Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
Vom Netzwerk:
sich. Sie schlug um sich wie eine Furie; ein Schlag traf ihn empfindlich am Auge. Wütend schüttelte er sie durch. Sie verdrehte die Augen. Geisterhaft war das Weiß ihrer Pupillen in der Dunkelheit, die im Wageninnern herrschte, zu sehen.
    Benny bekam es mit der Angst zu tun. Er ließ endlich los. Jenny schluchzte. »Sie bringt ihn um! Tu doch etwas, Benny! Wir können doch nicht einfach zusehen…«
    »Das ist keine normale Frau, Jenny, Liebes«, hauchte er so leise, daß nur sie es hören konnte.
    »Aber –«
    »Glaub es mir«, unterbrach er sie eindringlich. »Das – das ist eine Dämonin. Du siehst doch, wie sie den muskulösen Burschen in die Knie gezwungen hat!«
    »Benny…« Ihre Stimme brach in einem leisen Schluchzer ab.
    Sie verstand plötzlich, daß er recht hatte. Sie zitterte so sehr, daß ihr schmaler Körper regelrecht geschüttelt wurde, ihre Finger waren noch immer in Bennys Arm gegraben.
    »Ganz ruhig, Kleines«, flüsterte Benny. Gehetzt sah er von ihr weg, zu der kleinen Lichtung hin. Der Mann sagte etwas, das er nicht verstehen konnte. Er redete hastig, gepreßt, undeutlich.
    Aber ganz offensichtlich konnte er wieder normal atmen.
    Jenny beruhigte sich. Aber sie zitterte immer noch. Sie schmiegte sich an ihn und Benny spürte ihren warmen Atem an seinem Hals.
    »Vielleicht geht ja alles gut aus!«
    »Ich glaube es nicht. Die Frau ist so böse… Ich kann es förmlich spüren.«
    Der Mann lachte plötzlich abgehackt auf. Dann redete er weiter; lauter diesmal, und deutlicher. Benny konnte ein paar Wortfetzen verstehen: »… in einem Safe, der mit Weihwasser gefüllt ist… geweihtes Kruzifix…«
    Unwillkürlich verkrampfte er sich.
    Die schwarz gekleidete Frau stieß ihre Arme hoch. »Du – du Hund!« kreischte sie mit sich überschlagender Stimme.
    Ihre Hände wirbelten durch die Luft, schattengleich, blitzschnell, so daß man sie gar nicht mehr richtig sehen konnte. Die Stimmung veränderte sich schlagartig, die Atmosphäre war plötzlich wie mit einer unsichtbaren Anwesenheit erfüllt!
    Es roch nach Schwefel und Verdammnis und Tod!
    »Schau nicht hin!« stieß Benny aufkeuchend hervor, Jennys Antwort wartete er gar nicht erst ab. Mit einem wilden Ruck zog er sie vollends an sich und drückte ihr Gesicht gegen seine breite Brust.
    »Nein!« schrie der Mann, und Benny Lawner wußte, daß er die grelle Verzweiflung, die in dieser Stimme war, niemals mehr im Leben vergessen würde.
    Die Hände der Frau versprühten blaue Funken. Dann entstand ein Wesen mitten aus dem Nichts heraus. Eine Schlange! Die Luft flirrte und waberte. Blutrote Schlieren regneten zu Boden. Der Schlangenschädel pendelte hin und her. Immer fester wurden die Konturen… Böse funkelten die Spaltaugen!
    Benny verkrampfte sich ebenfalls. Er glaubte, sein Herz direkt im Hals schlagen zu spüren.
    Wie gebannt mußte er weiter in die Lichtung hinausstarren. Er konnte nicht wegsehen; es ging einfach nicht.
    Der Schlangenschädel zuckte vor, die Kiefer klafften auf, eine lange, rote, gespaltene Zunge schoß heraus. Silbern blitzten lange Reißzähne auf.
    »Es ist nicht wahr…«, stammelte Benny, ohne sich dessen richtig bewußt zu werden. Jenny weinte. Ihr Körper zuckte. Gedankenlos streichelte er über ihr Haar, das plötzlich seltsam stumpf und strähnig wirkte.
    Die Geister-Schlange wickelte sich um den Mann, blitzschnell ging alles. Der häßliche Schädel zuckte zurück, die Bewegungen des monströsen, schleimig glänzenden Körpers wurden hektischer.
    Der Unglückliche riß seinen Mund auf. Seine Augen quollen noch mehr aus den Höhlen.
    Kein Laut war jedoch zu hören.
    Die Stille machte alles nur noch schlimmer.
    Benny keuchte. Schweiß perlte auf seiner Stirn und tropfte in die Augen hinunter.
    Dann stieß die Schlange zu.
    Mit einem wilden Ruck zog sich der stählerne Körper zusammen. Ein durchdringendes, reißendes Knacken und Knirschen hallte durch die künstliche Stille.
    Der Mann erschlaffte.
    Die Frau, die er Lavinia genannt hatte, stieß ein gehässiges und zufriedenes Lachen aus. Gleichzeitig kam Bewegung in sie. Ihre linke Hand wirbelte herum, zeichnete einen Kreis in die aufgewühlte Luft und die Geister-Schlange löste sich augenblicklich wieder auf.
    Benny Lawners Mund war wie mit Sand ausgeschmirgelt. Seine Augen brannten. Ein höllisches Ziehen und Stechen war in seinem Schädel. Er sah der Frau nach, die sich kurz über den Toten beugte.
    Und jetzt konnte er seine Augen endlich schließen. Der Bann

Weitere Kostenlose Bücher