016 - Der Satanswolf
trinken?«
fragte das Mädchen. »Ich komme mir vor wie in der Wüste. Meine Zunge spürt sich schon wie Watte an.«
»Das müssen wir gleich ändern«, sagte Lardas grinsend.
Neben dem Bett stand der chromblitzende Sektkübel, in dem die dritte Flasche steckte. Lardas füllte Beates Glas. Sie leerte es auf einen Zug. Ein paar Tropfen rannen ihr übers Kinn und, den Hals hinunter. Lardas küßte sie weg, und Beate kicherte.
»Oh, das kitzelt!« rief sie und schlang ihre Arme um ihn.
Sie wälzten sich auf dem Bett, und Beate kam auf ihm zu liegen.
Wie ein schwarzer Vorhang hingen ihre Haare zu ihm hinunter.
»Ich bin froh, dir heute begegnet zu sein, Ricky«, gestand sie. »Ich fühlte mich mies, hatte Trouble in der Firma und so. Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß der Tag noch eine so schöne Wendung nehmen würde.«
Er grinste. »Ja, manchmal ist das Leben voller Überraschungen.«
»Ich glaube, ich bin ein bißchen verknallt in dich. Ist dir das unangenehm, Ricky?«
»Im Gegenteil. Es schmeichelt mir. Was für einen Job hast du?«
»Ich arbeite in einem Werbestudio, bin da gewissermaßen Mädchen für alles.«
Er lachte anzüglich. »Wirklich für alles?«
»Ja, das denken auch meine Kollegen, der Chef mit eingeschlossen. Aber in der Beziehung läuft bei mir nichts. Die Männer, mit denen ich ins Bett gehe, suche ich mir immer noch selbst aus.«
»Oh«, sagte Lardas amüsiert. »Welche Ehre für mich.«
»Und was tust du, wenn du nicht durch die Stadt flanierst und ein Mädchen suchst, mit dem du dir ein paar schöne Stunden machen kannst?« wollte BB wissen.
»Ich hab’ ‘ne Modellagentur«, log der Zuhälter. »Im Augenblick arbeiten drei Mädchen für mich.« Das stimmte.
Beate blickte ihn nachdenklich an. »Sag mal, käme ich für so einen Job auch in Frage?«
Lardas lache in sich hinein. Wer sagt’s denn? dachte er. Die Kleine bietet sich sogar selbst an. Ist das nicht großartig?
»Ich werde darüber nachdenken«, antwortete der Zuhälter.
Sie zog erbost die Brauen zusammen. »Warum bist du nicht ehrlich?«
»Bin ich doch.«
»Man kennt das doch: ›Vielen Dank, Fräulein. Sie hören wieder von uns.‹ Weißt du, bei wie vielen Bewerbungen ich diesen stereotypen Spruch schon gehört habe? Das sagen sie immer dann, wenn du keine Chance hast, den Job zu kriegen. Komm mir du nicht auch damit, okay? Sag meinetwegen: ›Baby, du hast zuviel Fleisch an den Rippen. Dein Busen ist zu groß, dein Po auch.‹ Ich kann Kritik vertragen, aber nicht dieses verlogene Getue.«
»Ich finde, du bist schwer in Ordnung«, sagte Lardas.
»Worüber mußt du dann erst nachdenken?«
»Nun ja, meine Modelle sind sehr gefragt. Ich vermittle sie nicht nur an Fotografen. Sie gehen auch mal mit Geschäftsleuten aus.«
»Na und? Traust du mir das nicht zu? Glaubst du, ich kann mich nicht benehmen? Oder hältst du mich für eine dumme Gans, mit der solche Leute nicht reden können?«
»Ganz und gar nicht, aber die Modelle bleiben mit ihren Kunden manchmal sehr lange zusammen.«
»Das würde mich nicht stören.«
»Oft die ganze Nacht.«
»Ich sehe immer noch kein Problem.«
»Da wird dann unter Umständen nicht bloß Händchen gehalten«, wurde Ricky Lardas etwas deutlicher.
Beate Benner verstand ihn. Sie zuckte die Schultern. »Ich bin nicht prüde, wie du inzwischen schon gemerkt haben solltest.«
Er grinste breit. »Tja, wenn das so ist, denke ich, daß wir ins Geschäft kommen werden, Baby.« Ein Mädchen wie BB ließ sich gut an den Mann bringen. Lardas freute sich jetzt schon auf die bevorstehenden zusätzlichen Einnahmen.
Sie streichelte ihn auf eine Weise, die ihn erregte. »Sollten wir das nicht ordentlich besiegeln, Süßer?« flüsterte sie gegen seine Kehle.
»Aber gern«, sagte er und strich mit seinen Fingerkuppen über ihr Rückgrat, daß sie erschauerte.
Doch plötzlich zerplatzte diese schwüle, sinnliche Stimmung wie eine Seifenblase. Holz krachte und splitterte. Jemand schien mit ungeheurer Wucht die Wohnungstür eingetreten zu haben.
BB schnellte mit einem heiseren Aufschrei herum. »Was ist das, Ricky?«
Der Zuhälter hatte keine Ahnung. Er sprang auf, riß seinen Morgenmantel von der Stuhllehne, streifte ihn über und rammte die Schlafzimmertür auf.
Und dann traf ihn der Schock mit der Wucht eines Keulenschlages.
Der Satanswolf war da!
***
Detlev Menningmann – zur Bestie geworden – konnte sich mit seinen Wölfen verständigen. Es geschah auf telepathischer
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