0159 - Wir und die Konkurrenz der Mörder

erfahren. Bitte, ziehen Sie…«
    Er kam nicht weiter. Die beiden Männer waren langsam aufgestanden und hatten überraschte Gesichter gemacht. Das war nicht verwunderlich. Wer würde morgens um acht kein überraschtes Gesicht machen, wenn er erfährt, dass er verhaftet werden soll? Aber dass es bei diesen Burschen nichts weiter als Theater war, merkten wir in dem Augenblick, als sie gleichzeitig rückwärts sprangen und durch eine Metalltür verschwanden, die sie leider noch hinter sich zuwerfen konnten. Wir hörten Riegel klirren und gaben es auf.
    Ronners hatte die Tür aufgerissen und brüllte nach draußen: »Los Boys!«
    Von allen Seiten kamen jetzt die G-men heran. Gleichzeitig sperrten draußen auf den Straßen andere mit ihren Fahrzeugen und den fahrbaren Sperren jede Zufahrt ab.
    Wir gingen ebenfalls hinaus. Wenn wir sie nicht durch die Metalltür kriegen konnten, musste es doch noch andere Möglichkeiten geben, in den flachen Bau einzudringen, der wie eine Schildkröte zwischen dem Erdgeschoss und der mächtigen Betondecke lag, die zugleich der Boden der ersten Parketage war. In regelmäßigen Abständen ragten starke Betonpfeiler empor und breiteten sich fächerförmig unter der Decke auseinander.
    Phil und ich gingen ein paar Schritte zurück, während Ronners auf ein paar G-men einredete und ihnen, heftig gestikulierend, irgendwelche Befehle gab.
    »Da!«, sagte Phil und zeigte auf das Dach des flachen Baus.
    Ich sah es im selben Augenblick. Wir jagten auseinander und gingen hinter den Betonsäulen in Deckung. Vom Dach herab ratterten Maschinenpistolen. Eins war sicher: Unschuldige Leute hatten wir hier nicht vor uns. So viel stand bereits fest. Unschuldige Leute knallten nicht gleich mit Maschinenpistolen in der Gegend herum, wenn sie nur etwas von FBI hören. Außerdem haben Unschuldige meistens gar keine Maschinenpistolen.
    Die Knallerei dauerte einige Zeit, dann verstummte sie schlagartig. Ich schob vorsichtig den Kopf hinter der Säule hervor.
    Von der Mitte des flachen Baus, der etwa halb so hoch war wie die Entfernung bis zur Decke, führte ein schlanker Turm nach oben. Ob sich die Burschen eine Wendeltreppe bis nach oben hin gebaut hatten? Aber was sollte das für einen Zweck haben? Wenn sie unten nicht herauskommen konnten, wie wollten sie es von oben schaffen? Das Gebäude war gut an die zwanzig Meter hoch.
    Auf jeden Fall schien es mir oben interessanter zu sein als hier unten. Ich rief Phil an: »Die Rampe hinauf!«
    »Okay!«, erwiderte mein Freund und setzte, wie ich, zu einem Spurt auf die Auffahrt an.
    Wir erreichten die gewundene Fahrstraße, ohne dass unten noch ein Schuss gefallen wäre. Als wir in die erste Etage einbogen, sah ich, dass sich unsere Denver Kollegen unten Mühe gaben, in den flachen Bau einzudringen.
    Phil und ich stürmten weiter hinauf. Es gab sechs Stockwerke, und als wir ungefähr in der Höhe des vierten waren, hörten wir von oben Schüsse. Verwundert blieben wir einen Augenblick stehen und lauschten. Kein Zweifel, die Schüsse fielen oben auf dem Dach.
    Atemlos kamen wir im sechsten Stockwerk an, das unter dem freien Himmel lag. Jetzt waren tief unter uns auch die Schritte der Kollegen auf der Rampe zu hören, die so breit war, dass zwei Personenwagen nebeneinander, hinauf- oder hinabfahren konnten.
    Wir sahen uns auf der obersten Parkfläche um. In einer Ecke stand ein Truck, wie Crew ihn beschrieben hatte. Er setzte sich gerade langsam in Bewegung und rollte in eine Art Garage hinein, die auf dem Dach wie aufgepfropft wirkte. Phil stieß mich an und schüttelte den Kopf.
    »Was soll das Theater? Wollen die darin etwa den Truck verstecken?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich. »Mich interessiert viel mehr, wer hier oben geschossen hat.«
    Weiter links von uns standen acht Personenwagen in einer Reihe. Ziemlich genau in der Mitte des flachen Daches gab es einen Aufbau, der noch einmal zwei Stockwerke hoch, aber relativ schmal war. Eine Tür zu diesem Aufbau stand offen.
    Wir liefen hin und sahen vorsichtig hinein.
    Es war ein Fahrstuhl.
    Phil lief zum Rand des Daches und beugte sich über die Brüstungsmauer. Plötzlich fing er aufgeregt an, mit beiden Händen herumzugestikulieren und irgendetwas zu brüllen.
    Ich lief zu ihm und sah in seine Blickrichtung. Jetzt wurde mir schlagartig der ganze Zusammenhang klar. Am hinteren Ende des Gebäudes gab es unten auf der Straße zwei Anbauten, die rechtwinklig von der Wand des Parkhauses abragten. Zwischen diesen beiden