016 - Der Satanswolf
verließ in großer Eile das Haus.
Dort stand Trissenaars Opel. Ditaranto überlegte nicht lange. Er lief zu dem Fahrzeug, riß die Tür auf und stieg ein. Aber er konnte den Wagen nicht in Betrieb nehmen. Trissenaar hatte den Zündschlüssel abgezogen.
»Verdammt!« schrie Ditaranto und schlug mit den Fäusten auf das Lenkrad. Ihm war bekannt, daß man Autos kurzschließen konnte, aber er hatte keine Ahnung, wie das ging.
Fluchend stieg er aus, schleuderte die Tür zu und setzte die Flucht zu Fuß fort.
Er ahnte nicht, daß er, rein zufällig, dieselbe Richtung einschlug, die Detlev Menningmann mit seinen Wölfen gewählt hatte…
***
»Wir müssen die Polizei informieren«, sagte ich.
»Meinen Sie nicht, daß das schon längst jemand in diesem Haus getan hat?« fragte Rainer Trissenaar. »Lardas’ Schreie. Die Schüsse. Ich weiß nicht, wie’s in London ist, aber bei uns in Deutschland reagiert man noch auf so etwas.«
»Bei uns auch«, sagte ich. Mir fiel auf, daß sich Ditaranto aus dem Staub gemacht hatte.
Ich machte Trissenaar darauf aufmerksam.
»Diese Verrückte!« sagte mein Frankfurter Kollege. »Wo will er sich denn vor Menningmann verstecken? Ich bin sicher, der Höllengünstling findet Ditaranto überall.«
»Wenn der Satan ihm dabei hilft, auf jeden Fall«, sagte ich und eilte zum Fenster.
Beate Benner schlug die Augen auf und blinzelte verwirrt.
Trissenaar hatte sie aufs Bett gelegt und zugedeckt.
»Er will Ihren Wagen klauen, Rainer«, sagte ich.
»Geht nicht. Ich hab’ den Schlüssel in meiner Tasche«, erwiderte Trissenaar.
Beate Benners Augen schwammen in Tränen. Trissenaar sprach beruhigend auf sie ein.
Ditaranto sprang fluchend aus dem weißen Opel Rekord und rannte los.
»Ditaranto!« rief ich ihm nach. »Komm zurück! Bleib hier!«
Der Zuhälter kümmerte sich nicht um das, was ich ihm nachschrie. Meine Kopfhaut spannte sich, als mir klarwurde, daß er geradewegs hinter Detlev Menningmann und den Wölfen herrannte.
Ich drehte mich um und sagte es Trissenaar. »Der Mann läuft möglicherweise in den Tod!« stieß ich aufgeregt hervor.
»Das müssen wir verhindern, Tony.«
»Bleiben Sie bei dem Mädchen. Geben Sie mir die Wagenschlüssel«, verlangte ich.
Trissenaar wandte sich an Beate. »Lardas ist tot. In Kürze wird die Polizei hier eintreffen, und es wäre schrecklich wichtig, daß wir Lardas’ Freund Ditaranto an der Flucht hindern, sonst ereilt ihn das gleiche Schicksal. Schaffen Sie es, bis zum Eintreffen der Polizei allein zu bleiben?«
Das bleiche Mädchen nickte kaum merklich.
Rainer Trissenaar tätschelte ihre Wange. »Tapferes Mädchen«, lobte er sie.
Dann drehte er sich mir zu: »Kommen Sie, Tony. Ich denke, noch haben wir die Chance, Maurus Ditaranto einzuholen.«
BB preßte die Fäuste an ihr fahles Gesicht und rührte sich nicht.
Der Schock saß noch zu tief in ihren Knochen. Ich ließ sie nicht gern allein, aber Ditarantos Leben war in Gefahr.
»Nichts wie Schwierigkeiten hat man mit dem Burschen!« knurrte Rainer Trissenaar, während wir auf die Straße hasteten.
Wir sprangen in den Opel. Der Anlasser mahlte gleich darauf, und wir zischten ab. Hinter Ditaranto her. Wir konnten nur hoffen, daß die Wölfe seine Witterung noch nicht aufgenommen hatten.
***
Ein Park, schwarz, düster. Alte Bäume reckten ihre mächtigen Kronen zum Himmel und verdeckten den Vollmond. Ditaranto war so schnell gelaufen, daß er nun ein heftiges Stechen in der Seite spurte. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er atmete mit offenem Mund. Gehetzt blickte er sich um. Niemand war zu sehen. Vor seinem geistigen Auge erschien immer wieder der tote Freund.
Ditaranto schauderte.
Sie hatten damals vor zwei Jahren eine schreckliche Lunte angezündet, ohne es zu ahnen.
Maurus Ditaranto rief sich noch einmal ins Gedächtnis, was damals geschehen war. Sie hatten den Mann, der gratis seinen Spaß gehabt hatte, nur gründlich zusammenschlagen wollen.
Aber da war diesem ein schmerzhafter Glückstreffer gelungen, der Ricky Lardas rasend vor Wut machte. Blitzschnell hatte er zu seinem Messer gegriffen und zugestochen. Er, Ditaranto, hatte es nicht verhindern können.
Nach der Tat hatten sie Reißaus genommen, und die Polizei hatte Detlev Menningmann mit der Mordwaffe in der Hand erwischt.
Das hatte den beiden Zuhältern gut in den Kram gepaßt. Damit die Bullen den Unschuldsbeteuerungen des Festgenommenen nicht doch noch glaubten, erschienen sie am nächsten Tag als
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