016 - Die Schlangenköpfe des Dr Gorgo
einzurichten. Alles war geschmackvoll aufeinander
abgestimmt.
Larry wartete zwei Minuten. Er hörte leise Stimmen hinter der
breiten Holztür, dann hatte er das Gefühl, als würde sich jemand auf leisen
Sohlen in den Hintergrund des großen Zimmers zurückziehen. Gab es zu dieser
frühen Morgenstunde bereits einen Besucher?
X-RAY-3 nahm sich vor, diese Sache intensiver zu beachten.
Das Mädchen tauchte an der Tür auf. »Mrs. Malcolm erwartet Sie .«
»Danke !« Lächelnd passierteX-RAY-3, das
Mädchen. Er betrat das große, geräumige Wohnzimmer. Es roch nach einem Parfüm,
das nicht zu der attraktiven, selbstbewussten Frau, die ihm entgegenkam, passte.
Dem Körper von Mrs. Malcolm entströmte ein anderer Duft, schwerer, rassiger ...
Mrs. Malcolm sah zehn Jahre jünger aus. Sie trug das schwarze Haar
offen auf den Schultern. Das einzige Kleidungsstück an diesem Morgen war ein
samtschimmerndes Negligé mit grau-weißem Pelzbesatz. Nerz.
Der Mantel war raffiniert geschnitten. Die Ansätze der festen
Brüste waren zu erkennen. Besonderen Wert schien Mrs. Malcolm darauf zu legen, dass
man ihre wohlgeformten Beine in diesem Negligé bewunderte. Sie hatte eine
ideale Mannequinfigur. Aufrechter Gang. Obwohl noch nicht geschminkt, bewies
Mrs. Malcolm, dass sie nicht unbedingt ein Make-up brauchte. Ihre Haut hatte
einen natürlichen Braunton, der sie jugendlicher erscheinen ließ, als sie in
Wirklichkeit war.
Mit blitzschnellem Erfassen der Szene erkannte Larry, dass kurz
vor seinem Besuch noch jemand anwesend war. Auf dem Tisch sah man noch den kaum
wahrnehmbaren Abdruck, den eine Teetasse dort hinterlassen hatte. Daneben stand
die Tasse, die offenbar darauf hinwies, dass Mrs. Malcolm soeben ihren Tee zu
sich genommen hatte. Eine zweite Tasse stand auf dem Kaminsims. Wie übereilt
dort hingestellt.
»Sie kommen von - Scotland Yard ?« Die
Stimme Mrs. Malcolms klang angenehm. Larry entging auch nicht, dass die Frau
Sekunden vor seinem Erscheinen geweint hatte. Ihre Augenränder waren noch rot.
»Nicht direkt. Ich bin Agent einer Sonderabteilung. Ihre Tochter
ist in der letzten Nacht nicht nach Hause gekommen, Mrs. Malcolm. Sie haben
aufgrund der Fundsache Vermisstenanzeige erstattet, nicht wahr ?«
»Ja, das ist richtig .« Ihre Stimme klang
bedrückt. »Nehmen Sie doch bitte Platz, Mister Brent! Kann ich Ihnen etwas zu
trinken anbieten? Whisky? Gin?«
»Einen Gin, bitte! Wenn es geht mit Orange-Juice .«
»Okay. Ich habe oft Gäste. Bei einer solchen Anzahl ist es nicht
verwunderlich, dass ich auch ein vielseitiges Angebot bereithalten muss .« Sie rief das Mädchen herein und ließ sich die Getränke
zurechtmachen. Erst als sie wieder mit Larry allein war, fuhr sie fort zu
sprechen: »Weiß man inzwischen etwas Genaues ?«
»Nein, leider noch nicht. Ich hoffe, dass das Gespräch mit Ihnen
weitere Klärung bringt. Wir haben einen Verdacht, aber der ist bis jetzt durch
nichts begründet. Ich möchte Sie allerdings darauf hinweisen, dass es gut wäre,
mir alles zu sagen, Mrs. Malcolm !« Larry betonte das
Wort-alles-absichtlich. Er ließ durchblicken, dass ihm manches nicht
geheuerlich erschien. Mrs. Malcolm war eine hervorragende Schauspielerin, denn
nur der frische Fleck auf dem Tisch, die zweite Teetasse und der Duft des
zweiten Parfüms hatten X-RAY-3 zunächst stutzig werden lassen.
»Es geht unter Umständen - um Mord! Und ich bin überzeugt davon, dass
Sie an der Aufklärung eines Verbrechens ebenso interessiert sind wie wir, ganz
besonders dann, wenn die Leidtragende Ihre Tochter wäre. Nur wenn wir lückenlos den letzten Abend, die letzte Nacht rekonstruieren
können, dann dürften wir unter Umständen noch etwas verhindern können. Sie
wissen, was in den letzten Wochen und Monaten in London geschehen ist, nicht
wahr ?«
»Ja«, entgegnete sie mit rauher Stimme. »Dr. Gorgo .
Er ließ sie nicht zu Ende sprechen. »Das muss nicht bedeuten, dass Ihre Tochter ebenfalls Gorgo zum Opfer gefallen
ist. Um jedoch jede Unsicherheit und Unklarheit von vornherein auszuschalten,
ist es einfach notwendig dass wir beide mit offenen Karten spielen.
Die Lippen der schönen Schauspielerin wurden plötzlich hart .Ja,
.sagte sie, »ja, ich glaube, Sie haben n
recht Sie wandte sich um, ging um den
Tisch herum, blieb noch mal wie überlegend stehen und meinte dann leise
Vielleicht hat es nichts damit zu tun vielleicht doch. Ich möchte Sie jedoch
bitten, eine gewisse Rücksicht walten zu lassen und junge Leute
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