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0160 - Zuletzt wimmern sie alle

0160 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0160 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (1 of 2)
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Ollegan.
    Als wir in den Wohnungsflur traten, kam uns ein älterer Herr von vielleicht sechzig Jahren entgegen, der eine schwarze Arzttasche trug. Ich trat ihm in den Weg.
    »Verzeihung - sind Sie der Arzt?«
    »Ja, warum?«
    »Ich bin Cotton vom FBI. Ich fürchte, ich bin nicht ganz unschuldig an der Aufregung, die Mrs. Ollegan in den letzten Minuten erlebte.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wir suchen ihren Sohn. Er steht unter Mordverdacht. Als ich mit der Frau sprach, kreuzte er auf und begann, um sich zu schießen. Ich wollte die Frau aus der Schußlinie haben und stürzte mich auf sie, um sie mit mir zu Boden zu reißen. Vor den Kugeln konnte ich sie bewahren, aber nicht vor der Aufregung, die für sie damit verbunden war.«
    Der Arzt setzte seine Tasche nieder und nahm seine randlose Brille ab.
    »Also so war das«, murmelte er. »Nun, dann kann man Ihnen keinen Vorwurf machen. Im Gegenteil, Sie haben ihr ja praktisch das Leben gerettet, indem Sie sie vor den Kugeln in Sicherheit brachten. Aber - was wollen Sie jetzt noch von ihr?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Wir brauchen ein Bild von ihm. Für den Steckbrief.«
    Der Arzt hob abwehrend die Hände: »Aber meine Herren! Sie werden doch jetzt einer herzkranken Frau, die soeben einen ernst zu nehmenden Anfall überstanden hat, nicht damit kommen! Wollen Sie ihr diese neue Aufregung zumuten?«
    Ich zögerte, dann sagte ich ernst: »Doc, der Junge hat ein neunzehnjähriges Mädchen wahrscheinlich nur aus dem Grunde umgebracht, weil er dafür bezahlt worden ist.«
    Der Arzt riß die Augen auf.
    »Was sagen Sie da? Ja, gibt es denn so etwas Bestialisches überhaupt?«
    »Leider, Doc. Danach hat er einen Jungen aus bloßer Rachsucht, weil er sich von ihm verraten glaubte, mit dem Messer niedergestochen. Vor einer Stunde lebte dieser Junge noch - ob jetzt auch noch, weiß ich nicht. Es steht für mich felsenfest, daß er jeden weiteren Mord begehen wird, wenn er sich davon irgend etwas zu seinen Gunsten verspricht. Und sei es nur, weil er Gier auf eine Zigarette hat und weiß, daß der oder jener Mann eine Packung mit sich herumträgt. Jede Stunde, die er länger in Freiheit ist, kann einem unschuldigen Menschen das Leben kosten. Wir haben die Verantwortung dafür, daß wir ihn so schnell wie möglich stellen - aber dazu brauchen wir sein Bild.«
    Der Arzt hatte sehr aufmerksam zugehört. Jetzt nickte er leise.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Wenn das so ist… Na gut. Kommen Sie mit.«
    Wir betraten zusammen das Wohnzimmer. Mrs. Ollegan lag auf der Couch. Sie atmete ruhiger. Ihre Augen waren geschlossen. Der Arzt ging zu ihr, beugte sich ein wenig über sie und fragte leise: »Mrs. Ollegan, ich muß Sie noch einmal stören. Die Herren vom FBI sind hier. Sie brauchen ein Bild Ihres Sohnes. Es ist sehr wichtig für sie. Können Sie mir sagen, ob und wo Sie ein passendes Bild Ihres Sohnes haben? Ich werde es dann holen und den Herren geben.«
    Ich sah, wie sich ihre Lippen bewegten, aber wir hörten keinen Laut. Der Arzt beugte sich tiefer über sie und nickte stumm.
    »Ja, ich habe verstanden«, sagte er jetzt. »Es ist gut. Machen Sie sich keine Gedanken mehr darüber. Schlafen Sie jetzt! Morgen früh werde ich wieder zu Ihnen kommen, und dann werden wir zusammen überlegen, was für Sie am besten zu tun ist. Schlafen Sie jetzt nur…«
    Seine Stimme hatte tatsächlich einen einschläfernden Klang. Auf Zehenspitzen ging er von der Couch fort, quer durch das Zimmer und zu einem Wandschrank, der auf der anderen Seite stand.
    Ich folgte seinem Blick, und auf einmal stutzte ich. Ich schloß die Augen, rekonstruierte das Geschehen, das sich in diesem Zimmer abgespielt hatte, öffnete die Augen wieder und -es ging mir nicht in den Kopf.
    Es überstieg einfach mein Fassungsvermögen.
    »Hier sind ein paar Bilder«, sagte der Arzt leise. »Wählen Sie selbst das aus, was Ihnen am passendsten erscheint.«
    Ich nahm die Bilder und nickte nur. Der Arzt sah mich an und runzelte die Stirn. Phil stieß mich an.
    »Jerry, die Bilder!«
    Ich nickte mechanisch.
    Phil trat näher an mich heran und raunte mir zu: »Jeny! Was ist denn los?«
    Ich hob den rechten Arm und wies auf das kleine Loch in der Fensterwand des Raumes. Phil folgte meiner Geste mit dem Blick, nickte und brummte mißmutig: »Ja, natürlich! Das Einschußloch! Du hast doch selbst gesagt, daß er von der Tür aus ins Zimmer hineingeschossen hat! Irgendwo mußte die Kugel ja hingehen. Im Fußboden

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