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0161 - Medusas Rache

0161 - Medusas Rache

Titel: 0161 - Medusas Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch Bäume und Sträucher wuchsen, deren Zweige und Äste ein natürliches Dach über die Gräber gelegt hatten. Das war besser, da störten nur die schmalen, mit Asphalt überzogenen Wege, die das Gelände durchschnitten.
    Daran hatte sich der Leichenwäscher inzwischen gewöhnt. Er freute sich über die Sonne und die Vögel, die jetzt wieder sangen, daß es eine wahre Pracht war. In der Giebelspitze der großen Leichenhalle hatten mehrere Amseln ihre Nester gebaut. Bald würden sie Eier legen.
    Die Natur war erwacht. Der Leichenwäscher erfreute sich an dem frischen Grün, die Luft roch anders, war viel sauerstoffhaltiger, und selbst ein Friedhof konnte da zu einem schönen Fleckchen Erde werden.
    Die Stadtverwaltung hatte dafür gesorgt, daß auf diesem Teil des Friedhofs, der schon mehr einem Park glich, mit allen seinen Rasenflächen und Buschinseln, Bänke aufgestellt wurden. Grün lackiert, passend zur Natur.
    Auf einer Bank saß ein junges Paar. Wie zwei ertappte Sünder fuhren die beiden auseinander, als Slim Limmerick sie passierte. Der Leichenwäscher mußte lächeln.
    Der Weg machte eine Kurve. Im Scheitelpunkt und dicht an einer schmalen Kreuzung, stand die nächste Bank.
    Auch sie war besetzt.
    Von einer Frau, die der Leichenwäscher gut kannte. Sie gehörte gewissermaßen zu seinen Freundinnen. Immer wenn sie da war, dann wurde aus einem kleinen Schwätzchen ein richtig interessanter Dialog.
    Die ältere Frau hatte die Schritte gehört und wandte den Kopf. Ein Lächeln trat in ihre lustigen Augen, als sie dem Leichenwäscher entgegenrief: »Da sind Sie ja endlich, mein Junge.«
    Slim mußte grinsen, denn sie sagte immer »mein Junge«. Er wußte, daß sie die 70 schon überschritten hatte. Sie hätte tatsächlich seine Mutter sein können.
    Neben ihr nahm Slim Platz.
    »Ich wußte doch, mein Lieber, daß Sie heute morgen für ein kleines Schwätzchen Zeit haben. Das ist nämlich kein Wetter zum Sterben.«
    »Nein, eher zum Heldenzeugen.«
    »Slim, ich bitte Sie. Schließlich sitzen Sie hier neben einer Dame.«
    In den Augen der älteren Frau blitzte der Schalk.
    »Entschuldigen Sie, Mrs. Goldwyn. Aber ein Späßchen am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen.«
    Die Frau lachte. »Sie und Sorgen. Mein Gott, Sie sind doch noch so jung. Was soll ich denn sagen?«
    »Sie haben sich prächtig gehalten. Sowieso sind Sie eine Frau, die ich bewundere. In allen Ehren natürlich.«
    »Das wollte ich Ihnen auch geraten haben. Schließlich bin ich eine dreifache Witwe. Und meine Männer sind alle eines natürlichen Todes gestorben.«
    »Einen Mord hätte ich Ihnen auch nicht zugetraut«, erwiderte Slim im Brustton der Überzeugung.
    »Trau schau wem, mein Lieber. Daran sollten Sie immer denken. Aber es wird Zeit, daß Sie unter die Haube kommen.«
    »Wer nimmt schon einen Leichenwäscher.«
    »Eine Frau, die liebt, schaut nicht auf den Beruf ihres Mannes, mein Junge.«
    »Dann hatte ich immer die falschen.«
    Mrs. Goldwyn lachte. »Warten Sie ab. Für Sie wird auch noch die Richtige kommen. Auf jeden Topf paßt ein Deckel. Ich hatte drei Männer, mein Lieber.«
    »Sie«, sagte der Leichen Wäscher mit allem Ernst, »Sie sind ja auch etwas Besonderes.«
    »Wieso das denn?«
    Slim hob die Schultern. »Ich weiß nicht so recht, wie ich mich ausdrücken soll, aber ich… sorry, Sie sind eine belesene Frau, intelligent, und was Sie für Hobbies haben …«
    »Ach, ich habe nur Zeit.« Jetzt hatte Mrs. Goldwyn wirklich untertrieben. Sie war schon eine bemerkenswerte Frau. Sie interessierte sich für alles, was mit Verbrechen zu tun hatte. Und da stand der Horror an erster Stelle. Mrs. Goldwyn besaß die größte private Buchsammlung in Sachen Horror. Ein Teil waren Romane. Die anderen Bücher beschäftigten sich mit übersinnlichen Themen, dort wurden sie populärwissenschaftlich erklärt, und Lady Sarah hatte sie genau studiert. Bei ihr holten sich sogar Kriminalisten Rat. Einer davon war John Sinclair. Von ihm stammte auch Mrs. Goldwyns Spitzname: Horror-Oma.
    Sie hörte ihn mit Vergnügen, und es bereitete ihr noch größeres Vergnügen, sich in die Fälle einzumischen und selbst zu recherchieren. Geld hatte sie genug. Ihre drei Männer waren durch die Bank weg wohlhabend gewesen und hatten, jeder für sich, ihr ein erkleckliches Vermögen hinterlassen, das jeden Monat dicke Zinsen einbrachte, die Lady Sarah jedoch sofort weiter überwies, denn in der Dritten Welt gab es genug hungernde Menschen. Die Horror-Oma konnte

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