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0160 - Zuletzt wimmern sie alle

0160 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0160 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (1 of 2)
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sitzen auch noch zwei!«
    Ich schüttelte den Kopf:
    »Das ist es nicht. Genau in der Richtung, in der dieses Einschußloch sich befindet…«
    »Was war in dieser Richtung?« fragte Phil.
    Ich fuhr mir über die Stirn. Mir war plötzlich heiß geworden.
    »In dieser Richtung stand die Frau. Ich hatte sie ganz instinktiv mit zu Boden gerissen, obgleich ich glaubte, er hätte auf mich geschossen. Aber das ist ja gar nicht wahr! Diese Bestie hat mich gar nicht beachtet! Er wollte seine Mutter erschießen!«
    Nachdem wir zwei Bilder ausgewählt hatten, die für die Wiedergabe auf einem Steckbrief besonders gut geeignet waren, gingen wir. Der Arzt schloß sich uns an, blieb aber dann auf der Treppe stehen und gab der Nachbarin Ratschläge, wie sie sich um Mrs. Ollegan kümmern könne.
    Auf der Straße war noch immer kein Mensch zu sehen. Die Anwohner schienen ähnliche Szenen gewöhnt zu sein, sonst hätten sie sich nicht so strikt in ihren Häusern aufgehalten.
    »Es wurde Zeit, daß in diesen Sumpf hier einmal gründlich hineingeleuchtet wurde«, murmelte Phil, während wir zurückgingen zu dem Haus, in dem das Mädchen ermordet worden war.
    »Die Leute sind von der Bande ja schon so eingeschüchtert, daß sie sich prinzipiell nicht hinauswagen, wenn es auf der Straße Lärm gibt. Ich wette tausend zu eins mir dir: Hier könnte man auf der offenen Straße einen Menschen totprügeln, der könnte brüllen, daß es durch die ganze Straße gellt, aber es würde sich keiner darum kümmern. Sie würden alle in ihren Zimmern hocken und nur einen Gedanken haben: Hoffentlich lassen sie uns in Ruhe,«
    »Aus der Wette wird nichts«, sagte ich. »Ich setze keinen Cent dagegen. Aber sei nicht ungerecht, Phil: Was sollen die Leute tun? Organisierte Gewalt gegen einzelne Machtlosigkeit, das ist immer eine ungleiche Sache.«
    »Na ja«, gab er zu. »Vielleicht hast du recht. Aber es regt mich immer auf, wenn ich sehe, wie leicht sich die Leute von ein paar brutalen Halunken tyrannisieren lassen.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Das ist ja das Problem! Die Gangster sind organisiert. Die Opfer nicht.«
    Schweigend schritten wir weiter die Straße entlang. Als wir einmal stehenblieben, um uns eine Zigarette anzustecken, sahen wir, warum auch keine Fremden in die Straße kamen.
    Die Stadtpolizei hatte kurzerhand an der nächsten Ecke die ganze Straße für jeden Verkehr gesperrt. Nur ein paar Reporter standen abwartend vor dem Haus, in dem der Mord geschehen war.
    Als wir uns ihnen näherten und sie uns erkannt hatten, schossen sie auf uns los wie ein Schwarm von Fliegen auf ein Stück rohes Fleisch, das in der Sonne hängt.
    »Cotton, erzählen Sie uns die Story!«
    »Decker, was ist hier los?«
    »Wer hat geschossen, Cotton?«
    »Gab es einen Gangsterkrieg hier, Decker?«
    Die Fragen prasselten auf uns ein, daß es ziemlich unmöglich war, auch nur jede Frage richtig zu verstehen. Wir hoben abwehrend beide Arme. Nach einigen Sekunden trat Ruhe ein.
    »Sie können folgendes schreiben!« rief ich. »Heute am frühen Abend wurde die neunzehnjährige Studentin Raila Sheers ermordet. Als Motiv nehmen wir Eifersucht oder ähnliche Gefühlsmomente an.«
    Phil sah mich nur für einen Sekundenbruchteil an, dann nickte er bestätigend, als hätte ich die reine Wahrheit gesprochen.
    Die Reporter kritzelten hastig auf ihre Blöcke. Ein paar von ihnen schossen ein paar Blitzlichter auf uns ab, und wir konnten sie leider nicht daran hindern…
    »Hat man schon eine Spur von dem mutmaßliche Täter?« rief einer der Zeitungsboys aufgeregt.
    Ich nickte:
    »Wir wissen ziemlich genau, wer es gewesen ist. Wir suchen einen gewissen Jack Ollegan, achtzehn oder neunzehn Jahre alt. Sie werden alle noch heute nacht von der FBI-Pressestelle Fotos dieses Jungen bekommen. Wir müssen die Bevölkerung um ihre Mitarbeit ersuchen, denn Ollegan ist flüchtig. Wir konnten ihn in einem Hinterhof stellen, aber da wir die Örtlichkeit nicht kannten, er aber sehr gut, war es ihm möglich, nach einem kurzen Feuergefecht zu entkommen.«
    Jetzt flammten noch ein paar Blitz- lichter auf. Ich sah im Geiste bereits die Bilder von Phil und mir unter Schlagzeilen wie »Die Gangsterjäger Cotton und Decker nach ihrem Feuergefecht mit dem Mörder Ollegan«. Bei uns herrscht Pressefreiheit, und solange sich ein Reporter halbwegs an die Tatsachen hält, können Sie verdammt wenig gegen das tun, was er schreibt.
    »So, Boys«, sagte ich. »Mehr kann ich euch im Augenblick auch nicht

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