0161 - Zamorras Sarg
und bringt Nicole zu Bett. Dann hast du unten noch irgend etwas vergessen, das du dringend erledigen mußt. Wir treffen uns im Salon. Okay?«
Zamorra nickte. »Bis gleich.«
Er eilte über den langen Korridor bis in jenen Teil des Gebäudes, in dem sich seine und Nicoles Schlafräume befanden. Nicole wartete in seinem Zimmer.
»Ich möchte heute nacht nicht allein sein«, sagte sie, »In deiner Nähe fühle ich mich vielleicht sicherer. Ich habe furchbare Angst vor diesen Träumen.«
Zamorra lächelte.
»Wir werden es überstehen«, sagte er und wollte sie küssen. Doch als sein Mund sich dem ihren näherte, schrie sie plötzlich gellend auf.
»Nein… nein, nicht - geh weg…«
Sie stieß ihn von sich, wich vor ihm zurück. Zamorra stand sekundenlang völlig starr, wie vor den Kopf geschlagen. Was war mit Nicole geschehen?
Er nahm das vor seiner Brust hängende Amulett in beide Hände und konzentrierte sich. Es glomm schwach auf und strahlte beruhigende Impulse auf Nicole ab. Übergangslos normalisierte sie sich wieder.
»Ich…« setzte sie an.
»Es ist gut«, sagte Zamorra. »Du hattest wieder eine Vision, ja?«
»Als du mich küssen wolltest… sah ich plötzlich lange Eckzähne in deinem Mund.«
Zamorra öffnete den Mund. Sein Gebiß war normal: Nicole atmete erleichtert auf. »Oh, Cherie, es ist furchtbar…«
»Soll ich dich hypnotisieren, daß du wenigstens in Ruhe schlafen kannst?« fragte er.
Sie schüttelte langsam den Kopf.
»Ich glaube, es hat keinen Zweck. Er ist so unglaublich stark…er wird wahrscheinlich auch die Hypnose durchbrechen. Nein, laß nur.«
»Wie du willst«, sagte er.
Diesmal wehrte sie sich nicht gegen seinen Kuß.
»Wir werden es schon schaffen«, sagte er schließlich. Plötzlich schlug er sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
»Fast hätte ich’s vergessen…« murmelte er.
»Was?«
»Ich habe unten noch etwas zu tun. Dauert nur ein paar Minuten. Ich komme gleich wieder…«
Er eilte hinaus. Kopfschüttelnd sah Nicole ihm nach. Etwas stimmte nicht, sie spürte es. Sie kannte Zamorra so gut wie sich selbst und merkte sofort, daß er sie beschwindelte.
Dennoch vertraute sie ihm. Es geschah bestimmt nicht ohne Grund. Irgendwann würde er es ihr sagen. Vielleicht geschah es auch zu ihrem eigenen Besten. Plötzlich kam ihr der gleiche Gedanke wie Bill Fleming, daß der Unheimlich ihre Gedanken anzapfen konnte. Nein, dann war es besser, wenn sie nichts wußte.
Dennoch fühlte sie sich allein im Zimmer nicht wohl. Die dumpfe Furcht stieg in ihr auf und begann an ihr zu fressen. Furcht davor, allein zu sein, und Furcht, Zamorra zu verlieren…
***
Bill wartete bereits unten im Salon. »Ich dachte schon, du kämest nicht mehr«, sagte er.
Zamorra sah ihn prüfend an. »Was hast du vor?« fragte er.
Der Historiker lächelte. »Pack deine Untensilienkiste aus. Wir werden eine Vampirfalle bauen.«
»Und wie stellst du dir das vor?« wollte der Meister des Übersinnlichen wissen.
»Es geht ganz einfach. Ich las kürzlich darüber. Ich werde dir bei Gelegenheit eine Ablichtung des Buches zuschicken. Du scheinst es wohl noch nicht zu kennen.« Er nannte Titel und Verfasser. Das Buch mußte irgendwann vor der Jahrhundertwende irgendwo im Tibet geschrieben worden sein.
»Wo hast du denn die Kostbarkeit aufgetrieben?« fragte Zamorra überrascht.
»Auf dem Flohmarkt«, grinste Bill trocken. »Hat mich genau zwei Dollar und siebenundfünfzig Cents gekostet. Billiger wollte es der Dealer nicht machen. Der hatte ja gar keine Ahnung, was das Buch wirklich wert ist.«
»Und was brauchen wir für diese Vampirfalle?«
Bill begann die einzelnen Teile aufzuzählen. »Und ein wenig Magie«, fügte er hinzu. »Mit dem Amulett dürfte es dir keine großen Schwierigkeiten bieten…«
Zamorra überlegte. »Ja, die Sachen sind vorhanden. Hoffentlich ist es nicht nur leeres Geschwätz, was in dem Buch steht.«
»Wir werden sehen«, sagte Bill. »Wenn er hineintappt, hätten wir Glück. Wenn nicht, müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.«
Gemeinsam gingen sie ans Werk, die Vampirfalle einzurichten. Sie ahnten nicht, welche Überraschung die Nacht ihnen noch bringen würde…
***
Draußen umkreiste der Vampir Château Montagne. Unermüdlich zog er seine Runden und wartete darauf, daß die letzten Lichter erlöschen würden. Endlich war es soweit.
Blaß stand der Mond am Himmel. Der Vampir stieß näher heran. Er spürte, daß da etwas war, daß ihn anzog, konnte
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