0159 - Wir und die Konkurrenz der Mörder
schossen sie durch die Fenster nach draußen. Das brachte mich auf einen Gedanken.
Ich sprang die zwei, drei Schritte in die Richtung, wo der erste Tote lag, der mit seiner Maschinenpistole auf unseren Schreibtisch geschossen hatte. Ich riss die Tommy-Gun an mich und setzte zurück. Phil hatte auf mich gewartet.
Einen Augenblick verschnauften wir, während die Kollegen schon hinter ihrer Whiskykisten-Barriere hervorkletterten und zu uns kamen.
»Los, Phil«, sagte ich dann.
Wir sprangen in die offenstehende Tür. Hinter der Theke lagen vier Männer und feuerten blindlings über die Theke hinweg durch die Fenster nach draußen.
»Gebt es auf!«, brüllte ich sie an.
Sie fuhren herum. Einer riss seine Waffe in meine Richtung. Ich hatte gar keine andere Wahl. Ich zog durch.
Die anderen drei ließen erschrocken ihre Pistolen fallen. Phil schoss über die Theke hinweg. Auch zwei Kollegen hinter mir feuerten über meine Schultern hinweg ins Lokal hinein. Später erzählten sie mir, dass ein paar von Oplains Leuten im Lokal auf mich angelegt hätten, als ich die Leute hinter der Theke anbrüllte. Jedenfalls bekam ich dank der Aufmerksamkeit meiner Kollegen keine einzige Kugel.
Und nun ging alles ganz schnell. Die Leute, die an den Fenstern standen, sahen sich in ihrem Rücken bedroht und gaben es endlich auf. Die Kollegen entwaffneten sie. Ich beugte mich zu dem Mann nieder, der mich hinter der Theke noch aus dem Liegen heraus hatte abschießen wollen.
Er hatte fünf Kugeln in der Brust, aber er lebte noch. Ich zog mein Taschenmesser und schlitzte den Gummi der Maske an. Sobald der erste Einschnitt gelungen war, ließ sich die Maske auseinanderziehen, bis sie ihm vom Kopf fiel.
Es war Oplain. Steve Oplain. Er würde keine Stunde älter werden, das konnte man auf den ersten Blick sehen, auch wenn man kein Arzt war.
***
»Okay, G-men«, stieß er gequält hervor, »ihr habt mich… geschafft… schafft…«
»Sprechen Sie jetzt nicht, Oplain«, sagte ich. »Das strengt Sie zu sehr an.«
Ich zog mein Jackett aus und riss mir das Hemd vom Leib. In Streifen gerissen, konnte man wenigstens versuchen, seine Blutungen zu stillen.
Oplain sah es. Er lächelte verzerrt.
»Geben Sie sich keine Mühe, Cotton! Ich mach’s nicht mehr lange. Hören Sie zu! Sie müssen Crew kassieren. Er vertrat die New Yorker Filiale des Syndikats. Auf sein Konto kommen mindestens ein halbes Dutzend Morde in den letzten sieben Jahren, während ich in Frisco saß…«
Natürlich sprach er nicht so zusammenhängend, wie ich es wiedergebe. Seine Sätze wurden oft von Pausen unterbrochen. Ich stützte ihn, als ich sah, dass er unbequem lag, und hob seinen Kopf ein wenig an. Das schien ihm das Atmen ein wenig zu erleichtern.
»Marry Woucester«, fuhr er langsam und keuchend fort, »war meine Frau. Wir haben vor elf Jahren in einem kleinen Nest in Nevada geheiratet. Crew und die anderen wussten es nicht, und Crew will' immer hinter ihr her. Als sie mich schnappten, versprach er mir, dass man mich herausholen würde…«
»Er war froh, dass er Sie los war«, sagte ich.
»Genau, G-man. Genau. Er dachte nicht daran, mich herauszuholen. Ich habe sieben Jahre darauf gewartet. Ich habe mir jede Vergünstigung verschafft, die ich nur kriegen konnte durch gute Führung, weil ich es ihm leichter machen wollte, den Kontakt zu mir herzustellen, aber er suchte ihn gar nicht…«
Oplain machte eine Pause. Sein Gesicht wurde zusehends grauer.
»Dann ließen sie mich plötzlich raus. Ich war selbst überrascht. Ich hatte noch mit mindestens drei Jahren gerechnet. Aber als ich rauskam, schwor ich mir, dass ich mich an Crew rächen wollte. Ich sagte dem Syndikat, dass ich Crew umlegen würde. Sie täten gescheiter, wenn sie mir die Filiale in New York übertrügen. Die Leute vom Syndikat konnten sich nicht gleich entschließen. Sie verlangten drei Wochen Bedenkzeit. Ich gab sie ihnen.«
»Wer sind die Leute vom Syndikat, Oplain?«, fragte ich.
Entweder hörte er mich nicht, oder er wollte erst seine Geschichte zu Ende bringen, jedenfalls fuhr er fort: »Marry arbeitete weiter für Crew, weil sie doch leben musste. Sieben Jahre lang hat sie’s geschafft und sich den Kerl vom Hals gehalten. Aber in den ganzen sieben Jahren hat sie Material gegen ihn gesammelt. Es muss in Marrys Wohnung liegen. Ich weiß nicht wo, sie wird es versteckt haben, aber es muss da sein. Sie haben mir einen schönen Schreck eingejagt, als Sie sagten, Crews Leute wären vor McLean
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