Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0160 - Zuletzt wimmern sie alle

0160 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0160 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (1 of 2)
Vom Netzwerk:
Sie müssen uns auch helfen, wenn wir Ihnen schon entgegenkommen«, fuhr ich ernst fort. »Sagen Sie uns, wo Sie diesen Jungen kennengelernt haben!«
    »Hier. Er kam in den letzten vierzehn Tagen fast jeden Abend und setzte sich immer allein hier ins Hinterzimmer.«
    »Er kam allein?«
    »Ja.«
    »Haben Sie gesehen, daß er hier einmal mit einem jungen Mann gesprochen hat?«
    »Nein… Doch! Vor drei oder vier Tagen kam einer herein und wollte ebenfalls ins Hinterzimmer. Da war aber mein Bekannter schon drin. Na, ich weiß nicht, wie es kam, jedenfalls wurden die beiden sich einig, daß sie sich gegenseitig nicht als Störung ansahen. Und später gingen sie auch zusammen.«
    Ich warf Phil einen kurzen Blick zu. Es konnte eigentlich nur Ollegan gewesen sein. Ich zog meine Brieftasche und nahm Ollegans Bild heraus. Einen Augenblick lang vibrierten meine Finger vor Aufregung, dann hatte ich mich wieder in der Gewalt.
    »War es dieser Mann?«
    Nelly beugte sich vor.
    Ich spürte, wie auch Phil vor Aufregung nicht ruhig sitzen konnte. Einen Sekundenbruchteil stieg die Spannung ins Unermeßliche, dann hörten wir Nellys Stimme.
    Wir lehnten uns zurück und atmeten tief. Wir hatten Ollegans Spur. Nur seine Spur, aber immerhin doch schon etwas.
    »Wissen Sie, wo sich Ihr Bekannter aufhielt?«
    »Wie meinen Sie das? Wo er wohnte?«
    »Ja, so kann man es nennen.«
    »Nein, leider nicht. Ich fragte ihn einmal danach - jetzt fällt es mir auf -, und er antwortete nicht. Er wich aus und brachte das Gespräch auf ein anderes Thema. Ich dachte damals, er habe meine Frage vielleicht nicht gehört, jedenfalls nahm ich es nicht weiter wichtig.«
    Ich nickte. Sicher. Es war wohl zuviel gewesen, was ich mir von dieser Unterhaltung versprochen hatte. Eine Spur von Ollegan, gut, die hatten wir ja. Irgendwo hier in der Nähe mußte sein Versteck liegen. Mehr hätte ich nicht erwarten dürfen.
    »Okay«, sagte ich. »Vielen Dank, Miß Nelly. Wenn Sie zufällig diesen Burschen hier in der Kneipe sehen sollten, rufen Sie sofort den FBI an.«
    Mit naiver, entwaffnender Ehrlichkeit fragte sie: »Wird dieser Mann auch gesucht?«
    Ich seufzte. Tagelang hatten die Zeitungen Ollegans Bild gebracht. Überall hingen die Steckbriefe mit seinem Bild. Jeden Abend war es von den New Yorker Fernsehstationen verbreitet worden. Und dieses Mädchen fragte uns, ob er gesucht würde!
    »Lesen Sie denn keine Zeitungen?« fragte ich leicht gereizt.
    Mit weiblicher Naivität schüttelte Nelly den Kopf.
    »Da steht ja doch immer nur Politik drin«, sagte sie.
    Na schön, solche Menschen gibt es also auch.
    »Dieser Mann hat mehrere Leute ermordet«, sagte ich hart- »Und damit Sie es ganz genau wissen: Ihren Bekannten hat er auch auf dem Gewissen! Wenn Sie ihn je im Leben sehen sollten, laufen Sie, so schnell Ihre Füße Sie tragen, zur nächsten Telefonzelle, und rufen Sie sofort den FBI an. Der Kerl hält sich versteckt, und wir glauben, dort, wo sich Ihr Bekannter versteckt hielt. Aber das wissen Sie ja leider auch nicht…«
    Ich zuckte resignierend die Achseln und stand auf. Phil erhob sich ebenfalls. Nur Nelly blieb sitzen. Sie hatte die Stirn in Falten gezogen und schien konzentriert über etwas nachzudenken. Vermutlich dachte sie an den Jungen, den sie wahrscheinlich gern gehabt hatte. Von dem sie nicht gewußt hatte, daß er ein Verbrecher war und gesucht wurde.
    Wir gingen leise zur Tür. In dem Augenblick, als ich die Hand auf die Klinke legte, hob Nelly den Kopf und rief: »Augenblick! Sie sagten, daß -daß mein Bekannter sich auch versteckt gehalten habe?«
    »Sicher. Das mußte er doch. Er wurde ja steckbrieflich gesucht. Er riskierte schon allerlei, daß er überhaupt hier in die Kneipe kam. Aber so ganz ohne Menschen hält es nun einmal keiner aus…«
    Nelly nickte ein paarmal. Langsam und schwermütig. Dann murmelte sie: »Und Sie meinen, daß sich dieser -dieser Kerl da auf dem Bild auch dort versteckt halten könnte, wo mein Bekannter war?«
    »Ja, das ist das wahrscheinlichste, da sich die beiden doch kannten.«
    Wieder schwieg Nelly ein paar Sekunden. Dann hob sie entschlossen den Kopf und sagte: »Mein Bekannter hat mich ein paarmal hier abgeholt, wenn ich Feierabend hatte. So gegen zwei Uhr nachts. Wir gingen zusammen ein paarinal in ein altes, verlassenes Gebäude, das er irgendwie kannte…«
    Mir blieb die Luft weg. Mein Mund war auf einmal ganz trocken. Ich mußte mir erst mit der Zunge die Lippen anfeuchten, bevor ich etwas sagen

Weitere Kostenlose Bücher