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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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und Schneelasten heruntergefetzten Ästen und Zweigen. Sie wurden ordentlich durchgeschüttelt, aber das machte nichts.
    Dann waren sie auf dem tief gefurchten Feldweg, der sie auf die Chiswick High Road brachte, und dann schnurstracks nach London zurück. In der Ferne glaubte er sogar den dunstigen Lichterglanz der Riesenstadt sehen zu können, der zum Himmel hinauf strahlte.
    Die Nachwirkungen des Schocks krochen langsam aber sicher heran, und Benny konnte das Zittern seiner Hände kaum mehr unterdrücken, so umklammerte er das Lenkrad fester. Wahnsinn, das alles. In seinen verrücktesten Träumen hätte er sich das nicht ausgemalt.
    Er drückte das Gaspedal voll durch, als wären tausend schreckliche Teufel hinter ihm her. Wieder dachte er daran, daß man dem Bösen nicht einfach davonfahren konnte, und ein, Eisschauer begleitete diesen Gedanken, so daß er sich noch unwohler fühlte.
    Seine Haut kribbelte und brannte, als würde ein ganzes Ameisenvolk darüberkrabbeln.
    Und so holte Benny Lawner das Letzte aus seinem VW heraus, fluchte innerlich, weil das Ding nicht schneller lief, schwitzte, die Spannung verkrampfte seine Muskeln und ließ auch sie brennen wie in flüssiges Eisen getaucht. In dicken Strömen rann der Schweiß über sein Gesicht und seinen Nacken, und immer wieder hörte er den verzweifelten Todesschrei des Unglücklichen…
    Der Regen rauschte monoton vom Himmel wie ein unendlicher Schleier, silbrige Perlen an unsichtbaren Schnüren, und die Welt schien darunter zu ertrinken. Alles war grau in schwarz. Der Straßenbelag glänzte trügerisch, wie mit einer metallischen Schicht überzogen. Wasser gischtete neben den Reifen weg. Der VW tanzte hin und her, das Lenkrad ruckte und zuckte unter Bennys Händen, aber er hielt den Wagen doch einigermaßen in der Spur.
    Der Motor lief rund und laut röhrend, weil er übertourig gefahren wurde. Benny aber überhörte dies geflissentlich. Und das war auch gut so, denn er und seine Freundin schwebten in fürchterlicher Gefahr…
    ***
    »Ich sage dir, die Nacht ist viel zu kurz für das, was wir beide heute noch alles anstellen werden!« Bill Conollys Zunge fuhr in stiller Vorfreude schon mal über die Lippen.
    »Abwarten und Tee trinken«, brummte ich.
    Er warf mir einen schiefen Seitenblick zu. »Spielverderber. Du wirst langsam alt, John.« Er räusperte sich. »Oder bist du heute morgen zufällig mit dem linken Bein zuerst aufgestanden? Ich meine das mit den Hühneraugen.«
    Ich verdrehte die Augen und sagte nichts.
    Bill grinste und drückte aufs Gas. Der Porsche, es war ein neuer, zog ab wie ein Geschoß. Daß es draußen regnete und die Straße wie ein Spiegel war, bemerkte man im Innern gar nicht.
    Der schwere Wagen lag wie eine Eins auf der Straße, und außerdem fuhr Bill auch wieder nicht so schnell, daß es unverantwortlich gewesen wäre. Der letzte Totalschaden hatte ihm gereicht.
    Die Lichtfinger schnitten durch die Regenschleier. Dicht über dem Boden dampften feine Nebelkringel.
    Bill begann zu pfeifen. Sinnigerweise einen Titel der Hardrockgruppe AC/DC Highway to Hell. Manchmal hatte er einen Humor wie ein Holzfäller, das mußte man ihm schon lassen.
    Zugegeben, das miese Wetter, das schon den ganzen Tag, bis auf einige kleine Atempausen, zu einem Weltuntergangstag machte, trug nicht gerade dazu bei, mein Stimmungsbarometer konstant auf Sonnenschein zu halten. Auch ein Geisterjäger war nur ein Mensch mit Gefühlen, und so, wie sich die Natur uns präsentierte, so sah es in mir aus. Ich fühlte mich einfach nicht so fit, wie ich dies mir und meinem alten Spezi Bill Conolly gewünscht hätte, aber daran war nichts zu rütteln.
    Bills Pfeiforgie brach ab. Er drehte mir halb den Kopf zu, und sagte: »Aber warte nur, dich bring ich schon wieder auf Vordermann. Wenn du erst mal das prächtige Steak von Angie im Bauch hast, und dann das prima Ale gekostet hast, bist du wieder, wie neu. Garantiert. Laß mich nur machen.«
    »Darf ich meinen Krankenschein später nachreichen, Doc?«
    »Du weißt, daß ich nur Privatpatienten nehme. Aber bei dir mache ich eine Ausnahme. Ehrensache. Mit einem Yard-Oberinspektor muß sich unsereins schließlich gutstellen.«
    Ich hob die Linke und drohte ihm kameradschaftlich damit.
    »Wenn du mal abtreten solltest, Alter, dann muß man dein Mundwerk extra beerdigen.«
    »Gott behüte. Ich meine das Sterben. Damit hab ich noch nichts im Sinn.« Er schwieg ein paar Sekunden lang, in denen nur das hastige Scharren der

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