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0159 - Der Engel, der ein Teufel war

0159 - Der Engel, der ein Teufel war

Titel: 0159 - Der Engel, der ein Teufel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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Scheibenwischer und das satte Rumoren des Motors zu hören war. Dann holte er tief Luft. Über seiner Nasenwurzel stand eine Falte. »Hoffen wir, daß niemand daran dreht. Weder bei dir noch bei mir. Asmodina, zum Beispiel. Der Teufelin traue ich alles zu.«
    Und plötzlich war auch Bill Conolly sehr ernst, mit gutem Grund, wie ich fand, denn Asmodina, die Tochter des Teufels, war eine ernstzunehmende Gegnerin. Und leider nicht die einzige, mit der wir uns herumzuschlagen hatten. Da gab es auch noch Doktor Tod und seine Mordliga, die uns schon eine Menge schlafloser Nächte besorgt hatte.
    Wir, das sind: Suko, mein chinesischer Freund und Kampfgefährte, Jane Collins, meine Freundin, Bill Conolly und ich, John Sinclair. Suko war heute abend ausnahmsweise nicht mit von der Partie, weil er sich um seine bezaubernde Freundin Shao kümmern wollte, die ihn in letzter Zeit viel zu selten ganz allein für sich gehabt hatte. Jane Collins hätte es vorgezogen, mit einem guten Buch und einem Gläschen Wein zuhause zu bleiben. So waren Bill und ich solo aufgebrochen, denn auch Sheila hatte überhaupt keine Lust gehabt, bei diesem Wetter aus dem Haus zu gehen.
    Überhaupt, Bill und ich waren schon eine ganze zeitlang nicht mehr zusammen losgezogen, um ein Faß aufzustemmen. Seit er mit seiner Sheila verheiratet und außerdem Vater eines prächtigen Jungen Johnny geworden war, trat er ein bißchen kürzer, aber nichtsdestotrotz war er immer wieder mal mit mir am Ball.
    Ich seufzte und atmete tief durch. Der Sicherheitsgurt beengte mich heute irgendwie, aber natürlich dachte ich nicht daran, ihn zu lösen. Zudem zog die Wunde am Bein, die ich mir gewissermaßen selbst beigebracht hatte.
    »Gib schon zu, daß du dich heute selbst nicht leiden kannst«, brummte Bill gutmütig.
    »Ich geb’s zu.«
    »Es ist nicht mehr weit.«
    »Tut mir leid, wenn ich dir auf die Stimmung schlage.«
    »Wenn du’s nur einsiehst.«
    »Ich sehe es ein.«
    »Naja, dann will ich mal nicht so sein. Ich werde es überleben. Hoffe ich.«
    »Denk an Angies Steaks«, versetzte ich anzüglich. »Von wo nimmt sie sie denn weg? Po oder Hüfte?«
    »Ah, ich sehe, so langsam kommst du doch wieder in Fahrt. Ja, ja, des einen Freud’, des andern Leid.«
    Und jetzt hatte es Bill Conolly endlich geschafft, denn ich mußte nun doch grinsen, und vergaß sogar diese komische Stimmung, die sich schon den ganzen Tag in mir ausgebreitet hatte und wie ein schweres Tuch auf meiner Laune lag.
    »Vielleicht wird der Abend doch noch ein Hammer!« meinte Bill Conolly mit neuem Optimismus.
    »Ich tu’ mein Bestes«, versprach ich.
    »Ehrenwort?« Er sah kurz zu mir herüber, sein markantes Gesicht wirkte im fahlen Licht der Armaturen seltsam bleich und hart und ungewohnt.
    »Großes Ehrenwort!« erklärte ich feierlich.
    »Hmmm.«
    Er schien noch immer nicht ganz überzeugt, hegte aber zumindest wieder Hoffnung, das zeigte sich schon daran, daß er wieder zu pfeifen loslegte, diesmal einen fröhlichen Abba-Titel.
    Der Regen klatschte noch wütender gegen die Scheiben und verwandelte sie in milchige Flächen. Die Wischer hatten einen ziemlich schweren Job. Bill fuhr langsamer. Der Nebel draußen wurde trotz des Regens immer schlimmer. Links und rechts von der Straße war nichts zu sehen, keine vorbeihuschenden Schatten von Bäumen oder Büschen oder Häusern, sondern nur wuchtige, bedrohliche Schwärze.
    Aber Bill hatte unbedingt darauf bestanden, Angies Grillhouse heimzusuchen, das knapp dreißig Meilen außerhalb Londons lag.
    Angie mußte also schon etwas zu bieten haben. Zudem wollte er auch den verdammten Spiegel-Dämon vergessen, der uns und den Conollys zugesetzt hatte.
    In der Ferne wetterleuchtete es. Gespenstisch lohte ein violettschwarzes Licht über die tiefhängenden Wolkenberge, Regentropfen glitzerten auf. Dann war wieder alles dunkel. Das monotone Rauschen des Regens war wieder allgewaltig.
    Ich aber hatte es wirklich ernst gemeint, und war fest entschlossen, dem miesen Wetter und meiner düsteren Stimmung nicht mehr so einfach nachzugeben, sondern vielmehr dagegen anzukämpfen. Bill und ich hatten uns diesen ›Herrenabend‹ wirklich verdient und uns darauf gefreut. Mal nur gemütlich zusammensitzen, etwas essen, ein bißchen etwas trinken, dazu eine gute Unterhaltung möglichst ohne Dämonen, Hexen, und dergleichen zu erwähnen, denn die gehörten für uns zum bedrohlichen Alltag. Zu einem Kampf ohne Ende gegen eine bedrohliche Übermacht.
    Die Zeit

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