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0159 - Wir und die Konkurrenz der Mörder

0159 - Wir und die Konkurrenz der Mörder

Titel: 0159 - Wir und die Konkurrenz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und die Konkurrenz der Mörder
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gewesen war. Er hatte noch nie einem Menschen auch nur ein Haar gekrümmt, und seine entsetzliche Furcht, auf den elektrischen Stuhl oder in die Gaskammer zu kommen, war völlig unbegründet. Ronners verzichtete darauf, eine Anzeige gegen ihn zu erstatten und schickte ihn nach Hause. Der Mann konnte es kaum begreifen.
    »Was soll ich einen armen Teufel für ein paar Monate ins Gefängnis bringen, nur weil er in allgemeiner Panik mir eins auf den Schädel gegeben hat?«, fragte der Denver FBI-Boss. »Er sah den Aufwand von Polizisten und bildete sich in einer Art Verfolgungswahn ein, das alles gälte ihm. Wir haben andere Fische im Netz.«
    Er deutete auf die sechs Männer, die in seinem Office standen, schön mit Handschellen und Ketten. Die Kerle hatten das Blaue vom Himmel herunter geflucht, nach einem Dutzend Anwälten gebrüllt, aber Ronners Ruhe war nicht zu erschüttern.
    »Ihr kriegt so viel Anwälte, wie ihr bezahlen könnt«, sagte er. »Jimmy, sind die Burschen durchsucht worden?«
    »Ja, Chef.«
    »Hat man den Schlüssel gefunden für den Panzerschrank, der auf dem Lastwagen lag?«
    »Ja, Chef. Hier ist er.«
    »Die Kombination wollen Sie nicht verraten, was?«
    »No, Chef. Ich hab’s ein paar Mal versucht.«
    »Macht nichts. Da weiß ich Rat.«
    Ronners nahm den Telefonhörer und rief einen Mann an, den er Old Ronny nannte. Als er auflegte, grinste er zufrieden.
    »Old Ronny war in den zwanziger Jahren der beste Geldschrancknacker der Staaten. Der hat das in den Fingerspitzen. Ich wette, dass er den Schrank aufkriegt.«
    Wir fuhren alle miteinander mit dem Lift hinab in den Hof. Auch die sechs Verhafteten wurden mitgenommen. Sie fluchten unaufhörlich und brüllten von Freiheitsberaubung, Missbrauch der Amtsgewalt, Verstoß gegen die Verfassung und was Weiß ich noch. Ronners sah sie im Lift einmal kurz an, dann räusperte er sich verächtlich und wandte ihnen den Rücken zu.
    Old Ronny kam mit einem klapprigen Ford, der noch vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden war. Er schüttelte Ronners sehr freundschaftlich die Hand, und ich hatte sofort den Verdacht, dass sich die beiden abends am Kamin in Ronners Wohnung oft und lange über die alten Zeiten unterhielten.
    »Sieh mal zu, ob du das Ding da aufkriegst«, sagte Ronners und zeigte auf den Panzerschrank, der auf dem Hof unter dem Dach der Fahrbereitschaft lag. »Den Schlüssel habe ich hier.«
    Old Ronny besah sich den Schrank flüchtig und sagte: »Wellingtonfabrikat aus dem Jahre 1924. Die einfache Ausführung.«
    Ronners grinste. Ich musste lachen. Old Ronny beugte sich über den Schrank und legte das Ohr dicht an die Tür. Dann machte er mit der rechten Hand Fingerübungen wie ein Klaviervirtuose. Endlich begann er, das Kombinationsschloss zu drehen. Es gibt nicht viele Männer auf der Welt, die soviel Fingerspitzengefühl haben, dass sie irgendwie spüren, wann das Schloss bei der richtigen Einstellung angekommen ist. Old Ronny gehörte dazu. Er brauchte sechs oder sieben Minuten, dann konnte er die Tür aufziehen.
    Die sechs Verhafteten schrien Zeter und Mordio. Ronners packte kaltblütig den Schrank aus. Notizbücher, Quittungsblocks, Geldscheine kamen zum Vorschein. Nachdem er sich alles rasch angesehen hatte, sagte er leise: »Na, über diese Sachen brauchen wir uns wohl nicht mehr zu unterhalten. Doppelte Todesurteile sind fällig. Pro Kopf und Nase. Selbst wenn Sie die genialsten Verteidiger der ganzen Welt zusammentrommelten. Meine Herren vom Syndikat: Sie haben ausgespielt! Abführen! Einzelzellen! In jede Zelle einen Beamten zur Beobachtung! Keine Klopfzeichen dulden!«
    Mit uns zusammen ging er wieder nach oben, nachdem er sich bei Old Ronny bedankt, verabschiedet und ihn für den Abend eingeladen hatte. Als wir wieder in seinem Arbeitszimmer saßen, fragte er: »Und, wie sieht’s mit euch aus? Wollt ihr noch einen Tag Urlaub in Denver machen? Euer Boss in New York wird es bestimmt genehmigen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Vergessen Sie nicht, dass unser eigentlicher Fall immer noch ungeklärt ist: Wer brachte die Höllenmaschine in die DC 7-218? Das ist unser Fall, und den müssen wir auf klären. Dass wir nebenher ein paar Ratten aus ihren Löchern herausholen konnten, ist zwar eine hübsche Begleiterscheinung, aber eben auch nicht mehr. Ronners, wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, dann besorgen Sie uns irgendein Flugzeug, das uns nach New York bringt.«
    Er sah auf seine Uhr. Es war gegen zehn Uhr vormittags.
    »Die

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