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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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Starrten böse, eiskalte Augen zu ihnen her?
    Die Situation war bizarr.
    Nie hätte er im Ernst an die Existenz von Hexen und Dämonen geglaubt. Die gab es nur im Kino. Ja, bisher hatte er das geglaubt. Jetzt aber war er verdammt nachdrücklich eines Besseren belehrt. Er hatte nicht geträumt. Der Mann dort drüben, auf der Lichtung war tatsächlich tot. Und außerdem hatte auch Jenny gesehen, wie die Unheimliche dem bulligen Mann fertiggemacht und auf die Knie geschleudert hatte.
    Und das, ohne ihn auch nur zu berühren! Sie war nur vor ihm gestanden und hatte ihn angestarrt.
    Sein Blick irrte von der reglosen, verkrampft auf dem Rücken liegenden Gestalt weg, zum gegenüberliegenden Rand der Lichtung hin. Still und dunkel wie eine Mauer wuchs das Gestrüpp in die Höhe. Dazwischen die gewaltigen Baumstämme.
    Der Wind wurde heftiger. Wütend fuhr er ins Unterholz und schüttelte an den weit ausladenden Ästen. Wieder rumorte Donner in der Ferne. Das Unwetter kam näher. Benny Lawner konnte es regelrecht fühlen.
    Er sah auf die Uhr. Fünfzehn Minuten warteten sie jetzt. Sollten sie es wagen…?
    Er warf Jenny einen raschen Seitenblick zu. Der Schock saß ihr in den Gliedern. Ihre Augen waren verschleiert, obwohl sie nicht mehr weinte, sondern nur stumm dasaß und zu dem Toten hinüberstarrte. Eine Aura grenzenloser Einsamkeit lastete über der bewegungslosen Gestalt.
    Benny wischte sich wieder übers Gesicht. Jenny schniefte. Sie sah ihn an. In ihrem Blick lag eine stumme Bitte.
    Gegen seinen Willen nickte Benny.
    Ihre Hand glitt von seinem Handrücken. Sie stiegen aus, die Wagentüren aber ließen sie angelehnt, damit sie jederzeit sofort einsteigen und losfahren konnten.
    Eine gemeine Angst krallte sich in Benny fest. Er konnte das Unheil wittern, das sich über ihnen verdichtete.
    Dem Teufel konnte man nicht davonfahren. Seine Welt war auf den Kopf gestellt, seine bisherigen Überzeugungen davongespült.
    Bedenkenlos nahm er jetzt die Existenz des Leibhaftigen hin.
    Wie aufgezogen arbeiteten sie sich durch das Gestrüpp zu der dunklen Gestalt hin. Es waren nur ein paar Yard, und das Unterholz war nicht sonderlich dicht, deshalb hatten sie auch trotz der Dunkelheit alles mitbekommen. Und wieder mußte Benny Lawner daran denken, was für ein unverschämtes Glück sie gehabt hatten, daß die Unheimliche sie nicht gesehen hatte.
    Jenny Moreno stieß den Atem aus und blieb stehen.
    Benny aber dachte nicht daran, noch mehr Zeit zu vertun, und beugte sich über den Mann. Seine Augen standen weit offen, und wirkten wie Glasmurmeln, groß und leer und tot. Der Kopf war unnatürlich vom Körper abgewinkelt.
    »Nichts mehr zu machen, Jenny«, murmelte Benjamin Lawner halblaut. Er richtete sich wieder auf, warf einen scheuen Blick in die Umgebung und sodann sah er seine Freundin an.
    Sie schwieg, ihr Gesicht war verschlossen, und doch wußte Benny, wie es jetzt in ihr aussehen mußte.
    »Komm«, sagte er rauh, »wir verschwinden. Wir können von unterwegs ja die Bullen anrufen, daß die den armen Teufel abholen.«
    Er zog sie einfach mit sich, und Jenny ließ es willenlos geschehen. Das Gewitter ballte sich über ihren Köpfen zusammen, erste Regenschauer prasselten herunter. Blasen bildeten sich dort auf dem lehmigen Boden, wo sie auftrafen, kleine Fontänen spritzten hoch. Die Erde dampfte. Noch hatte sie den Regenguß von vorhin nicht verwunden, da ging es schon wieder los.
    »Das Shit-Wetter paßt wie die Faust aufs Auge!« versuchte Benny Lawner die angespannte, entsetzliche Atmosphäre zu lockern. Es wurde ein Schlag ins Wasser. Jennifer schwieg, ihre Lippen preßten sich so fest aufeinander, daß sie wie blutleer wirkten.
    Sie stiegen in den VW. Benny wischte sich die nassen Haare aus der Stirn, drehte den Zündschlüssel und ließ den Motor kommen.
    Jenny saß ruhig neben ihm, sie grübelte, ihre schmalen Hände hatte sie in ihrem Schoß liegen.
    »Wir kriegen das schon wieder irgendwie hin, Mädchen!«
    »Ja.«
    Wie ein Hauch war ihre Stimme.
    Benny beschloß, sie jetzt in Ruhe zu lassen, denn sie mußte erst einmal von selbst den Anlauf nehmen, um über das Erlebte hinwegzukommen, zu viele Worte von ihm waren da nur hinderlich.
    Er gab Gas, fuhr den VW rückwärts aus der handtuchschmalen Schneise, und fühlte wieder dieses unangenehme Frösteln, als wären grausame Augen auf ihn gerichtet, aus der Dunkelheit heraus.
    Der VW packte es, die Reifen wühlten durch Schlamm und von den zurückliegenden Winterstürmen

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