016 - Der Satanswolf
Martina fremd. In die Worte mengte sich das Knurren des Wolfs.
»Aber… aber …«
»Du kannst es nicht fassen, daß ich so aussehe.«
»Nein«, gab Martina zu. »Wie ist so etwas möglich?«
»Magie. Höllenkräfte. Der Teufel hat seine Hand im Spiel, verstehst du? Ich habe jede freie Minute dazu benützt, um ihn zu beschwören. Ich saß unschuldig hinter Gittern und wollte raus. Es dauerte lange, bis mich der Höllenfürst erhörte, und nun bin ich wieder frei!«
»Aber… du bist zum Ungeheuer geworden …«
»Das stört mich nicht. Es hat sogar viele Vorteile.« Das feindselige Knurren wurde bedrohlicher. »Ich habe mir und dem Teufel geschworen, blutige Rache zu nehmen, Martina! Niemand wollte mir meine Unschuld glauben. Wie einen Mörder hat man mich behandelt, und auch du hast in mir einen Mörder gesehen. Nun gut, jetzt bin ich einer!«
»Detlev!« krächzte Martina.
»Maurus Ditaranto und Ricky Lardas leben nicht mehr, und nun rat mal, aus welchem Grund ich zu dir komme!«
Martina fuhr sich an die bleichen Lippen. »Nein!«
»Doch!« Scharf peitschte Menningmanns Stimme durch den Raum. »Du hast dich von mir abgewandt. Du hast mich verraten. Einem andern hast du dich zugewandt. Mit einem Mörder wolltest du nicht verheiratet sein. Du wolltest nichts mehr von mir wissen, wolltest frei sein für Markus Laber. Aber deine Rechnung geht nicht auf, Martina. Du wirst sterben, und Laber wird dir ins Jenseits folgen!«
»Detlev… das darfst du nicht tun!«
»Nenn mir einen Grund, weshalb nicht!«
»Ich habe dir doch einmal etwas bedeutet!«
»Das ist lange her.«
»Wir haben uns geliebt.«
»Die Liebe ist gestorben, Martina. Es lebt nur noch der Haß!«
Martina Menningmann dachte verzweifelt an Markus Laber.
Wenn er wenigstens jetzt nach Hause gekommen wäre, um ihr beizustehen. Ihr unsteter Blick suchte nach einer Überlebenschance, nach einer Waffe, mit der sie sich verteidigen konnte. Und ihre Augen blieben an einem Kruzifix hängen, das in der Ecke beim Speisetisch befestigt war.
Aus Detlev war ein Monster geworden. Eine Höllenbestie, die sich vor dem Kreuz in acht nehmen mußte. Aber wie sollte Martina es sich holen? Zwischen ihr und dem Kruzifix stand der Satanswolf!
Menningmanns Züge verschwanden. Sie machten der Wolfsfratze wieder Platz. Das Scheusal hielt sich mit keinen weiteren Vorreden mehr auf, sondern stürzte sich auf die verstörte Frau…
***
Rainer fuhr sicher und schnell. Ich ärgerte mich immer noch darüber, daß ich Markus Laber und Martina Menningmann nicht telefonisch warnen konnte. Sie befanden sich in großer Gefahr und wußten es nicht.
Meine Kehle war wie zugeschnürt. Herrgott noch mal, wenn ich den Satanswolf noch einmal vor meine Waffe kriegte, wollte ich mich nicht so leicht austricksen lassen.
Sein Magie-Schlag hatte mich zu überraschend getroffen, deshalb konnte ich nicht reagieren. Doch beim zweitenmal würde ich besser aufpassen.
Trissenaars Gesicht wirkte, als wäre es aus Granit gemeißelt. Er nahm den Fall so ernst, wie er war. Das war gut. Rainer durfte die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn das konnte ihn in arge Schwierigkeiten bringen.
Zwei Tote gingen bereits auf Menningmanns Konto, wobei egal war, ob er Ditaranto und Lardas selbst umgebracht hatte oder die Arbeit seine Wölfe tun ließ.
Es wurmte mich, daß Menningmann zweimal Erfolg gehabt hatte, ohne daß wir es verhindern konnten.
Himmel, gib, dachte ich, daß es bei den beiden Toten bleibt. Treib mir Menningmann in die Arme. Er darf nicht auch noch Martina Menningmann und Laber kriegen.
Trissenaar tippte kurz auf die Bremse. »Ist nicht mehr weit bis zu Labers Haus«, sagte er.
»Ich wollte, wir wären schon da«, brummte ich.
»Dein Wunsch geht in wenigen Augenblicken in Erfüllung, Tony.«
Wir waren mit dem Wagen unterwegs. Detlev Menningmann mußte die Strecke zu Fuß zurücklegen, aber das hatte nichts zu besagen. Die Hölle konnte für ihn auch Entfernungen schrumpfen lassen – und für uns ausdehnen…
***
Die Starre bröckelte von Martina Menningmann ab wie eingetrockneter Schlamm. Es war ein reiner Reflex, der sie zurückschnellen ließ, als sich der Satanswolf auf sie stürzte. Sie brauchte nicht zu denken. Ihr Tun bestimmte der Lebenserhaltungstrieb.
Die gefährliche Wolfspranke hieb nach ihr. Sie ließ sich einfach fallen, rollte auf dem Boden zur Seite und flitzte sofort wieder hoch.
Der Wolf drehte sich. Haßerfüllte Laute drangen aus seinem weit
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