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016 - Herrin der Woelfe

016 - Herrin der Woelfe

Titel: 016 - Herrin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Geruch, dass ihr Woiews Worte in den Sinn kamen: »… dass Sie in den Vollmondnächten nicht träumen, sondern erleben.«
    War es möglich, dass sie sich in den übrigen Nächten –
    erinnerte?
    Sie verschloss sich sofort diesem Gedanken. Er war nicht nur absurd – er war unerträglich.
    Der Traum kam in dieser Nacht nicht wieder, sosehr sie auch versuchte, den Zustand der Bereitschaft herzustellen. Vielleicht war sie bereits zu aufgewühlt, denn auch der Schlaf wollte sich nicht einstellen.
    Schließlich erhob sie sich und blickte eine Weile aus dem Fenster. In den Gehegen war alles ruhig.
    Sie musste morgen versuchen, in die Stadt zu kommen und Dr. Weißer benachrichtigen, dass alles in Ordnung war. Ob Woiew ihr den Wagen lieh, wenn sie Cuon mitnahm? Sie war eigentlich ziemlich sicher, dass er es nicht tun würde.
    Dann kam ihr Alexis’ Hinweis auf den Teich in den Sinn, und mit einemmal verspürte sie ein großes Verlangen, zu schwimmen. Jetzt war der geeignete Augenblick.
    Niemand würde sie um mitternächtlicher Stunde stören, wenn sie nackt schwamm. Und verirren konnte sie sich nicht. Dazu war der Mond zu hell und der schmale Weg entlang des Baches deutlich sichtbar. Rasch schlüpfte sie in die Jeans und die Bluse und schlich lautlos die Treppen hinab.
    Cuon erhob sich sofort und schloss sich ihr an. Sie legte warnend den Finger an die Lippen. Der Wolf gab keinen Laut von sich. Sie erreichten das Hoftor unangefochten. Die übrigen Wölfe schliefen offenbar. Eine Weile lief sie mit Cuon bachaufwärts. Die Luft war angenehm. Die Aussicht auf das Schwimmen war es, die ihren Schritt beschleunigte.
    Das Gelände stieg ein Stück an. Cuon eilte ihr voraus. Als sie keuchend auf der Hügelkuppe anlangte, sah sie den Weiher vor sich – einladend und ein wenig unheimlich zugleich.
    Sie schlüpfte aus den Schuhen und hielt vorsichtig einen Fuß ins Wasser. Es war warm. Rasch legte sie ihre Kleider ab und ließ sich hineinfallen in den lauen Teich. Sie bemühte sich, ruhig zu schwimmen, während Cuon geduldig am Ufer saß.
    Deutlich sah sie seine Silhouette gegen den helleren Himmel.
    Sie genoss das Bad und beschloss, am nächsten Abend wieder herzukommen und auch morgen während des Tages, so dass sie einen richtigen Eindruck von dem Teich bekam. Ein Knurren Cuons ließ sie aufhorchen. Er war aufgesprungen. Einen Augenblick lang entdeckte sie nichts Ungewöhnliches, das ihn irritiert haben könnte, aber dann sah sie den Ring von Silhouetten um den Teich herum, und ihr stockte der Atem.
    Die Wölfe. Neun zählte sie, während sie verzweifelt wassertrat. Sie schienen zu warten. Ein vielstimmiges Heulen übertönte das Knurren des Roten, bis auch Cuon in den Chor einstimme und seine abwehrende Haltung aufgab.
    Was bedeutete das nur? Ihre fliegenden Gedanken fanden einen festen Ankerpunkt in der Furcht, die diese gespenstische Szene ihr einflößte. Aber die Wölfe hatten ihr von Anfang an nichts getan. Warum sollten sie ihr jetzt etwas tun? Warum sollte vor allen Dingen Cuon so plötzlich seine Gesinnung wechseln? Cuon, der ihr immer beigestanden hatte? Dass er mit den anderen heulte, konnte nur bedeuten, dass auch die anderen nichts Böses wollten. Entschlossen begann sie, auf das Ufer zuzuschwimmen. Bewegung kam in die Tiere. Sie liefen auf die Stelle des Ufers zu, wo Cuon wartete.
    Es lag nichts Drohendes in ihrem Gebaren. Es drückte eher –
    Freude aus. Sie schienen auf eine merkwürdige Weise aufgeregt. Fast wie in den Gehegen, wenn Woiew zu ihnen kam, oder wenn Alexis ihnen Futter brachte. Erwartungsvoll.
    Dennoch war ihr bang ums Herz, als sie aus dem Wasser stieg. Da saßen sie vor ihr in der Dunkelheit – den Mond in den Augen. Einen Augenblick fröstelte sie. Daran war nicht allein die Nachtluft schuld, als sie das warme Wasser des Weihers verließ. Cuon drängte sich an sie. Sein warmes Fell vermittelte ihr ein wohliges Gefühl. Es war, als glühe er. Er hatte sie zum ersten Mal berührt. Plötzlich drängte es sie, diese Berührung zu erwidern. Sie griff nach ihm, fuhr durch sein dichtes Fell und trocknete ihre nassen Hände daran ab. Sie spürte den Gluthauch seines Atems an ihren Beinen.
    Die Berührung schien ihr wie ein Signal. Sie war umringt.
    Die Tierleiber drängten sich heftig an sie. Der animalische Duft betäubte sie und erregte sie zugleich. Ihre Umwelt wurde undeutlich, aber ihr Körper erwachte auf eine seltsame Weise.
    Sie fühlte auf einmal das Blut durch ihre Adern jagen. Der Drang,

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