016 - Die Schlangenköpfe des Dr Gorgo
nicht unbedingt
in eine Sache hineinzuziehen, die nichts mit einer anderen zu tun hat. Würden
Sie mir das versprechen, Mister Brent ?«
X-RAY-3 erhob sich. »Das kann ich nicht, Mrs. Malcolm«, sagte er
ernst. »Ich vertrete das Gesetz! Ich sorge dafür, dass es eingehalten wird. Ich
kann es nicht umgehen, verstehen Sie mich? Ich lebe für das Gesetz, und wenn
etwas gegen das Gesetz gerichtet ist - dann kann und darf ich es nicht decken !«
Sie schluckte tapfer. »Ich glaube, ich verstehe Sie. Ich danke
Ihnen für Ihre Offenheit, Mister Brent .«
Mit diesen Worten trat sie schnell einen Schritt vor und zog den
schweren Samtvorhang zurück, der die Nische neben einem Bücherregal verschloss.
»Du kannst herauskommen, Liz. Ich glaube, es ist besser, wenn du
Mister Brent alles erzählst .« X-RAY-3 blickte auf das
schlanke, grazile und blasse Geschöpf mit den kastanienbraunen Haaren, das
langsam aus dem Versteck kam. Sofort wurde auch der Duft des süßen Parfüms wieder
stärker.
»Das ist eine Freundin von Sarah«, sagte Mrs. Malcolm erklärend.
»Liz Harolds. Sie war gestern Abend mit Sarah zusammen .«
●
Sie erzählte alles. Larry brauchte sie nicht ein einziges Mal zu
unterbrechen. Er erfuhr von der Haschparty und von dem verbotenen Rauschgiftgenuß.
Und er begriff, was Mrs. Malcolm vorhin decken wollte, als sie Larry bat, hier
nicht zu hart einzusteigen. Brent kam es nicht darauf an, diese Gesetzesübertretung
zu ahnden. Dafür waren andere Stellen zuständig, und wenn diese jungen Menschen
endgültig Vernunft und Einsicht walten ließen, dann kamen sie vielleicht mit
einem blauen Auge davon.
Nach der genauen Schilderung des letzten Abends hatte Larry Brent
nur noch einige detaillierte Fragen zu stellen, die das Verhalten Sarah
Malcolms betrafen.
Nach den Ausführungen von Liz Harolds war das Schlimmste zu
befürchten. Und diese Befürchtung verstärkte sich, als wenig später
Chiefinspektor Higgins anrief und den PSA-Agenten ans Telefon bat. Hier erfuhr
Larry den Stand der Nachforschungen. Man hatte in der Nähe der Stelle, wo der
Taxifahrer die Handtasche Sarah Malcolms gefunden hatte, etwas entdeckt.
»Man ist auf Spuren gestoßen, Larry. Sieht geradeso aus, als wäre
Sarah Malcolm zu Boden gerissen worden. Wir haben Hunde eingesetzt. Und da sind
wir auf eine merkwürdige Fährte gestoßen. Das Mädchen muss den Weg noch mal
zurückgegangen sein ohne Tasche. Aber nicht mehr ganz. Wir konnten die Spur
über die Straße verfolgen. Am Gehweg an der Mauer des Tower verliert sich die
Spur. Sieht aus, als wäre Sarah Malcolm hier in einen wartenden Wagen gestiegen .«
»Wo war das genau ?« fragte Larry ernst.
Higgins gab ihm eine Beschreibung der Gegend, so dass X-RAY-3 sich
ein Bild machen konnte.
»Das liegt ziemlich genau dem Haus gegenüber, in dem Sarah Malcolm
und eine Reihe anderer junger Leute in der letzten Nacht eine Party feierten.
Demnach lauerte jemand dem Mädchen auf, und dieser Jemand wusste genau, dass
Sarah Malcolm bei dieser Gruppe war. Es gibt also doch ein System für den
Täter, Higgins .«
»Vorausgesetzt, dass es sich wirklich um ihn handelt.«
»Ich fürchte, wir werden bald einen Beweis dafür erhalten«,
entgegnete Larry. Nach einem kurzen Gespräch legte er auf.
Er nahm Mrs. Malcolm ins Kreuzverhör und wollte alles über ihren
Freundes- und Bekanntenkreis wissen. Das war reine Sisyphusarbeit. Mrs.
Malcolms Anhang war ungeheuer groß. Das war nicht verwunderlich bei ihrem
Beruf. Dennoch machte sich Larry eifrig Notizen. Er wollte diese Aufzeichnungen
sofort nach seinem Weggehen mit der Akte vergleichen, die Higgins von den
anderen Fällen angelegt hatte. Vielleicht gab es darin einen Namen, der auch im
Gespräch mit Mrs. Malcolm genannt worden war.
Obwohl bis zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs feststand, dass
Sarah Malcolm Dr. Gorgo in die Hand gefallen war, lagen doch
einige besondere Hinweise vor , die Larry zu denken gaben. In sechs
Fällen vorher waren junge Mädchen auf ähnliche Weise verschwunden. Und später
hatte man nur deren Leichenteile gefunden. Ohne Kopf.
An diesem ereignisreichen und aufregenden Morgen gab es eine
Episode, die X-RAY-3 merkwürdig berührte.
Während er Mrs. Malcolm ausfragte, wurde die Türklingel betätigt.
Die Hausangestellte öffnete. Man hörte leise Stimmen von der Tür her. Dann
waren die Schritte des jungen Mädchens mehr zu ahnen als zu hören. Sie klopfte
an und trat ein. Mrs. Malcolm ging auf sie zu. Auf einem
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