016 - Die Schlangenköpfe des Dr Gorgo
Charme, den ein Gentleman eben auszeichnet. Er wollte alles mit Gewalt,
er schien der Meinung zu sein, dass man ihm nichts verwehren könne.
Als ich ihm sagte, dass es besser für uns beide wäre, die
Bekanntschaft nicht weiter zu pflegen, lachte er kalt. Er ließ mich wissen, dass
ich diesen Entschluss noch mal bitter bereuen würde. Aber ich frage mich: was
hat das Ganze mit Sarahs Verschwinden zu tun? Können Sie sich einen Reim darauf
machen, Mister Brent ?«
»Noch nicht«, entgegnete Larry rasch. »Aber auch mich interessiert
das. Ich werde Dr. Sangers auf den Fersen bleiben .« Mit diesen Worten eilte er zur Haustür.
»Wenn Sie irgend etwas Neues erfahren, bitte lassen Sie es mich
umgehend wissen«, rief Mrs. Malcolm ihm nach. »Ab sechs Uhr heute Abend bin ich
im Longway's Theater zu erreichen. Bis gegen Mitternacht halte ich mich dort
auf, Mister Brent. Wenn Sie etwas hören, rufen Sie mich bitte an. Die Ungewissheit
ist noch viel furchtbarer .«
»Okay, Madam.-Schon war Larry aus dem Haus. Er blickte die Straße
hinab und sah die schlanke Männergestalt davongehen. Sie hatte sich etwa
hundert Meter vom Haus der Schauspielerin entfernt.
X-RAY-3 klemmte sich hinter das Steuer des dunkelblauen Ford. Der
Motor heulte auf und die Pneus quietschten, als der Wagen einen Ruck nach vorn
machte.
Der PSA-Agent fuhr dem Mann nach. Er hielt sich dicht am
Straßenrand und kurbelte das Fenster herunter, als er auf gleicher Höhe mit dem
Schlanken war. Dabei sagte er laut und deutlich: »Dr. Sangers ?«
Der Angesprochene warf den Kopf herum. Sein ernstes Gesicht war
eine einzige Frage. Larry hielt. Er drückte die Tür auf und sprang auf die
Straße.
Sangers blickte den Fremden an. »Ich kann mich nicht entsinnen, dass
ich bereits einmal das Vergnügen hatte, mit Ihnen zu sprechen«, äußerte
Sangers.
Er war ein schlechter Schauspieler. Ihm sah man an, dass er sich
nicht wohl in seiner Haut fühlte! Die überraschende Anrede durch einen Fremden
schien ihn zu irritieren.
»Dann werden wir dieses Vergnügen
nachholen, Doc !« Larry lächelte gewinnend. Er hielt
Sangers eine in Plastikfolie verschweißte Ausweiskarte unter die Nase. Die
Lizenz trug sein Konterfei.
Irritiert blickte Sangers auf das Bild und dann wieder auf den
Agenten.
»Ich arbeite mit Scotland Yard zusammen«, sagte Larry erklärend.
»Es geht um die Mordfälle, die man dem geheimnisvollen Dr. Gorgo zuschreibt!
Nur wenige Minuten hielten Sie sich im Haus von Mrs. Malcolm auf, Doc. Sie
haben ein sehr interessantes Gespräch mit der Schauspielerin geführt. Ich würde
dieses Gespräch gern mit Ihnen fortsetzen . . . Wenn Sie so freundlich sein
wollen, in meinen Wagen zu steigen ?«
Dr. Sangers war so verwirrt und überrascht., dass er zu einer Erwiderung ebenso unfähig war wie zum Widerstand. Wortlos
setzte er sich hinter Larry Brent. X-RAY-3 warf einen Blick in den
Innenspiegel. Er sah das bleiche Gesicht Sangers. »Nennen Sie mir ein Lokal, in
dem wir uns ungestört unterhalten können, Doc«, sagte der Amerikaner ruhig.
»Ich glaube, es ist das Beste, wenn Sie einen Drink zu sich nehmen, bevor wir
Einzelheiten erörtern .«
Der blasse Doktor Sangers nickte. »Da haben Sie recht, Mister
Brent. Fahren Sie nach Soho rein! Ich brauche nicht nur einen Drink - ich muss
etwas essen. Und bis zur Lunchzeit ist es nur noch eine Stunde. Mit vollem
Magen redet es sich besser .«
●
Während der Fahrt nach Soho kam die zunächst stockende
Unterhaltung langsam in Fluss. Larry vermied absichtlich, sofort zum
Wesentlichen zu kommen. Sie redeten über alltägliche Dinge. Der Agent wollte, dass
Sangers das Gefühl bekam, in der Begleitung des Amerikaners sicher zu sein und
nichts befürchten zu müssen.
Sangers taute auf. Er spürte deutlich, dass der Amerikaner es gut
mit ihm meinte, dass er hier nichts zu befürchten hatte.
Eine Sache wurde noch während der Fahrt ins Restaurant geklärt.
Auf die Frage Larrys: »Wie kamen Sie eigentlich dazu, Mrs. Malcolm
aufzusuchen, Doc? Woher wussten Sie von dem Verschwinden ihrer Tochter ?« antwortete Sangers: »Ich habe einen Freund bei Scotland
Yard. Bitte, verstehen Sie, dass ich jetzt - zu diesem Zeitpunkt jedenfalls -
seinen Namen noch nicht nennen kann. Das könnte Unannehmlichkeiten für den
Betreffenden bedeuten. Wir haben die seltsamen und rätselhaften Mordfälle des
öfteren diskutiert. Ich hatte da eine bestimmte Vermutung - und ich wollte mir
bestimmte Beweise holen .«
»Welche
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