Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0160 - Zuletzt wimmern sie alle

0160 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0160 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (1 of 2)
Vom Netzwerk:
gegeben haben, denn dann wären irgendwo in der Dunkelheit des Parks die Stand-Scheinwerfer zu sehen, unter dessen Licht eine Mordkommission im Freien arbeitet.
    Unschlüssig drehte er sich um. In dem Augenblick kam ein Mann aus der gegenüberliegenden Haustür. Er hatte ein halbes Dutzend von kleinen Lederbeuteln und -taschen umgehängt und hielt eine riesige Kamera in der Hand, die mit einem Blitzlichtgerät gekoppelt war.
    Phil konnte diesen Mann deutlich sehen, denn er stand für ein paar Sekunden im Lichtschein des wendenden Taxis. Und Phil erkannte diesen Mann auch: Es war Ray Milton vom »Evening Standard«, ein Gerichtsreporter, aber einer von denen, die das Gras wachsen hören.
    »Hay, Milton!« rief Phil und überquerte die Straße.
    Der Reporter mußte Phil sofort an der Stimme erkannt haben, denn Phil befand sich im Dunkeln, und nicht einmal eine Katze hätte seine Gesichtszüge aus dieser Entfernung wahrnehmen können.
    »Hallo, Decker! Mensch, Sie kommen mir ja wie gerufen! Los, seien Sie ein Mensch, Decker: Sagen Sie mir, was hier los ist! Ich bin zehn Stockwerke umsonst hochgeklettert. Vor der letzten Etage stand einer von euren harten Burschen und ließ mich nicht weiter. Nicht gegen Geld und gute Worte! Decker, nun seien Sie vernünftig! Erstens muß ein Reporter auch leben! Zweitens - wie heißt es so schön: Eine Hand wäscht die andere! Ich bin auf Ihrer Seite, Decker, wenn die G-men die nächste Gehaltserhöhung verlangen. Abgemacht?«
    Phil mußte unwillkürlich lachen. Er sammelte sich aber schnell wieder und sagte ernst: »Hören Sie, Milton, ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich noch weniger weiß als Sie!«
    »Mensch, Decker, lassen Sie sich was Gescheiteres einfallen, wenn Sie mich auf den Arm nehmen wollen, ja?«
    »Mein Wort, Milton! Passen Sie auf: Ich war schon zu Hause, vor einer Viertelstunde ungefähr, da rief mich Jerry an. Ich sollte sofort hierherkommen.«
    Der Reporter schwieg einen Augenblick. Dann fragte er leise: »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort, Milton. Ich weiß nicht einmal, um was es sich überhaupt dreht.«
    »Habt ihr in dieser Gegend irgendeine Sache beackert in den letzten Tagen?«
    »No, Milton. Das kann ich Ihnen ruhigen Gewissens versprechen. Von allen anliegenden Fällen - und ich kenne alle in den gröbsten Umrissen aus den allmorgendlichen Dienstbesprechungen - gibt es keinen, der hier in dieser Gegend spielt. Wenigstens bis heute morgen nicht. Und jetzt verraten Sie mir, was hier gespielt wird, Milton. Ich bin wirklich ahnungsloser als Sie.«
    Der Reporter kicherte.
    »Witzig, ausgesprochen witzig. Ein Reporter muß einem G-man erklären, was los ist! So etwas habe ich noch nicht erlebt. - Na, meinetwegen. Also unterm Dach ist ein Mädchen oder eine Frau umgelegt worden. Und dann muß es hier auf der Straße eine Schlägerei gegeben haben.«
    Phil wurde hellhörig.
    »Zwischen wem?« fragte er schnell.
    »Sie überfordern mich, Decker. Das habe ich noch nicht herausgefunden.«
    »Das ist alles, was Sie wissen?«
    »Alles, Decker. Jetzt seien Sie dankbar, und versprechen Sie dem guten Onkel Milton, daß Sie ihm die Story aus erster Hand liefern werden, wenn Sie wieder runterkommen!«
    »Was ich sagen darf - gern«, nickte Phil. »Aber kein Wort mehr.«
    »Ach, ihr seid doch alle gleich!« murrte Mil ton. »Na schön! Besser die Sache aus Ihrer Hand als einen trockenen, offiziellen Polizeibericht. Ich warte, Decker, vergessen Sie das nicht ganz!«
    Phil grinste und erwiderte: »Wenn mir mein Dienst erlaubt, auch daran zu denken, werde ich’s tun, Milton!«
    Dann lief er ins Haus, bevor der Reporter ihm einen passenden Kommentar zu seiner letzten Bemerkung nachrufen konnte. Er erklomm eilig die zehn Treppen, stieß in der zehnten Etage auf einen Kollegen, der ihn zuerst mit ausgebreiteten Armen aufhalten wollte, dann aber Phil erkannte und mit einem kurzen Gruß beiseite trat. Phil stürmte weiter und gelangte auf die kleine Galerie vor dem Tatzimmer.
    Mister High stand dort und erhielt offenbar gerade den Bericht des Arztes der Mordkommission. Als er Phil sah, sagte er: »Augenblick, bitte, Doktor! -Phil, wo haben Sie Jerry?«
    Atemlos von den vielen Treppen blieb Phil stehen, zog den Hut ab und wischte sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn.
    »Ist er denn nicht hier, Chef? Auf der Straße habe ich ihn nicht gesehen.«
    Mister High runzelte besorgt die Stirn. Einen Augenblick zögerte er, dann meinte er: »Ich würde es für richtig halten, Phil, wenn

Weitere Kostenlose Bücher