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0160 - Zuletzt wimmern sie alle

0160 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0160 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (1 of 2)
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noch restlos im dunkeln. Wirklich, ich muß schon sagen, das ist ein außergewöhnlicher Fall: Wir wissen genau, wer der Täter ist, wir wissen ziemlich genau von einem seiner Vertrauten, daß er den Mord im Auftrag einer noch unbekannten Person beging - nur haben wir keinen blassen Schimmer, warum das Mädchen eigentlich umgebracht werden sollte.«
    »Vielleicht spielt das zweite Mädchen dabei eine Rolle mit?« warf Mister High ein.
    Ich stutzte: »Was für ein zweites Mädchen?«
    Ronning machte eine vage Geste.
    »Das ist ja das Verrückte: In diesem Zimmer müssen zwei Mädchen gewohnt haben. Es gibt Kleider und Wäsche in zwei verschiedenen Körpergrößen. Alles so in den Schränken angeordnet, wie es nur angeordnet wird, wenn beides täglich gebraucht wird. Es gibt Korrespondenzen in zwei verschiedenen Handschriften. Es gibt Schuhe in zwei verschiedenen Größen!«
    »Auch Fotos?« fragte ich gespannt.
    Ronning stöhnte: »Ja, leider.«
    »Wieso leider?«
    »Alle Fotos zeigen immer wieder dasselbe Mädchen! Und zwar die Tote! Trotzdem gab es hier drin aber zwei, das nehme ich auf meinen Eid! Der Teufel soll daraus schlau werden! Alle Nachbarn, die wir bisher verhört haben, beschwören nämlich, daß sie nie ein anderes Mädchen hier gesehen haben! Es m u ß aber zwei hier gegeben haben, denn es sind sogar zwei Zahnputzgläser vorhanden und zwei Zahnbürsten, und beide sind benutzt worden! Ich gebe eine Lage Whisky für den, der mir dieses Rätsel erklären kann!«
    ***
    Gegen neun Uhr schickte Mister High einen Kollegen hinunter, dem er vorher genaue Instruktionen erteilt hatte, welche Nachrichten er den Reportern geben sollte. Wir hatten beschlossen, bei meiner Version von der Eifersucht zu bleiben.
    Eine Viertelstunde später meldete uns der Kollege, daß die Reporter, endlich abgezogen seien.
    Darauf hatten wir gewartet. Die Mordkommission hatte ihre Arbeiten am Tatort beendet, die Vernehmungsbeamten waren aus den Wohnungen zurückgekehrt, wo sie die ersten Unterhaltungen ziemlich allgemeiner Natur mit den übrigen Hausbewohnern hinter sich gebracht hatten.
    Wir verließen das Tatzimmer, und Walter Ronning klebte zwei Polizeisiegel an deutlich sichtbaren Stellen über die Tür. Inzwischen bugsierten vier Mann behutsam die Tragbahre mit der Toten die Treppe hinab.
    Als wir auf die Straße traten, löste sich von der gegenüberliegenden Straßenseite ein Schatten von dem schwarzen Hintergrund der Büsche. Mißtrauisch zogen Phil und ich unsere Revolver, und wir konnten sehen, daß es eine Reihe von Kollegen ebenfalls tat.
    Der Schatten kam in unsere Richtung. Als er in den Lichtkreis der Standscheinwerfer unserer Autos geriet, erkannten wir, daß es ein junges Mädchen von vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahren war. Es trug ein buntes Baumwollkleid und hatte sein blondes, langes Haar zu einem Pferdeschwanz aufgetürmt.
    Wir sahen, daß es einen der ganz vorn gehenden Kollegen ansprach. Der wies es mit einer Kopfbewegung weiter nach hinten, wo Mister High und Walter Ronning gingen. Offenbar hatte er den Chef beschrieben, denn das Mädchen musterte die anderen Kollegen prüfend und trat dann auf Mister High zu.
    »Verzeihung, Sir«, sagte es. »Würden Sie mir wohl bitte eine Auskunft geben?«
    Es war sehr blaß. Mister High blieb stehen.
    »Um was handelt es sich denn?« erkundigte er sich mit seiner ruhigen, sympathischen Stimme.
    »Ich habe gehört, daß hier ein Junge niedergestochen wurde. Wer - wer ist es denn?«
    Mister High musterte es einen Augenblick ernst. Dann wandte er den Kopf: »Jerry, für diese Auskunft sind Sie wohl der richtige Mann.«
    Der Chef ging mit den anderen weiter. Ich blieb bei dem Mädchen stehen.
    »Warum interessiert Sie das?« fragte ich.
    Es wurde rot, sagte aber nichts.
    »Ben Warren«, sagte ich.
    Ein Ruf des Entsetzens entschlüpfte ihm.
    »Er ist nicht tot«, sagte ich schnell. »Obgleich es ernst aussieht. Kennen Sie ihn?«
    Es hatte den Kopf gesenkt und verharrte einen. Augenblick regungslos. Dann hob es ihn langsam. In seinen Augen schimmerte es feucht.
    »Er ist so ein prima Kerl«, sagte es leise, daß man es kaum verstehen konnte.
    Ich zögerte einen Augenblick, dann machte ich eine einladende Handbewegung.
    »Wenn Sie wollen, können Sie mit ins Hospital fahren. Ich wollte sowieso hin.«
    Am Jaguar, an dem zwischenzeitlich zwei Cops die zerstochenen Reifen gewechselt hatten, bat ich es, einen Augenblick zu warten. Ich ging zu Mister High und erklärte es dem

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