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0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
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komme.«
    »Das ist unklug, Mister Cotton«, sagte die freundliche Stimme. »Es schadet der Gesundheit.«
    Wirklich nett von den Leutchen, daß sie sich wegen meiner Gesundheit Gedanken machten. Aber ich bekam wirklich den Sack und die Binde von den Augen abgenommen. Das war eine Überraschung für mich. Damit hatte ich nicht gerechnet.
    Ich sah mich neugierig um.
    Das Zimmer war nicht sehr groß und typisch amerikanisch eingerichtet. An der rechten Wand gab es ein Bücherregal, das in die Wand eingelassen war. Rechts und links hingen zwei ausgemalte Schalen an der Wand, die Szenen aus dem Jagdleben vergangener Jahrhunderte oder berittene Soldaten darstellten. Die Kostüme dieser Leute waren mir nicht bekannt, und ich sah nur Pferde und Reiter.
    Genau vor mir befanden sich zwei Fenster, deren Jalousien heruntergelassen waren. In der rechten Ecke brannte eine Stehlampe.
    Links von mir stand ein Mann von vielleicht fünfunddreißig Jahren, der einen graukarierten Anzug trug.
    »Gefällt Ihnen das Muster?« fragte er, als ich ihn ansah.
    Es war die freundliche Stimme.
    »Nicht schlecht, ja«, nickte ich. »Aber wie ist es nun mit meiner Zigarette?«
    Von hinten schob mir eine haarige Pranke eine brennende Zigarette zwischen die Lippen.
    Ich machte ein paar Züge und gab mir Mühe, daß mir der Rauch nicht in die Augen stieg. Danach deutete ich mit einer Kopfbewegung an, daß ich genug hätte. Von hinten wurde mir die Zigarette wieder weggenommen.
    Ich drehte mich um. Der Bulle, der mich bedient hatte, warf einen schnellen Blick auf die freundliche Stimme. Es schien ihm nicht zu gefallen, daß ich sein stupides Gesicht jetzt gesehen hatte.
    »Keine Angst, Tom«, erklärte die freundliche Stimme. »Entweder wird uns Mister Cotton bald zu seinen Freunden zählen, oder er wird keine Gelegenheit mehr haben, die Kenntnis unserer Gesichter noch irgendwie auszuwerten.«
    Ich sagte nichts dazu. Obgleich ich fast grinsen mußte. Er hatte also die Katze schon aus dem Sack gelassen. Sie wollten mich vor die Wahl stellen: Mitmachen - oder gesegnete Himmelfahrt.
    Wie stellten die sich das eigentlich vor? Und vor allem, um was ging es hier eigentlich?
    »Wie lange müssen wir denn warten?« erkundigte ich mich und gähnte.
    Der Freundliche zuckte die Achseln: »Ich weiß es selbst nicht, Mister Cotton. Der Chef hat nur hinterlassen, daß wir auf ihn warten sollen.«
    »Ich habe grundsätzlich nichts dagegen«, sagte ich, »meine Nächte mit anregenden .Leuten zu verbringen. Aber ich muß in aller Form darauf hinweisen, daß ich heute früh zum Dienst erscheinen muß.«
    Der Bulle hinter meinem Sofa lachte. Der Freundliche lachte nicht. Er warf mir nur einen nachdenklichen Blick zu, dann ging er durch eine Tür, die links in der Wand war.
    Er war kein Hellseher. Er hatte nicht wissen können, daß in dem Augenblick, da er die Tür öffnete, draußen gerade jemand an dieser Tür vorbeiging. Da er es nicht hatte wissen können, sah ich diese Person, die gerade an der Tür Vorbeigehen wollte.
    Mir verschlug es die Sprache. Für einen Augenblick glaubte ich zu träumen.
    Denn wer da in dieser Sekunde draußen durch den Flur ging, als der Freundliche die Tür öffnete, das war Raila Sheers, das ermordete Mädchen, in höchsteigener Person.
    Keine Ähnlichkeit, keine Verwechslung, no: Es war Raila Sheers!
    ***
    Es muß etwa zu dieser Zeit gewesen sein, als in der FBI-Zentrale das Lämpchen an einem der Telefonapparate aufleuchtete. Zugleich vernahm man den Summton, der in Ergänzung zu dem Lämpchen anzeigen soll, daß ein Gespräch in der Leitung liegt.
    Die Telefonzentrale war, wie jede Nacht, nur mit zwei Mann besetzt, und als diese den Summton hörten, drehte sich Eddy Rallers mit seinem Stuhl von dem kleinen Tisch weg, auf dem er mit Toy Jollies gepokert hatte. Er griff nach dem Telefonhörer und sagte seinen Spruch: »Federal Bureau of Investigation. Was können wir für Sie tun?«
    »Hallo!« sagte eine weibliche Stimme so leise, daß Eddy sie kaum verstehen konnte. Aber diese Stimme war nicht nur sehr leise, sie war auch irgendwie aufgeregt.
    Eddy kam es fast vor, als habe die Stimme einen gehetzten Klang. Er hob die linke Hand hoch und schnipste mit Daumen und Zeigefinger.
    Toy Jollies verstand sofort. Er sprang auf, lief um den Tisch herum und stellte mittels einer Verlängerungsschnur eine elektrische Verbindung her. Dann nickte er und drückte eine Taste nieder.
    Das Tonbandgerät lief.
    Toy griff schnell nach den Kopfhörern,

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