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0160 - Zuletzt wimmern sie alle

0160 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0160 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (1 of 2)
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sagen. Laßt uns bitte durch! Wir haben noch am Tatort zu arbeiten.«
    Einige traten beiseite, aber die aufdringlicheren wollten noch tausenderlei Einzelheiten beschrieben haben. Sie liefen uns nach wie Autogrammjäger einem Filmstar.
    Wir waren froh, als wir endlich das Haus betreten konnten und zwei hünenhafte Cops vom nächsten Revier die Reporter daran hinderten, uns auch noch in den Hausflur zu folgen.
    »Warum hast du ihnen etwas von Eifersucht erzählt?« fragte Phil, sobald wir sie los waren. »Ist denn da etwas dran?«
    Ich schüttelte den Kopf:
    »Keine Spur. Der Mord wurde auf Bestellung und demnach auch auf Bezahlung ausgeführt. Persönliche Motive spielen überhaupt nicht mit. Vermutlich hat Ollegan das Mädchen ein paarmal in der Straße gesehen, da sie schon in seiner Nachbarschaft wohnt, aber das dürfte auch alles sein.«
    »Warum…?«
    »Mein Lieber«, unterbrach ich ihn, »nun frag nicht noch einmal, warum ich bei dieser Lage der Dinge den Reportern etwas von Eifersucht erzählt habe! Wenn der Mord von jemandem bestellt wurde, gibt es also hinter dem eigentlichen Mörder indirekt Schuldige, noch Hintermänner, nicht wahr? Müssen wir denen jetzt schon auf die Nase binden, daß wir überhaupt etwas von ihrer Existenz wissen? Die sollen doch die Polizei für blöd halten und glauben, daß wir vom richtigen Zusammenhang keine Ahnung haben. Dann werden sie sich sicher fühlen. Leute, die sich sicher fühlen, lassen sich am leichtesten beobachten und überführen.«
    Phil grinste.
    »Manchmal kommst du mir ausgesprochen raffiniert vor!«
    Ich gab ihm einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter. Dann stiegen wir die Treppen hinauf zum Tatzimmer.
    Unsere Mordkommission war noch immer an der Arbeit. Die Leiche hatte man inzwischen mit einem roten Gummilaken bedeckt, ein sicheres Zeichen dafür, daß der Fotograf schon alle seine Aufnahmen von der Toten gemacht hatte.
    Im Zimmer selbst waren noch etwa zehn Kollegen. Jeder von ihnen hatte eine genau abgegrenzte Ecke des Zimmers zugewiesen erhalten und war intensiv mit ihrer Durchsuchung beschäftigt. Dazu gehört zum Beispiel das Abklopfen von Fußboden und Wand mit einem besonderen Resonanzhämmerchen. Wenn man damit auf eine Wand klopft, hinter der sich ein Hohlraum verbirgt, verändert sich der Ton des Klopfens so deutlich, daß man es nicht überhören kann.
    Mister High stand mit Walter F. Ronning, dem Leiter der Mordkommission, auf der Galerie vor dem Tatzimmer. Durch die offenstehende Tür beobachteten sie die eifrige Arbeit der Kollegen.
    An allen Möbelstücken sah man noch Reste des Pulvers, mit denen Fingerabdrücke sichtbar gemacht werden. In der ganzen Kriminalistik gibt es nichts, was gründlicher untersucht und bearbeitet wird als ein Mord, »Was war mit den Schüssen, Jerry?« fragte Mister High, als er uns die Treppe her auf kommen sah.
    Wir berichteten ihm. Bei der Gelegenheit erzählte ich auch, wie ich überhaupt dazu gekommen war, diesen Mord zu entdecken. Ich sprach davon, wie mich Ben Warren aufgesucht hatte.
    Mister High und Walter Ronning hörten aufmerksam zu. Als ich geendet hatte, sagte Ronning: »Na, dann wissen wir ja immerhin schon, wer der Täter ist. Das ist ein großer Fortschritt.«
    »Ja«, stimmte Mister High zu. »Das denke ich auch. Aber was für ein Motiv spielt hier eigentlich mit?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Wenn ich das wüßte, Chef! Ollegan weiß es'vielleicht, aber den haben wir noch nicht. Was hat denn die Untersuchung hier am Tatort zutage gefördert? Gar nichts, was auf ein mögliches Motiv schließen ließe?«
    Ronning zuckte die Achseln.
    »Das ist schwer zu sagen. Das Mädchen hatte keine Eltern mehr. Nach den aufgefundenen Papieren studierte sie auf Kosten des Staates New York, der ihr dieses Stipendium wegen hervorragender Begabung zugesprochen hatte. Ihre Fächer waren Geschichte, Englisch, englische und amerikanische Literatur und Kunstgeschichte. Das Motiv kann also in ihrer Umgebung in der Universität zu Hause sein.«
    »Vielleicht Neid?« warf Phil ein. »Ehrgeizige Leute können es selten vertragen, daß ein anderer besser ist als sie selbst.«
    »Durchaus möglich«, meinte Ronning. »Daß Neid bis zum Mord geht, gibt es zwar selten, aber es ist keineswegs ausgeschlossen. Dann hat das Mädchen noch nebenbei ein bißchen in einem Studentenlokal als Aushilfsserviererin gearbeitet. Ich werde natürlich auch dort Nachforschungen anstellen lassen. Aber bis jetzt tappen wir in dieser Beziehung

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