer Wichtiges vergessen zu haben, es fraß sich regelrecht in meinen Verstand hinein, ich stöhnte, umklammerte die Beretta und den Kelch noch fester, und dann veränderte

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