0161 - Medusas Rache
lehnte mich aufatmend zurück und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Nur allmählich beruhigten sich meine aufgepeitschten Nerven. In der letzten Zeit war ein wenig viel auf mich eingestürmt, das ging an die Substanz.
Und auch die Horror-Oma war wieder erwacht. Sie hatte eine wirklich eiserne Konstitution. Überrascht schaute sie sich um. »Wir sind ja immer noch hier«, sagte sie. »Gefällt es Ihnen in der Verbrennungskammer so gut?«
Ich grinste schief. »Mir nicht, Lady Sarah, aber den anderen scheint es zu gefallen, daß wir hier unten bleiben.«
»Oh, welch widerliche Menschen.« Die Horror-Oma streckte ihren Arm aus und deutete auf den durch die Luke gefallenen Mafioso.
»Gehört er auch zu den anderen?«
»Sicher.«
»Den haben Sie aber nicht von dort oben runtergeholt.«
»Nein.«
»Dann haben wir Hilfe bekommen«, stellte die Lady scharfsinnig fest.
»Genau.«
»Hm.« Sie nickte und stand auf, wobei sie ihre Stirn in Falten legte und nach oben schaute. »Seltsam«, sagte sie, »sehr seltsam, wenn ich das so sehe.«
»Was ist seltsam?«
»Da oben liegen noch mehr.«
»Ich sagte Ihnen doch, mein Freund Suko kam zur rechten Zeit.«
Sie wollte etwas erwidern, doch plötzlich gaben ihre Beine nach.
Schwindel erfaßte sie und sie fiel.
Mir genau in die Arme, denn die hatte ich blitzschnell ausgestreckt. Da lag sie nun, blinzelte mir zu und lächelte. »Man merkt doch, daß ich nicht mehr die Jüngste bin.«
Da hatte sie ein wahres Wort gesagt. Trotz allem hatte sie sich außerordentlich gut gehalten, dieses Kompliment mußte ich ihr machen. Besser als ich.
Ich hörte Schritte.
Suko kam zurück. Mit einem Seil in der Hand. Er blieb vor der Luke stehen und schaute hinab.
»Wenn ihr mich nicht hättet«, sagte er und ließ das Seil hinabfallen. Eine Schlinge war bereits geknüpft.
Ich fing es auf. »So«, sagte ich zu Mrs. Goldwyn, »jetzt werden wir Sie mal hochhieven.«
»Aber Vorsicht, junger Mann. Ich bin sehr zerbrechlich.«
Ich mußte lachen. »Das erschien mir vorhin aber nicht so.«
»Täuschung, alles Täuschung.«
Ich legte der Frau das Seil unter die Achseln und gab Suko das Okay-Zeichen.
Der Chinese zog. Suko war ein Kraftpaket, die Horror-Oma für ihn ein Leichtgewicht.
»Was man in meinem Alter noch so alles erlebt«, sagte sie. »Unwahrscheinlich.«
Sie hatte wirklich Humor, das mußte man ihr lassen.
»Alles klar«, meldete Suko und ließ das Seil zum zweitenmal herab. Ich band Costellos Leibwächter fest, denn ihn konnten wir unmöglich hier liegenlassen.
Auch er wurde von Suko in die Höhe gehievt.
Dann war ich an der Reihe. Ich knotete mir die Schlinge selbst unter die Achseln. Als ich schließlich neben meinem Partner stand, fiel mir ein Stein vom Herzen.
Endlich war ich raus aus dieser verdammten Verbrennungskammer. Das hatte Nerven gekostet.
»Alles klar?« fragte der Chinese.
»Und wie.« Ich nickte und reichte ihm die Hand.
Er grinste. »Was soll das denn?«
»Für die Lebensrettung.«
»Mach hier keinen Mist.« Unwillig winkte der Chinese ab. »Du hättest nicht anders gehandelt. Und wie oft hast du mich schon herausgerissen.«
»Trotzdem, es war haarscharf.«
Auch Lady Sarah bedankte sich bei Suko. »Wäre ich 40 Jahre jünger, hätten sie jetzt einen Kuß bekommen, aber von einer dreifachen Witwe lohnt sich das nicht mehr, junger Mann.«
Ich mußte schmunzeln. Der Humor dieser Horror-Oma war einfach nicht unterzukriegen. Dann schaute ich mich um.
Suko hatte ganz schön aufgeräumt. Drei Kerle waren bewußtlos, der vierte verletzt. Er lag auf dem Boden und rührte sich nicht mehr.
Ich ging hin und drehte ihn auf den Rücken.
Eine Kugel hatte ihn getroffen. Ich sah das Blut und die gebrochenen Augen.
Der Mann war nicht verletzt, sondern tot.
Ich drehte mich um und schaute Suko an.
»Tut mir leid«, sagte der Chinese. »Zielen war nicht mehr möglich. Er oder ich.«
Wie wahr mein Freund gesprochen hatte. Ich kannte solche Momente. Hinterher machte man sich dann Vorwürfe.
»Und Logan Costello?«
»Verschwunden.« Suko machte ein zerknirschtes Gesicht. »Der hat Fersengeld gegeben. Ich wollte noch hinterher, doch dann dachte ich an euch und eure Sicherheit, da habe ich ihn eben laufenlassen.«
»Schon gut«, erwiderte ich.
»Müßten wir nicht die Polizei anrufen?« unterbrach Mrs. Goldwyn unseren Dialog.
»Eigentlich ja«, dehnte ich.
»Aber…?«
»Bisher haben wir ja unseren eigentlichen Gegner nicht gesehen. Die Medusa. Ich bin
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