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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Sprung duckte.
    »Sie machen einen Fehler«, sagte sie rasch.
    »Meinen Sie?« Es klang verächtlich.
    »Sagten Sie nicht selbst, dass ihn irgendetwas stark mit mir verbindet? Ich scheine ihm viel zu bedeuten. Würden Sie sich in solch einem Fall vor einer Frau eine Blöße geben?«
    »Es geht hier nicht um Eitelkeit und Weibergeschichten«, knurrte Woiew, »sondern darum, wer in diesem Rudel zu bestimmen hat. – Bring die Peitsche, Alexis! Wir wollen es ihm zeigen.«
    »Nein!« entfuhr es Thania.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind!« sagte Woiew scharf.
    Alexis erschien in der Tür mit einer langen Lederpeitsche.
    »Hier, Karel.«
    Woiew wandte sich um. Da sprang Cuon. Alexis reagierte sofort. Die Peitsche zuckte vor und riss das Tier mitten im Flug zur Seite. Cuon heulte auf und wurde über den steinigen Boden geschleudert, während Alexis erneut ausholte.
    Mit einem Aufschrei warf sich das Mädchen dazwischen. Die Peitsche brannte auf ihrer Haut und zerriss das Kleid an ihrer rechten Schulter, aber sie war zu betäubt, um zu schreien.
    Der Wolf kam mit zornigem Knurren auf die Beine. Wie ein Pfeil schoss er an Woiew vorbei auf Alexis zu. Der Diener ging unter dem Anprall zu Boden. Undeutlich hörte Thania ihn schreien. Und noch jemand schrie: Woiew, der verzweifelt versuchte, das Tier zurückzurufen. Sie sah ihn auf die kämpfenden Leiber zulaufen und plötzlich innehalten. Auch die Kämpfenden waren erstarrt.
     

     

»Fräulein Lemar!« rief Woiew halblaut. »Sie müssen ihn zurückrufen!«
    Benommen erhob sie sich. Ihr Oberarm brannte wie Feuer, ihr Kleid hing halb in Fetzen. Sie erreichte Woiew und sah, weshalb die Gruppe erstarrt war. Alexis lag hilflos am Boden.
    Cuon stand über ihm, die Kehle des Mannes zwischen den Kiefern. Wenn Woiew auch nur einen Schritt näher trat oder Alexis eine Bewegung machte, würde dieser Rachen zuschnappen. Der Anblick erfüllte Thania mit tiefer Befriedigung. Sie versuchte sich vorzustellen, was der Mann am Boden jetzt fühlte.
    »Nur Sie können ihn noch zurückrufen«, sagte Woiew eindringlich. Er hatte viel von seiner Überlegenheit eingebüßt.
    »Wenn Sie es tun, wird Alexis Ihnen ebenso treu ergeben sein wie mir. Es ist ein heiliger Brauch seines Volkes, dem Lebensretter das Leben zu weihen.«
    »Wenn nie wieder einer von euch die Peitsche gegen Cuon erhebt, werde ich es tun«, sagte sie fest.
    Woiew zögerte. Schließlich nickte er zustimmend.
    Das Mädchen atmete auf. Langsam schritt sie auf den Wolf und sein Opfer zu. Sie sah Alexis’ weit aufgerissene Augen, in denen deutlich die Todesangst stand. Keuchend kam sein Atem durch die Kehle, die das Tier bereits in festem Griff hatte.
    »Cuon«, murmelte Thania beruhigend. »Lass ihn los! Er wird dir nichts mehr tun.«
    Die Kiefer öffneten sich zögernd und gaben Alexis frei.
    Der Diener rollte sich aus der unmittelbaren Gefahrenzone.
    Die Dankbarkeit, mit der er zu Thania aufblickte, beruhigte ihre gespannten Nerven ein wenig.
    Ohne sich weiter um die beiden Männer zu kümmern, ging sie zum Wagen, öffnete die Tür für den Wolf, der ins Innere sprang, und stieg ebenfalls ein. Im Rückspiegel sah sie, wie Woiew wütend die Fäuste ballte und ihnen nachgestürmt kam.
    Seltsamerweise blieb die Explosion aus, die sie erwartete. Er stieg mit grimmigem Gesicht ein und knurrte: »Wir werden Schwierigkeiten mit den Behörden kriegen.«
    Während der ganzen Fahrt war er schweigsam; nur einmal richtete er das Wort an sie und fragte sie nach der Adresse. Als sie ausstieg, ließ er Cuon ohne Protest mit, wohl in der Hauptsache, um sicherzugehen, dass sie auch wiederkehrte.
    Die Menschen starrten sie verwundert an. Der Wolf an ihrer Seite war in der Tat ein ungewöhnlicher Anblick, denn auf den ersten oberflächlichen Blick hin war deutlich zu erkennen, dass es sich um kein zahmes Tier handelte. Frau Berger im dritten Stock verschwand erschrocken aus dem Korridor, als sie den Wolf bemerkte, sonst gab es keine Zwischenfälle.
    Rasch suchte Thania die Dinge zusammen, die sie während der nächsten Tage brauchen würde: Kleider, Toilettenartikel, ihre Schreibmaschine, den geringen Betrag an Bargeld, den sie zu Hause aufbewahrte, und verschiedene Kleinigkeiten, die ihr in die Finger kamen, darunter ein Taschenmesser mit allerlei aufklappbaren Werkzeugen. Dann schlüpfte sie aus ihrem zerrissenen Kleid und zog Jeans und eine Bluse an, rieb Creme auf die brennende Wunde, die die Peitsche an ihrem Arm hinterlassen hatte, und fragte sich,

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